Der letzte Südtirol-Urlaubstag mit Orchideen und dem “Hauskircherl”
3. November 2017 von Bernhard Baumgartner
Zwei wunderbare Herbstwochen in Südtirol – mit Standquartier bei Familie Pircher im Hofmannhof zu Lana (superbe Ferienwohnung) – habe ich schon kurz im Blog “angerissen”. Nun wieder zuhause, folgen einzelne besonders schöne Urlaubstage, allerdings in verkehrter Reihenfolge. Los geht es daher mit dem letzten Tag (Samstag, 28. Oktober):
Obwohl das Wetter auch für eine Wanderung ideal wäre, geht es “unter Dach” – Südtirolflora exotisch in der Orchideenwelt Raffeiner. Zufahrt einfach über die MEBO (Schnellstraße Meran – Bozen) bis Gargazon und dann hinein ins Treibhausklima dieser äußerst großzügigen Anlage.
Was die Gärten von Schloss Trauttmansdorff im Freigelände bieten – ein großartiges Blüten- und Floraerlebnis – ist beim Raffeiner unter Dach versammelt. Empfangen werden wir allerdings mit pyramidal präsentierten Kürbissen, dem Thema im Oktober. Dann geht es in die 6000 Quadratmeter große Orchideenwelt mit ihren 500 Arten! Natürlich blühen nicht alle zugleich, aber irgendein Highlight ist immer reichlich vorhanden. Zunächst ist es aber die Papageienfütterung:
Eindrucksvoll zeigt sich vor allem der natürliche, hier geschickt nachgebaute Lebensraum und Standort der tropischen Orchideen – frei hängende oder an Äste geklammerte Wurzelsysteme, immergrüne Blätter und daraus hervorwachsende Blütenrispen in unglaublichen Formen und Farben (alle sind selbstverständlich mit Namen und Herkunft beschriftet, aber jedenfalls unaufdringlich, wichtig beim Fotografieren!).
Ein Blick in die riesigen Hallen vermittelt die mit der Aufzucht der Orchideen verbundene Arbeit, wobei aus den Samen, die keine Nährstoffe enthalten und daher auf ein Zusammenwirken mit Pilzen angewiesen sind, die zuerst winzigen Pflänzchen entstehen. Nach fünf Jahren ist es dann so weit, dass wieder eine blühende Orchidee zustande gekommen ist.
Diese bis fußballgroßen Gebilde hängen hoch oben unter den gläsernen Kuppeln, Luftwurzeln und üppig wucherndes Grün versetzen den Besucher in tropische Dschungel! Manchmal und als Ersatz für nicht blühende Pflanzen bilden die vielfältig geformten und gefärbten Blätter den überraschenden Haupteindruck.
Andersartige Pflanzen und Dekorationsfiguren wechseln immer wieder, dazu kommt noch fließenden, sich spiegelndes und mit prächtigen Fischen belebtes, zusätzlich von oben tropfendes Wasser.
Man kann hier durchgehen und staunen, fotografieren selbstverständlich, aber auch sich ruhig hinsetzen und in die Orchideenwelt hinein-meditieren… Dass für das leibliche Wohl bestens gesorgt ist und günstige Kaufangebote für die nun schon sehr animierten Orchideeliebhaber warten, erscheint gar nicht mehr erwähnenswert….
Für uns ist der Tag danach noch lange nicht zu Ende, denn spätestens nach einer gemütlichen Mittagszeit in der Wohnung zieht es uns wieder hinaus zu “Landschaft & Natur”. Ein fast mystisches Ziel haben wir bei jedem Blick von der überdachten Terrasse (bei der angenehmen Nachmittagssonne selbst im Oktober noch ein Traum) vor Augen. Es ist die hoch auf einem Bergkegel stehende, das Tal weithin überblickende Kirchlein St. Hippolyth bei Tesens / Naraun. Dorthin fahren wir am späten Nachmittag über die Gampenpass-Straße bis zu einem Parkplatz gleich nach den Straßentunnels und wandern den schon bekannten Weg hinauf. Zuerst gehen wir noch in dem sich bereits ausbreitenden Schatten des Gampenzuges, aber dann folgen die Schritte hinaus ins Sonnenlicht…
Die romanisch-frühgotische Bergkirche steht sicherlich an einem alten Kultplatz, dessen einmaliger und mystischer Charakter noch immer zu spüren ist, obwohl unterhalb eine Hochspannungsleitung vorbei führt und sich ein leider seit einigen Jahren geschlossenes und wohl bald ruinöses Gasthaus unter die Gipfelfelsen duckt. Packend ist nicht nur der Ausblick, sondern auch der Standort des Kircherls St. Hippolyth auf den von den Gletschern der Eiszeit rundbucklig geschliffenen Porphyrfelsen (Bozener Quarzporphyr, ein vulkanisches Gestein aus der Wende vom Erdaltertum zum Erdmittelalter vor mehr als 300 Millionen Jahren).
Der Talkessel von Lana und Meran im ebenen Etschgrund vor dem Anstieg ins Passeiertal. Die Sonne scheint gerade noch auf die Pfarrkirche Niederlana (bekannt durch ihren großartigen gotischen Schnitzaltar) und auf die Türme einer der vielen Burgen rund um den Talkessel.
Einen schöneren Abschied von dieser herrlichen Gegend könnte es kaum geben, denn am nächsten Tag werden wir schon heimwärts unterwegs sein – wegen des mit einer polaren Kaltfront verbundenen Orkans sogar über die Südroute zurück nach Niederösterreich: Brixen – Pustertal – Lienz – Spittal an der Drau – Villach – Klagenfurt (oberhalb von Wörthersee bei plus 22 Grad) – Lavanttal – Obdacher Sattel – Knittelfeld – Mur- und Mürztal – Semmering (wegen des durch umgestürzte Bäume versperrten Lahnsattels). Um zwei Stunden länger als bei der Anreise über Salzburg und Innsbruck, aber nur 60 km mehr, durchwegs im Sonnenschein die nördlichen Wolkenmassen mit ihren Regenbögen entlang, dazu bei Innichen die Zacken der Dolomiten!
Weil wir so viel fotografiert haben (meine Festplatte wird rasant zu klein beim Abspeichern), gibt es noch eine Mange zu berichten…