Szigliget – die historische “Burginsel” des Balaton
29. März 2018 von Bernhard Baumgartner
Im März diesen Jahres konnte man ein Stück ursprüngliche Balaton-Landschaft erleben, da die Niederungen südlich von Tapolca bis an den Plattensee zu großen Teilen überschwemmt waren. In Zeiten hohen Wasserstandes und vor den Regulierungen des Seespiegels im 19. Jahrhundert muss es hier so ähnlich ausgeschaut haben. Die drei Berghügel von Szigliget waren damals Inseln und landeinwärts von seichten Buchten umschlossen, die durch Klimaveränderungen und menschliche Eingriffe immer mehr verlandeten und heute den Charakter von Marschen haben, vielfach mit Sumpfwiesen und Schilfflächen bedeckt.
Schon vom Georgsberg her war uns diese für uns ungewohnte und außergewöhnliche Naturerscheinung aufgefallen, dass die Höhen bei Szigliget sich von einem Gürtel von Wasserflächen umgeben zeigten. Der im Bild auffallende Burgberg war auch deshalb unser Ziel für Samstag, 24. März. Die eindrucksvolle Burgruine bot sich vor allem für die Kinder als interessanter Ausflug an. Die Straßenzufahrt quert bis zur Balaton-Nordufer-Hauptstraße dieses “Wasserreich”, dann geht es um den Burgberg “Varhegy” ansteigend herum zur Ortschaft Szigliget, Parkplatz beim alten Schloss (früher Esterhazy, in neuer Zeit “Haus der Schriftsteller”, von hoher Mauer umschlossener Park mit geschütztem Baumbestand, anscheinend nicht zugänglich). Von dort wandern wir neben teils malerischen Häusern (typisch für den Ort mit ihren Strohdächern) zur Kirche, daneben ein Weinkeller-Restaurant im alten Herrschaftshaus der Lengyel, dann den breiten Steinweg hinauf zum Eingang in die Burgruine. Eintrittsgebühr ist selbstverständlich, wenn man die mit hohem Aufwand restaurierte und museal gestaltete Anlage in Betracht zieht.
Für das Osterwochenende sind Ritterspiele angekündigt, und die Vorbereitungen dazu schon im Gang. Beim Bogenschießplatz und einer gestuften Arena geht es hinauf zum Hauptburg, alle Stiegen und Gänge in Stein und Holz massiv ausgeführt und abgesichert. In wiederhergestellten Räumen befinden sich Darstellungen des alten Lebens und Handwerks, dazu wird der Tief- und Ausblick über die Mauerkronen immer eindrucksvoller.
In der Oberburg findet man u. a. einen Brunnen mit kunstvollem Gitter, in den wir unsere “unbrauchbaren” kleinen Forintmünzen versenken können. Zuletzt steht man auf dem höchsten Punkt und geht die imposante Mauerkrone entlang wieder zurück zum Abgang in den unteren Burghof, wo in den dazu angelegten Gebäuden Geschichte und Renovierungen dokumentiert sind. Die Burg Szigliget geht immerhin auf das 13. Jahrhundert zurück und wird die “Burg des Balaton” genannt, eine der Grenzfestungen zwischen dem teilwiese habsburgischen Ungarn und den bis 1683 vordringenden Türken. Diese konnten Szigliget infolge der schützenden Umgebung und der hochragenden Mauern übrigens nie einnehmen. Zur Ruine wurde die Festung erst durch den Verlust ihrer Bedeutung, trotzdem stand sie auf der Liste des österreichischen Kaisers Leopold (Nachfolger von Josef II.) der zu schleifenden ungarischen Burgen (am Csobanc tatsächlich passiert). Die kleine Bergtour endet auf der Sonnenbank im unteren Burghof, so es sich in Mittagswärme und Windschatten angenehm rasten und jausnen lässt.
Anschließend bummeln wir zurück zum Parkplatz und fahren durch den malerischen Ort zum Strand am Südrand der Halbinsel. Von dort aus haben Anni und ich seinerzeit eine schöne Rundtour über den älteren Burgberg Ovar und die Rokaratokapelle unternommen und auch den höchsten Punkt, den 242 m hohen Halas-tetö, überschritten mit Abstieg in das von Weingärten erfüllte “Goldmuscheltal”. Heute spazieren wir beim offenen Strandbad das Ufer entlang, auch hier hoher Wasserstand und Goldgeglitzer auf den Wellen wie es für den Balaton typisch ist.
Zur Rückfahrt benützen wir die Uferstraße östlich der Halbinsel und kommen dabei an einer uralten Kirchenruine vorbei. Dann überqueren wir den Sattel zwischen den beiden großen Inselbergen und kommen zurück zur Hauptstraße. Dort überholt uns bereits Andreas, der einen Dauerlauf vom Strandbad Szigliget bis nach Tapolca gestartet hat. Ein paar Palmkätzchen verursachen noch einen kurzen Stop, bis wir Andreas wieder überholen und uns später gemütlich in der Hotel-Lobby zum gemeinsamen Kaffee einfinden. Langweilig wird der Rest des Tages nicht, denn neben Thermalbad (und Wirlpool in der Baumi-Suite) und Raststunde im Zimmer mit Balkonblick auf das ausgedehnte Pelion-Gelände wartet nur mehr das opulente Abendbuffet auf uns…. Trotz der zum Wochenende angereisten 500 Gäste (bei 300 Sitzplätzen im Restaurant) von der Hotelcrew bestens organisiert, wobei man keineswegs das Gefühl eines Massenbetriebs hat sondern sich sehr individuell betreut vorkommt, also alles bestens und zum Wiederholen einladend!