Weissenkirchen: Offizielle und “vergessene” Routen um die Kügerlwand
10. Oktober 2016 von Bernhard Baumgartner
2008 war die Wachau ganz aktuell – zu den “weltbesten Reisezielen” gehörend, und der in diesem Jahr begründete Wandertipp-Blog hat sich selbstverständlich damit intensiv beschäftigt. Außerdem stammen aus diesem Jahr unsere ersten Digitalbilder aus der Wachau, nachdem die digitale Bilderwelt für uns erst 2006 eingesetzt hat (leider nicht früher…). Hier einige Bilder von mir damals in Noen-online:
Weissenkirchen – Weingarten Stockkultur und Panoramaweg Achleiten
Besonders interessant war für mich in Weissenkirchen der Aufstieg zur Kügerlwand, und es hat trotz bereits einiger erfolgter Beschreibungen bis jetzt gedauert, um wirklich den besten Weg hinauf zur Aussichtskanzel neben dem hohen Kreuz auf einem Felszacken zu finden.
Alle Teile der Route in Weissenkirchen sind klar, aber bei der Kügerlwand möchte ich mir noch klarer werden! In Anbetracht des schlechten Wetterberichts für die zweite Oktoberwoche (es schneit jetzt wirklich bis unter 1000 m herab) lassen wir uns von Wolken und ein paar Regentropfen (über Krems in die Wachau ganz schön heftig) nicht abschrecken. In Weissenkirchen scheint zwar nicht die Sonne, aber immerhin hört das leichte Tröpfeln bald ganz auf. Unsere Tour ist nicht der ganze Weg über “Klaus” – Schildhütten-Weitenberg, sondern nur der Ausschnitt bei der Kügerlwand, wie in der Karte gezeigt:
Wir beginnen also oberhalb von Weissenkirchen beim Aussichtsplatz der Ried “Hinterkirchen” und gehen auf dem Kainrichsthalweg auf unser Ziel zu.
Da gibt es noch einen alten Wegpfeil zur “Kügerlwand”, aber sonst sind nur die gelben Markierungstafeln mit Welterbesteig, Panoramaweg und Stockkultur zu bemerken. Aus dem Kainrichsthal schlängelt sich der großteils asphaltierte Weg rechts hinauf zum Panoramaweg mit seinen gärtnerisch gestalteten Rieden und der Parkbank am Aussichtsplatz.
Weiter geht es am Panoramaweg (Richtung Klaus, also umgekehrt zur Gehrichtung in meinem letzten und bald neuen “Waldviertelerlebnis”) um die Bergecke herum, bis der Asphalt aufhört und vor uns die steile Hangmulde mit der Ried “Himmelreich” auftaucht. Zwar fehlt hier ein Wegweiser Richtung Kügerlwand, aber der schräg rechts aufwärts abzweigende breite Weg ist nicht zu verfehlen. Vom Weingartenrand an zieht dann ein schmales Zick-zack-Steigerl am linken Waldrand hinauf bis zu einem “Waldsattel” (am besten bleibe ich gleich bei dieser Benennung).
Die Ausblick sind zwar durch das trübe Wetter beeinträchtigt, aber nicht unsere Stimmung, die Farben leuchten auch ohne Sonne ganz schön (überhaupt in den Digitalbildern), und mit Sonne hätten wir die nun im Waldgelände folgenden exorbitanten Steingruppen gar nicht fotografieren können (Licht-Schatten-Zebra-Muster).
Wie in meiner Beschreibung der letzten Führer, sind auf einzelnen Steinblöcken noch alte lila Markierungen zu finden, obwohl von diesem überaus urigen Waldweg offiziell gar nichts mehr vorhanden ist! Sie sind noch immer deutlich zu erkennen und begleiten uns ganz spärlich, als wir bei der Kreuzung des Waldweges der linken Abzweigung folgen.
In meiner Beschreibung von Schildhütten (mit dem Heurigen Pomassl) her, habe ich diesen westlichen der beiden V-förmig zur Forststraße am Weitenberg hinaufführenden Weg noch als zweite (und etwas bessere) Möglichkeit bezeichnet. Tatsächlich befinden sich hier die tollsten Steinfiguren, und ein etwas links abseits liegendes “Kleinplateau mit Kuschelwiese” haben wir jetzt erst entdeckt!
Hier sind wir aus den steileren Talhängen schon heraußen, und die vermehrten Rotbuchenbestände zeigen nicht nur prächtige Baumgestalten, sondern ebenso prächtige Herbstfarben.
Auf der Forststraße mit der roten Markierung des Wachau-Höhenweges (einem Vorläufer vom Welterbesteig) angelangt, heißt es nur noch, die Abzweigung zum aufwärts begangenen “Weg” (eigentlich Wegspur oder alter, teilweise verwachsener Forstweg) zu fixieren. Das ist gar nicht so leicht, den die Stelle hat eigentlich keine besonderen Eigenschaften, jedenfalls – von Schildhütten her kommend nach dem großen Holzschlag mit Hochständen und Blockgruppen, oder wenn man schon an der im Wald danach folgenden Abzweigung vorbei ist – ein kurzes Stück vor der schon in Sichtweite befindlichen Kreuzungstafel.
Kreuzungsmarkierung (rechts Richtung Stixendorf, links nach Weissenkirchen) und der große Holzschlag weiter östlich (von unserem Ausstieg zur Forststraße her), von Schildhütten her vor der Einmündung.
Holzschlag mit beiderseitigen Steingruppen, nächstes von Anni:
Hier heroben ist es schon ganz schön kalt, vor allem weil der “Böhmische Wand” über die ins Hochplateau übergehenden Flächen “herbeißt” ! Also nun auf der Forststraße rechts Richtung Schildhütten, ein Stück weiter muss die von mir als erste Möglichkeit bezeichnete Abzweigung zur Kügerlwand liegen. Und tatsächlich, an der übernächsten Bergecke angekommen, zweigt schon ein breiter begrünter Forstweg ab. Dieser entpuppt sich nun als direktere und leichtere Möglichkeit für die Variante Kügerlwand am Gesamtweg von Weissenkirchen.

AB Früchte der Hainbuche, wegen der schon vielfach abgefallenen gelben Blätter ist ihre bräunliche Färbung heuer typisch für die Hainbuchenbestände.
Bei einer Sattellichtung mit einem Felsvorbau geht der Forstweg (nur kurz am Sattel dichter bewachsen) geradeaus weiter und wendet sich bergab nach rechts zu einem wenig hervortretenden Rücken mit einzelnen Felsblöcken und einem schon etwas alten “Jägersitz”. Dort müssen wir links in der Waldrinne hinunter zu unserem Aufstiegsweg an der Verzweigung der alten Waldwege.

AB Dieses Ungeheuer entpuppt sich aus anderer Sicht als (BB) abgestorbener und gefallener Baumstamm !
An bizarren Steinpfeilern aus Gföhler Gneis vorbei nähern wir uns wieder dem Waldsattel, zu dem hinab man bei einem Block links und durch das Ligustergestrüpp kurz rechts kommt.
Die Aussicht von diesem Platz leidet zwar an den Wetterbedingungen, aber dafür folgt jetzt eines der interessantesten Stücke der Route – vom “Waldsattel” (wo wir von der Ried “Himmelreich” heraufgekommen sind) unter einem Steinzacken schräg gegenüber in den Wald ansteigend und dann den Kamm entlang.
Die am Waldkamm folgende Szenerie ist mir gar nicht mehr in Erinnerung – mir kommt sie mit ihren “Steindockeln” vor wie die “Sieben Zwerge” von der Kügerlwand! Wir kommen sogar zweimal dorthin, denn Anni hat ihre Schrittzähleruhr (Garmin) dort verloren, und zurückgehend haben wir sie zum Glück wieder gefunden…
Wegweiser oder Markierungen sind hier nirgends zu finden, aller kommen wir – nach einer größeren Steingruppe steiler absteigend – zu einem gärtnerisch gestalteten Platz innerhalb des Waldrandes (oberhalb der Weingärten nördlich der Kügerlwand) mit einer aus Donaugeröll nachgebildeten Weintraube. Ob dort ein besonderer Platz entstehen soll, lässt sich nicht einmal ahnen, denn kurz danach müssen wir uns links schon wieder durch Gestrüpp zum “Sattel hinter der Kügerlwand” hinab hanteln…
Direkt über den Blockabsatz kraxeln wir dann hinauf zum Felsrücken, wo westlich etwas abgesetzt auf einer Blockspitze das eigentliche Kügerlkreuz aufragt. Der aussichtsmäßig wunderbare Platz wird allerdings bei den Sonnwendfeuern intensiv benützt, wie die Spuren zeigen.
Von der Klippe hinunter kraxeln wir nicht über den Block zum Sattel hinunter, sondern erwischen an der “Hinterseite” (von Weissenkirchen abgewandten Seite) einen kurzen Durchstieg hinab zu den nördlich davon, vom Beginn des eigentlichen Panoramaweges hinaufziehenden Weingärten. An deren Rand führt ein schmaler Zick-zack-Weg hinab, und auf einer Terrassenmauer die Riede querend kommen wir wieder zum Asphaltweg, den wir anfangs begangen haben.
Die Runde um die Kügerlwand ist somit geschlossen, und wir werden sie im November, wenn die Weingärten ihre volle Herbstfärbung erreicht haben, sicher noch einmal begehen!