Obersberg, ein “seltener” winterlicher Tourengipfel
17. Februar 2016 von Bernhard Baumgartner
Selbst zu den “unwinterlichen” Jahreszeiten ist der Obersberg bei Schwarzau im Gebirge kaum überlaufen, obwohl die Waldfreundehütte an den Wochenenden bewirtschaftet sein sollte. Aber wenn genug Schnee für eine Schitour liegt, ist die lange Zufahrt nicht gerade einladend (von Norden her landet man eher auf Reisalpe, Hochstaff, Jochart oder Unterberg). Trotzdem ist dieser Gipfel sozusagen als Geheimtipp irgendwie verlockend und verspricht eindrucksvolle Wintererlebnisse, noch dazu mit Traumblick auf Schneeberg und Rax.
Als ich daran ging, für den mit Werner Tippelt verfassten Führer “Schifahren in NÖ” (Verlag NÖ Pressehaus, St. Pölten 1979 und eine weitere Auflage) die Schitouren in meinem Bearbeitungsgebiet eingehend zu erkunden, konnte ich am Obersberg nicht “vorbei”. Damals und schon früher war ein Schibuch von Hans Schwanda recht populär, und auf dessen Spuren machte ich mich an die Hirschbachrinne. Leider bin ich irgendwo oben in dieser Steilrinne im schon dicht aufgewucherten Hasel- und Eschendickicht stecken geblieben…
Die “richtige” Route übers “Ochatsberger Kar´l” gelang mir dann mit meinem Nachbarn Wolfram Täuber. Ausgehend vom Stainachhof (dem früheren Besitz von Verteidigungsminister Lütgendorf) ging es über Forststraßen hoch hinauf zur von Schwarzau kommenden Markierung. Die Abfahrt erfolgte übers “Kar” an der Ostseite direkt vom Gipfel, etwas heikel wegen der Wächten am Kamm. Die gesamten Bilder (noch aus vordigitaler Zeit) sind in meinem facebook “Wandertipp bernhard baumgartner” zu sehen. Eine sehr eindrucksvolle Tour, erst am Nachmittag beim Waldfreundehaus und daher entsprechende Stimmungen.
Diese alpine Route ist in der Karte blau eingezeichnet – ein besonderes Gustostückerl für nordischen Tourenlauf gelang mir jedoch mit Anni vom Preintal aus (in der Karte rot). Dazu verfolgten wir eine Forststraße in weitem Bogen bis hinauf zur Holzeralm, umrundeten dann den Scheiblingstein (in der ÖK völlig unsinnig “Saiblingstein”) und gelangten so zum Waldfreundehaus (Bilderalbum ebenfalls komplett in meinem facebook). Oder sollte ich sie doch alle in den Blog stellen?
Die lange Tour hatte ihren Höhepunkt zwischen Holzeralm und Obersberg wegen der herrlichen Winterstimmungen – Neuschnee und Raureifkristalle, dazu die Ausblicke…
Vor nun schon acht Jahren, bei ähnlichen Verhältnissen wie heuer Anfang bis Mitte Februar, machten wir uns auf, den Obersberg mit Schneeschuhen zu besteigen. Noch dazu über den “Obersberger Almweg” vom Eckbauernsattel an der Zufahrt von Schwarzau ins Preintal (in der Karte grün eingetragen, auch in meinem Buch “Das große Wandererlebnis NÖ” / Kral-Verlag zuletzt 2014 beschrieben).
Obersberg – mit Schneeschuhen über den „Almweg“
Alpin geht es auf diese Schneeberg-Schaukanzel durch das „Ochatsberger Kar´l“ (das kleine Kar unter dem richtiger „Ahornsberg“ genannten Gipfel). Vom Steinachgut (nördlich von Schwarzau im Gebirge) sind langwierige Forststraßen über die östlichen Waldhänge zu bewältigen, bis der von Wechten gesäumte Ausstieg neben der im Winter geschlossenen Waldfreundehütte erreicht ist.
Die Langlauftour auf den Obersberg verläuft vom Preintal aus – sozusagen durchs „Hintertürl“ und recht langwierig, aber landschaftlich sehr lohnend (von mir im Land der Berge 1 / 2000 beschrieben).
Die richtige Mischung von flach und steil, wie sie sich am alten „Obersberger Almweg“ ergibt, genießt man am besten mit Schneeschuhen. Vom Eckbauern-Sattel (steile Seitenstraße Richtung Preintal, sehr beschränkte Parkmöglichkeit) noch auf Güterwegen am Haselecker vorbei bis zu den „Obersberger Linden“. Auch weiterhin folgt man der Forststraße, und erst nach einer ausgeprägten Wiesenmulde wird auf den alten Steig mit der roten Markierung gewechselt. Die weit gegen Westen ausgreifende, in den Karten noch nicht verzeichnete Forststraßen-Kehre wäre eher für eine sanfte Abfahrt geeignet. Aber gegen Alpin- oder erst recht Backcountry-Schi spricht der steile und ziemlich dicht bewachsene Ausstieg zu dem dann problemlosen Gipfelplateau der ehemaligen Obersbergalm. Also doch am besten Schneeschuhe verwenden, die abwechslungsreiche Route und der Schneeberg in „Griffweite“ lohnen diese selten gemachte Tour (Länge 4,5 km, 665 m Höhenunterschied).