ISTRIEN – Nordwest: Fahrt ins “Trüffelreich”
4. September 2018 von Bernhard Baumgartner
Aus unserem Reisetagebuch: Montag, 8. Oktober, Standort Umag. Nach der Tour von Brgudac über die “Alm der Brunnentröge” / Korita und der Runde über den Veli Panik; nun stand wieder eine Ausflugsfahrt am Programm, Ziel das für seine Trüffel berühmte Motovun (aber auch andere Orte vor allem im nordwestlichen Istrien sind für diese kostbare Delikatesse bekannt). Erster Halt nach der Fahrt über die küstennahe Niederung mit ihren Roterdeböden ist:
BUJE / BUIE: Durch seine Höhenlage am Zusammenschluss der von Norden kommenden Hauptstraßen (Koper und Portoroz) ist diese Stadt seit der Römerzeit der “Wachtposten Istriens”. Herausragend der Dom S. Servolo mit freistehendem Glockenturm (auffallend die “unfertige Westfassade) und malerischen Gassen in der dicht um den Dom gedrängten Altstadt. Wir kamen übrigens am Abend desselben Tages nach Buje zurück (auf der Rückfahrt von Motovun nach Umag).
Nach dem Rundgang zweigten wir von der südlichen Hauptroute ab und folgten der Höhenstraße in östlicher Richtung zum nächsten bekannten Ort, dem “Dorf der Künstler und der musikalischen Jugend” – GROZNJAN / GRISIGNANA: Die kreisförmig geschlossene Ortschaft wirkt besonders durch ihre Lage wehrhaft, besticht aber vor allem durch die gepflegten engen Gassen und alten Häuser, was vor allem den künstlerischen Ambitionen zu verdanken ist. Die Tore und Türme reichen in die venezianische Herrschaft zurück (wie bei Buje, wo Venedig Nachfolger der Patriarchen von Aquileja war).
Nach den malerischen Momenten im Künstlerort Groznjan sehen wir dem Stadttor gegenüber die Kirche der Heiligen Kosmas und Damian von 1554 mit einem Steinkopf auf dem Dachreiter. Später gibt es noch einen Rückblick auf den Kirchturm über den Waldrändern.
Bei der Weiterfahrt über den bis Buzet ziehenden Höhenrücken verlockt uns ein “Abstecher”, wahrscheinlich vom Kunsthistorischen Reiseführer angeregt… Ebenfalls auf einer Bergkuppe gelegen ist die kanzelartig vorgeschobene Ortschaft ZAVRSJE / PIEMONTE, keine Besichtigung, für uns aber ein schöner Panorama-Blickpunkt über die Obst- und Weingärten und den zinnengekrönten Turm der Pfarrkirche gegen das im Süden jenseits des Mirnatals sichtbare Motovun (unser Tagesziel), sogar den Trinkwassersee Butoniga und die Ucka kann man von hier aus sehen!
Den genauen Verlauf unseres Ausfluges habe ich leider nicht mehr im Kopf “gespeichert”, sondern mit den Bildern im PC – so wundere ich mich nachträglich über den Eintrag im Fahrtenkalender, dass der nächste Ort etwas enttäuschend gewirkt hätte… Diese Höhensiedlung heißt OPRTALJ / PORTOLE – wie beim letzten Ort klingt die italienische Bezeichnung für uns besser! Die Lage ist ähnlich wie jene von Piemonte, in Portola haben wir uns aber näher umgeschaut:
Bei der Ortseinfahrt eine Zypressenallee und die Marienkirche aus dem 15. Jahrhundert, weil verschlossen blieben uns auch die Fresken weiterhin unbekannt. Bemerkenswert ist der Dom St. Georg, dessen Patrizinium an die Bedeutung als wehrhafter Platz erinnert. Von einer Burg bemerken wir aber nichts mehr, sehen allerdings ein schönes Schlossgartentor und die renovierte Loggia mit Lapidarium, alles reizvoll in die Landschaft mit ihren Kulturen eingebettet. Die Fülle der damals von Anni und mir “geschossenen” Bilder hilft uns zwar beim Auffrischen der Erinnerungen, aber ohne die Bilder im Reiseführer und einen Überblick der Digitalzeiten hätten wir die Route und die Sehenswürdigkeiten wohl kaum auf die Reihe gebracht!
So geht es uns auch bei der Weiterfahrt hinab ins Mirnatal, wobei diese Strecke aber von der zum Herumspazieren einladenden Natur sicher für uns noch interessanter war als die Ortschaften! Bevor es nach Livade im Mirnatal hinabgeht, stehen dort noch zwei Steinkapellen – St. Helena und St. Silvester, beide aus dem 15. Jahrhundert, leider verschlossen und daher die bemerkenswerten Fresken nicht zu besichtigen. Auf den terrassenförmigen Hängen wurden früher Felder angelegt, heute sind sie meist mit Olivenbäumen bewachsen. Im breiten Tal der Mirna unten liegt Livade, für Handel und Durchzugsverkehr bedeuten, so die 1902 eröffnete Bahnlinie Parenzana. 1929 wurden hier die berühmten Weißen Trüffel entdeckt, obwohl die Vermarktung vor allem in Motovun gepuscht wird. Die Brücke der Istrischen Wasserleitung aus dem Butoniga-Becken quer über das Tal von 1938 wird uns erst beim nächsten Ausflug auffallen (Tour über Draguc nach Buzet).
Talabwärts nach Westen lässt sich schon die Meeresbucht der Mirnamündung erkennen. Vor uns erhebt sich aber jenseits des Tals der Berghügel mit Motovun, der vielbesuchten und kunsthistorisch ebenso bedeutenden “Trüffelmetropole”. Weil wir dort so viel fotografiert haben, bleibt diese Sehenswürdigkeit aber einem eigenen Artikel vorbehalten!