Nebelwanderung am Meiselberg
9. Januar 2016 von Bernhard Baumgartner
Der Wiesenwienerwald (zwischen Laaben-, Gölsen- und Traisental) setzt sich westwärts in den Randbergen entlang des Mostviertler Alpenrandes fort. Die Landschaft ist dort sehr ähnlich, zeigt aber ausgeprägtere Gipfelformen, die sich in von Osten nach Westen streichenden Bergrücken anordnen. Zwischen Traisen- und Pielachtal erheben sich der Kaiserkogel bei Eschenau und der Geisbühel zwischen Rabenstein und Tradigist. Zugleich bieten diese “Schutzhüttengipfel” eine großzügige Überschreitung, die man von St. Pölten aus mittels der Traisentalbahn und der Mariazellerbahn unternehmen kann.
Karte aus meinem “Wandererlebnis Voralpen. Die schönsten Wanderungen vom Pielachtal bis zu den Mürzsteger Alpen” (Ergebnis der letzten drei Jahre mit “Touren vor der Haustür”), mit geringen Geburtswehen wieder durch das bewährten Kral-Verlag-Team von Robert Ivancich und Sonja Franzke herausgegeben. Besonders schön geworden sind die zahlreichen Bilder und die Spezialkarten nach der Österr. Karte 1 : 50 000.
Während im Garten die ersten Schneeglöckchen schon ihre Knospen zum nickenden Blütenstand neigen, machen wir uns am 7. Jänner zu einer späten Nachmittagswanderung auf. Obwohl der Nebel im Gölsental sich zögernd lichtet und gegen Traisen zu dichtere Wolken aufgezogen sind, wollen wir ein besonders hübsches Stück der vorher beschriebenen Wanderroute nachspazieren.
Es ist der Meiselberg zwischen Rotheau und dem Kaiserkogel, den man (ohne die Kaiserkogelhütte) über das Plambacheck nach Hofstetten überschreiten könnte, sozusagen als kürzere Variante zur Tour nach Rabenstein. Unser Ausgangspunkt für eine kleine und bei klarer Sicht besonders schöne “Outdoor-Runde” ist die Meiselhöhe (Straßensattel zwischen Steubach und Plambach). Beim Wetterluckenhof vorbei geht es in dichtestem Nebel und bei eisigem Südostwind vorbei zur Kammhöhe, wo die Markierung von Rotheau heraufkommt. Schattengleich schälen sich die teils urigen Baumbestände aus dem Grau, als wir auf der Kammhöhe weg- und markierungslos gegen Westen gehen.
Aber noch ist alles grau, bis wir den flachen Rücken hinter uns haben und sich die von Hecken begleiteten südseitigen Kammwiesen allmählich bergab neigen – plötzlich erscheint die späte Sonne wie eine golden schimmernde Scheibe in den Nebelschleiern!
Mit jedem Schritt nimmt die Sicht eine Spur zu und gibt eine fast weltferne Landschaft voll Winterstimmung frei.
In Erwartung der Nebellage haben wir nicht einmal die Kameras mitgenommen, nur die kleine Canon IXUS, mit der wir uns nun abwechseln, daher sind alle Fotos gemischt AB & BB…
Gehspuren wie nahe dem markierten Kaiserkogelweg (von Rotheau, beim Wetterluckenhof vorbei) gibt es längst nicht mehr, außer von Rehen und vor allem von Hasen. Die sind überhaupt um diese Zeit fleißig unterwegs, und im Vorjahr haben wir in der Nähe die liebestollen Sprungspuren der Langohren sehen können. Die dem Kamm folgende Strauchzeile scheint überhaupt ein Hauptverkehrsweg fürs Wild zu sein. Dann wechseln wir (wie oben zu sehen) durch eine Lücke im Heckenverlauf und gehen über die Wiesen zum nächsten Gehöft hinunter (Panzenöd vermutlich, ohne in die Karte zu schauen). Hier stehen einzelne Bäume in lockerer Reihe, als wären sie sich ihrer Rolle als Vordergrund ernstlich bewusst!
Gegen das Plambacheck zu wird die Sicht immer freier, denn der Südostwind hat die Nebelhaube von der Meiselhöhe her angestaut, und nun öffnet sich an der Leeseite der Blick zum schon abendlich wirkenden Himmel. Die späte Sonne betätigt sich dazu als Maler in Licht und Schatten…
Eine besonders urige verwitterte Baumgestalt steht noch immer mit ihrem Stammstrunk samt “Guckerl”, jedesmal eine Herausforderung zum Fotografieren!
Der Sonnenball bewegt sich nun schon vom fast unwirklichen Himmelsblau auf die schimmernden Wolkenbänke zu, dann gehen wir mit jedem Schritt weiter bergab in die Nebelschichten hinein, bis alles ringsherum wieder grau ist…
Als wir in fast schon dunklem Grau zurück zur Meiselhöhe gehen, kommt es uns letztlich wie ein Traum vor, was wir bei unserer “Nebelwanderung” erlebt haben…