“Tiroler Winterwoche”: Verpistete Tourengipfel
14. Februar 2017 von Bernhard Baumgartner
Wenn man eines der klassischen Skibücher aufschlägt (etwa von Walter Pause), wird man auf Gipfel verlockt, die heute allesamt oder vielfach mit Bergstationen von Seilbahnen und Sesselliften versehen sind. Beispiel – Pengelstein… Als eingefleischter Schitourist könnte man darüber “verbistert” sein. Aber wenn Aufstiege mit 1000 m Höhenunterschied und Abfahrten bei womöglich unmöglichen Schneeverhältnissen angesagt wären und nicht mehr zu bewältigen sind, kann man vielleicht froh sein – dort überhaupt hinauf zu kommen und die Abfahrten genießen zu können. Von einem gewissen Gipfelgefühl ganz abgesehen, angesichts der gewaltigen Gebirgskulissen… Für Winterwanderungen bleibt ohnehin noch genug Zeit an Tagen, wo das Wetter und vor allem die Sicht fürs Schifahren nicht so ideal sind.
Montag, 30. Jänner: KI WEST
Der Wetterbericht ist für den ersten Wochentag bis Mittag noch sehr gut, außerdem ist die Anlage gut erreichbar und hat für´s Einfahren eine sehr günstige Piste. Kurz vor Aschau geht es mit der Seilbahn 800 Höhenmeter hinauf zur Bergstation, gleich schöner Ausblick zum Brechhorn (einem noch “unversehrten” Tourengipfel) und auf den Großen Rettenstein (wie im vorigen Bild).
Wir machen gleich einmal die wirklich schöne und teilweise rassige Talabfahrt, dann geht es an die Westseite des Berges, wo das Gelände zum bekannten Westendorf anschließt. Das haben wir schon einmal befahren und waren nicht sehr angetan davon, daher bleiben wir bei den mittleren Pisten und den bequemen Sesselbahnen am Gampenkogel.
Unser Interesse weckt aber vor allem der Ausblick gegen Süden, wo sich sogar die Hohen Tauern ausnehmen lassen.
Die schon angekündigte Störung macht sich gegen Mittag mit den von Westen heranziehenden Wolken bemerkbar. Bergkamm um Bergkamm löst sich aus dem Sonnenlicht und wird von Schatten verdunkelt, bis es auch bei uns so weit ist. Leider, denn wo vorher noch gute Sicht war, verschwimmen nun die Konturen selbst auf der präparierten Piste, und man muss sich viel mehr anstrengen, um die Abfahrt zügig und sicher zu bewältigen.
So befahren wir auch noch die KiWest-Abfahrt bei einem leichten letzten Sonnenschimmer recht gut, und unser Limit von drei Stunden haben wir ausgenützt.
Donnerstag, 1. Februar: Zwischen Resterhöhe und Hartkaser
Die nächsten beiden Tage mit nicht so gutem Wetter nützen wir für zwei schöne Winterwanderungen. Aber für den Donnerstag sind wieder ideale Verhältnisse angesagt, und wir wollen einen Teil der berühmten Ski-Safari machen. Normalerweise fährt man von Kitzbühel oder Kirchberg oder Aschau/Schirast bis zum Pengelstein, dann mit der kühn das tiefe Tal überspannenden 3-S-Bahn weiter, um über den Bärenbadkogel den Pinzgauer Hauptkamm der Kitzbühler Alpen zu erreichen. Dasselbe folgt dann von der Resterhöhe beim Paß Thurn zurück zum Ausgangspunkt, und man kann damit gut ein Dutzend Seilbahnanlagen und Abfahrten ausnützen, haben wir auch schon mehrfach bewältigt. Diesmal wollen wir aber schonender nur den zweiten Abschnitt ausnützen und fahren dazu über Kitzbühel und den Paß Thurn bis zur Mittelstation der von Hollersbach heraufkommenden Panoramabahn.
Dann geht es immer um eine Abfahrt und eine Sesselbahn weiter über die Hanglalm bis zum Hartkaser. Dazwischen machen wir immer wieder eine Abfahrt, allerdings nicht weiter zum Zweitausender, der aus dieser Richtung zu wenig bringt, wenn man nicht weiter ins Tal und zum Bärenbadkogel fortsetzt.
Die Hauptgipfel der Hohen Tauern stecken trotz des guten Wetters in einer von Osttirol herüber greifenden Wolkenmauer, sonst ist alles föhnig aufgelockert. Trotzdem ist der Schnee ganz wunderbar zu fahren, und erst gegen Mittag lassen wir uns auf der Terrasse bei der Sonnalm nieder. Das ergibt wirklich eine schöne Mittagsstunde in praller Sonne und mit vorzüglichem Essen. Dass wir hier mitten auf unserer kleinen Ski-Safari einkehren, hat den Vorteil, dass wir nach der Rast nicht aufhören können, sondern noch weiterfahren “dürfen”, um zum Ausgangspunkt am Paß Thurn zurück zu kommen!
Die Rückfahrt wird sogar noch ganz angenehm, und zum Schluss gibt es die lange Abfahrt bis hinab zur Mittelstation der Panoramabahn, wo wir geparkt haben. Jedenfalls eine ganz schöner Schitag in phantastischer Gebirgslandschaft!
Freitag, 3. Februar: Maierl und Ehrenbachhöhe
Unversehens ist schon der letzte Tag unserer “Tiroler Winterwoche” gekommen! Das Wetter ist zwar etwas unbeständiger, doch es scheint doch wieder halbwegs schön zu werden. So fahren wir trotzdem nur bis zur nahe gelegenen Maierlbahn, die ihren Namen von einem hochgelegenen Bergbauernhof hat (selbstverständlich längst völliger Tourismusbetrieb – ob Bauernwirtschaft wissen wir gar nicht, oder ja, im Sommer schon bemerkt, als wir dort hinauf zum Heidelbeersuchen unterwegs waren). Die “Maierl” ist ebenso wie die noch bekanntere “Fleck” eine berühmte Schiabfahrt, wo man seinerzeit ein paar Stunden aufgestiegen ist, um dann einmal zur vollen Zufriedenheit abzufahren. Jetzt macht man solche Abfahrten dutzendweise…
Zuerst geht es mit einer neuen 10er-Gondel hoch hinauf und nach kurzer Abfahrt zur Ochsenalm mit einem beheizten Achter-Sessellift bis zur Ehrenbachhöhe. Dort kann man an diesem Tag nur froh sein, nicht die sonst sehr schöne Fleckabfahrt zu nehmen, denn der Andrang aus dem Tal (vom großen Talstation-Parkplatz zwischen Schwarzsee und Kirchberg) ist einfach gewaltig… Wieder am lohnendsten in diesem verzweigten Gebiet zwischen Hahnenkamm und Steinbergkogel ist der lange und zügigsteile Hang hinab zur Ochsenalm. Diesen befahren wir ein paarmal, dann wird die Maierlabfahrt probiert! Es gibt noch genug Sonne, und gegen Mittag ist der Schnee fast ein wenig aufgefirnt.
Mit diesem schönen Ausblick ins Spertental zum Großen Rettenstein und dem einmal als Sommertour gemachten Tanzkogel verabschieden wir uns vom Schifahren in Kirchberg, eine nicht völlig ungetrübte Woche wie vorher seit dem Jahreswechsel, aber doch sehr zufriedenstellend. Außerdem ist noch von zwei Winterwanderungen zu berichten, die uns auch gelungen sind…