Rossatz: Jankerlweg – Waldandacht – Panoramaweg
24. November 2016 von Bernhard Baumgartner
An manchen Orten, kennt man sich vor lauter Markierungen wirklich nicht mehr aus! Althergebrachte Touristenmarkierungen, lokale oder überregionale Weit- oder Rundwanderweg, dazu kommen noch die verschiedensten Themenwege…
Ein typisches Beispiel dafür ist Rossatz in der Wachau! Will man alle Routen irgendwie zusammen erfassen, ist ein Wirrwarr fast unvermeidlich. So muss ich zugeben geht es mir selbst bei meinen Routen zwischen Seekopf und Ferdinand-Warte, wo es neben der Hauptstrecke nur so von Varianten und abkürzenden Rückwegen wimmelt. Dem wird bei dem gerade entstehenden neuen “Ausflugsführer Wachau” (mit Mella Waldstein im Kral-Verlag) Rechnung getragen – kompliziert kombinierte Touren werden vereinfacht, und vieles ist neu begangen und beschrieben und fotografiert (wie im Blog ersichtlich).
Am Montag vor einer Woche (nach dem Schneefall am Wochenende und nachfolgend Kälte und Aufklaren) war dann zu diesem Zweck Rossatz an der Reihe. Wie im Bild – über Loiben hinweg das wie eine Gralsburg in den Himmel ragende Göttweig – ersichtlich bei letzten Farbtupfen, eingepackt mussten schon H & H werden (Ohrwaschl- und Fingerprotektoren).
Wie bei den meisten Wachau-Orten ist (ausgenommen ein so besuchsschwacher Montag im November) auch in Rossatz zuerst einmal das Hauptproblem, wo man sein Auto abstellt. Eine geeignete Fläche für die bergseitigen Wanderwege ist am Mettener Platz, leichter zu finden mit dem Hinweis: Feuerwehrhaus und Aufbahrungshalle… nicht gerade ein gutes Omen für eine wildere Tour im “Gebirge am Strom”, wie die Wachau so treffend zu bezeichnen ist.
Von dort gehen wir am “Hintaus” (der Rückseite der Markthäuser) entlang – sogar einen Namen gibt es dafür nun – Pater Hartmann Gasse. Wir könnten auch auf der örtlichen Hauptstraße an der Kirche vorbei Richtung Mautern gehen, aber nur bis zur “Wegscheid”, wo der “Holzweg” oder einfacher die Seitenstraße (bzw. Fahrweg) zum Seegraben abzweigt. Die Seitenwege verführen schon – Muglerweg (wie der dort hinkommt, ist mir nicht klar, der Aufstieg zum Mugler über die blaue Touristenmarkierung geht ja beim Friedhof am westlichen Ortsende vorbei) und sogar der Welterbesteig, der einen regelrechten Kreis durch die südlichen Weingärten zieht…
Der Ausblick gegen Dürnstein ist jedenfalls fabelhaft und erweckt Erinnerungen an eine schon so lang zurückliegende Sonnwendnacht, die wir mit Annis Freundin Monika hier erlebt haben. Von ihr weiß ich auch noch den Namen des Rastplatzes unterhalb vom Wasserreservoir – beim “Nussbankerl”… wie mühselig man sich diese lokalen Besonderheiten zusammensuchen muss, und kaum eine lokale Wanderkarte hilft einem dabei – schon gar nicht die neue Wachau-Wanderkarte in viel zu kleinem Maßstab und mit großzügig-ungenau eingetragenen Weglinien. So viel Aufwand und (für mich) wenig Nutzen, ohne ÖK geht halt nichts, und selbst diese ist von den vielen Lokalnamen zwecks besserer Lesbarkeit entrümpelt worden…
Beim Wasserreservoir zweigt der Jankerlweg ab – eine Rossatzer Institution sozusagen, denn der Jankerlklub hat nicht nur diesen Steig angelegt sondern auch die Seekopfwarte bauen lassen. Vom Panoramaweg unbeirrt steigen wir die gut mit den neuen gelben Pfeilen markierten Kehren des Jankerlweges hinauf, queren einen Forstweg, wo es rechts zum Wiesenbankerl und zum Dürnsteinblick geht. In der ÖK sind solche Kleinräumigkeiten nicht nachzuvollziehen, umso wichtiger sind die lokalen Wanderkarten (wenn sie nicht zu fantasievoll gestaltet werden – von Kartenbearbeitern, die noch nie in der Gegend gewesen sein mögen, unkontrolliert von den örtlichen Wegespezialisten, die sich im Gelände besser orientieren als auf einem papierenen Ausdruck). Das Bild mit den “brennenden” Laubbäumen habe ich übrigens am Ausstieg zur weiter oben querenden Forststraße geschossen.
Diese breite Forststraße führt aus dem Seegraben über den Bergrücken des Muglers, ich nenne sie daher der Einfachheit halber Muglerstraße. Links um die Bergecke (typischer lockerer Hangwald mit vielen Eichen) gibt es übrigens das erste Kuriosum – den “Zeckensitz”, von den Janklern einstens aus dem harten Stein gemeisselt. Hier trennen wir uns kurzfristig, mit der begründeten Hoffnung, wieder zusammen zu finden (nicht immer selbstverständlich, aber diesmal mit Handyverbindung abgesichert). Anni geht auf der Forststraße weiter, die leider durch den hohen Jungwald keine Aussicht mehr bietet.
Ich gehe von der Kreuzung an der Bergecke zwar dieselbe Richtung zum Mugler, aber auf einem etwas tiefer verlaufenden, schon begrünten Forstweg. Bei dessen Verzweigung kann ich den schon begangenen Abstiegsweg mit einer roten Markierungstafel sichern, gehe aber in der Hauptrichtung am Hang entlang weiter. Dabei taucht ein alter Gedenkstein auf, dessen Inschrift gerade noch zu entziffern ist – Adalbert Ringseis, verunglückt 1928. Dann lande ich im steilen Graben, wo die blaue Touristenmarkierung von Rossatz zum Mugler heraufzieht. Zum Glück gibt es kein Funkloch, so kann mir Anni gleich die folgende Abzweigung herunterzwitschern…
Hier stapft sie schon durch dicht abgefallene Laub auf dem rot markierten Steig Richtung Aussichtspunkt Sonnwendkogel. Bald geht es einen steilen Waldrücken mit urigem Baumbestand hinab und mit einer Linkskehre zu dem auf den Aussichtspunkt führenden rechts führenden Forstweg. Dieser heißt den Markierungstafeln nach “Sonnwendkugel” – was das heißen soll? Sind dort die Jankerler nach dem Sonnwendfeuer über den Steilhang hinab gekugelt? Ich tippe eher auf Sonnwendkogel, aber wie für ein paar andere Wegstellen fehlt mir noch ein Rossatzer Heimatbuch, wenn es ein solches überhaupt geben könnte. Die liebe Monika, unsere beste Auskunftsperson, gibt es ja leider nicht mehr… immer noch unvorstellbar… !
Wir könnten nun – auf dem Forstweg ein Stück zurück – bei drei Möglichkeiten (von übersteil bis steil und unverdächtig-unmarkiert) am Jankerlweg weitergehen. Aber unser Ziel ist die von Monika immer wieder erwähnte und in der ÖK eingezeichnete, aber im Gelände nicht markierte (!!!) Waldandacht. Akurat erwischen wir bergab gehend den falschen Weg, also zurück und auf der oberen Trasse der blau markierten, zum Mugler führenden Forststraße (von der Schütt her) weiter. Aber vorher gibt es noch unter einem Waldkogel eine bemerkenswerte Inschrift – “Gott´s Ackerl”, was das zu bedeuten hat? Ich beziehe es vielleicht auf einen Bestattungsplatz aus der Zeit der Gegenreformation, wie auch das “Evangeliwandl” oben am Muglerweg an die Geheimprotestanten dieser Zeit erinnern soll.
Massive, den Waldhang herab querende Steinschlichtungen zeigen den alten Muglerweg an, und auf diesen abzweigend kommen wir zur Waldandacht – eine mit allen möglichen und teils ganz alten Heiligenbildern behängten, von einem Holzvorbau überdachten Felsnische. Einige Bilder genauer zu betrachten, lohnt sich, denn sie reichen schon mehr als ein Jahrhundert zurück. Umso mehr wundert uns, dass dieser mystische Platz als voller Ausdruck der Volksfrömmigkeit (wenn man so sagen kann) überhaupt kaum gepflegt und nur dürftig instand gehalten ist!
Auf dem alten Weg absteigend, münden wir bei einem neuen schönen Wegkreuz in die hier asphaltierte Muglerstraße. Eigentlich versehentlich gehen wir auf dieser hinab bis zur Wegkreuzung an der Schütt, dafür gibt es den zweiten hübschen Fotoplatz auf Weißenkirchen!
Ein Stück auf dem Asphalt bergauf zurück bringt uns an die richtige Abzweigung des Panoramaweges, der ganz einzigartig von St. Lorenz bis Rossatzbach dahinzieht.
Wir folgen dieser herrlichen Spazierroute – zwischen Waldrand und Weingärten – aber nur bis Rossatz und gehen beim Friedhof vorbei wieder zu unserem Ausgangspunkt. Allerdings versäumen wir dabei eine Besonderheit – am durch die Weingärten oberhalb von Rossatz vorbei führenden Welterbesteig und Panoramaweg die Skulptur einer Smaragdeidechse! Wir sind aber ohnehin bereits etwas blau gefroren (typische Färbung des “Wachauer Wappensymbols” – neben dem “Frauenhaar” genannten Federgras, das die im Kalmuck steckenden JankerlerInnen am Hut stecken haben). So beschließen wir unsere Musterrunde am Wein- und Waldhang oberhalb von Rossatz, die fast einer Orientierungswanderung gleicht – trotz oder vielleicht gerade wegen der vielen Markierungen und Richtungstaferln…