Malta – Urlaubstagebuch: 12. und 13. Oktober
7. November 2015 von Bernhard Baumgartner
In einem Jahr dreimal nach Malta, und das insgesamt fast acht Wochen – da muss schon was dahinter stecken… Zugegeben ist es einerseits die Wohnmöglichkeit bei unserem Sohn Hannes. Unser Hausarzt fragte einmal dazwischen, was wir in Malta überhaupt machen. “Dort leben”, war die Antwort, so wie wir es auch in anderen Gegenden gern haben. Dazu kommt aber vor allem, dass diese überschaubare Insel neben den bekannten Anziehungspunkten, vor allem in historischer Hinsicht, uns immer wieder zum Entdecken und Erwandern herausfordert. Wir kommen dort ja in “afrikanische Gefilde mit europäischer Lebenswelt”, in vielerlei Hinsicht sowohl die Menschen als auch das Klima und die Natur betreffend.
Der Flug von Wien/ Schwechat bis Malta / Luqa dauert nur etwas über zwei Stunden, günstige Direktverbindung mit AirMalta und diesmal mit FlyNicky. Abflug vormittags oder wie diesmal am Nachmittag (Vorteil – vormittags Koffer packen…) und direkt quer durch den phänomenalen Sonnenuntergang (leider bei den linken Fenstern reserviert, also ostseitig und der Abendsonne abgewandt, an was man nicht alles denken sollte).
Um etwa 19 Uhr Anflug über dem Lichtermeer von Valletta und am nächsten Morgen die anscheinend übliche Frühbewölkung, die bald völlig der Sonne Platz macht. Der Beweggrund für unsere Absicht für einen neuerlichen Herbstaufenthalt (nach Anfang Oktober 2014) war das herrliche Baden im Meer bei angenehm mitteleuropäisch-hochsommerlicher Lufttemperatur und Badewannengefühl beim Schwimmen. Und wo es für uns am schönsten ist, wissen wir auch schon – Tuffieha Bay, neuerdings “Riviera” genannt und der berühmten “Golden Bay” südlich benachbart. Direkte Busverbindung mit dem 225er über Naxxar und Mosta, zwei uns schon gut bekannte und interessante Ort, und ausgestiegen wird eine Station vor der “Golden Bay”, weil es dort mit wenigen Schritten zum angepeilten Strand hinabgeht.
Über eine lange Stiegenreihe, die vor einem verfallenden Hotelbau beginnt, steigt man mit herrlichstem Ausblick, der die Vorfreude schon überschäumen lässt, zum Tuffieha-Strand hinunter. Wir sind an diesem ersten Tag vorerst eher aufs Probieren aus als auf den perfekten ganztägigen Strandgenuss. Daher queren wir auf einem Hangweg hinüber zum Sattel neben dem Tafelberg Il-Karraba (was immer der Name auch bedeuten soll, für uns ist es der “Tafelberg”). Denn dort befindet sich der (neben dem Klippengipfel oberhalb, den wir im Frühjahr überschritten haben) schönste und informativste Aussichtspunkt.
Geprägt sind die eigenartigen Landschaftsformen vom Gesteinsgegensatz – dem harten Korallenkalk und den dazwischen und darunter hervorkommenden Mergelkalken bzw. harten sog. Grünsanden. Die Verwitterung ergibt bizarre Bilder von Felstürmen und übereinander gestürzten Riesenblöcken und eigenartigen “Tonwänden”, diesen Ausdruck habe ich erlesen und erinnere mich dabei immer wieder an die “Bratschen” der Kalkglimmerschiefer in der Glocknergruppe!
Zur jenseitigen Gnejna Bay führen abschüssige “Rutschen” hinunter, wer dort unten auf den rundlich geformten Klippen angelangt ist, wird wohl von dieser Bucht auf Hangsteigen oder über dem blockigen Strand kletternd dorthin gekommen sein. Überhaupt sind hier und rund um den Tafelberg ständig Wanderer unterwegs, ein besonderer Reiz dieser Buchten überhaupt!
Während der “Bratschenhang” zur Gnejna Bay unpassierbar erscheint (übrigens ist das Meerwasser entlang dieser “Tonwände” auffallend getrübt), geht es zur Tuffieha Bay über dicht bewachsene und im Frühjahr phantastisch blühende Hänge auf Steigen bequem zum Strand hinab. Dabei öffnet sich der weite Ausblick bis zur Insel Gozo.
Unten am Strand zu Füßen des Tafelberges wechseln Tonschichten mit Felsblöcken, dort ist auch das Nacktbaden gebräuchlich, während man sonst auf Malta eher prüde ist. Zur Mitte der Bucht weitergehend kommt man jedoch auf den feinen Sandstrand und gelangt (im Oktober, im Hochsommer ist alles überfüllt) allmählich in den dichter, aber noch immer locker besuchten Strandbereich. Wir haben eine Decke mitgebracht und bleiben diesmal eher im Randbereich, bei den folgenden Badetagen benützen wir aber die angebotenen (und zur gewünschten Stelle, egal ob nahe dem Strandbeginn oder etwas weiter weg, getragenen) Liegen und Sonnenschirme, denn sogar diese brauchen wir im Oktober noch!
Hier überblickt man den Tuffieha-Strand und hinter dem Tafelberg-Sattel sogar noch die Gnejna Bay. Am rechten Steilrand der “Riviera” lädt ein Buffet mit schattiger Terrasse ein, übrigens verschiedenste Speisen, die uns immer vorzüglich geschmeckt haben. An diesem ersten Badetag allerdings, im Gegensatz zu den späteren und ebenso schönen Tagen, eine mäßige Warteschlange. An diesem Tag waren wir mehrmals im Wasser, das abgesehen von den dunklen Flecken mit herumschwimmendem “Seegras” kristallklar und wunderbar warm ist (sicher beachtlich über 25 Grad).
Erst am späteren Nachmittag machen wir uns auf den Weg zum Bus für die Rückfahrt. Da geht es zunächst über die Stiegen hinauf und dann am verfallenen Hotelbau vorbei zum Steilrand der Klippen – überwältigende Aussicht, mehr kann ich dazu nicht sagen!
Auf der Landspitze, eigentlich am Plateauvorsprung zwischen Tuffieha und Golden Bay, steht dieser alte Wachturm. Rund um die Insel erinnern solche Beobachtungs- und Wehrtürme an die stürmischen Zeiten (aber nicht wettermäßig!), welchen Malta seit jeher ausgesetzt war. Im Google fand ich dazu einen überaus informativen Artikel über Befestigungsanlagen von der Urzeit bis in jüngste Vergangenheit! Dazu hatten wir – neben selten zu entdeckenden Herbstblühern – noch überaus großes Glück: Auf den verdorrten Ästen stacheligster niedriger Sträucher blitzte ein smaragdener Farbtupfen auf! Eine Smaragdeidechse vielleicht, wie wir sie etwa aus der Wachau kennen? Weit gefehlt und für uns eine absolute Seltenheit – ein Chamäleon! Zum Beobachten und Fotografieren wie geschaffen, denn nur träge bewegt es sich mit seinen fingerförmigen “Haxln” und dem als Stütze geringelten Schwanz, dazu rollt es ständig mit den unabhängig voneinander beweglichen Augen…
Das bizarre Tier war eigentlich grüner als es der Umgebungsfarbe entsprochen hätte, denn das Strauchwerk ist nach der sommerlichen Trockenzeit (Vegetationspause, die unserem mitteleuropäischen Winter entspricht) sehr vertrocknet. Allerdings waren wir heuer um zwei Wochen später in Malta, und mit den wenigen herbstlichen Niederschlägen war die Begrünung der nun bis zum Frühsommer reichenden Vegetationsperiode schon merkbar fortgeschritten. Zu sehen gibt es neben diesem Weg zur Busstation an der Golden Bay noch eine von internationalen Organisationen eingerichtete Anpflanzung und eine anscheinend nicht sehr aktive Bioanlage. Uns fesselte, nachdem wir diese Einrichtungen schon früher gesehen hatten, wie immer der Tiefblick von den Klippen zur Golden Bay mit den Raddison Blue Hotels, wo man sich einen wahren Traumurlaub vorstellen könnte.
Zuletzt war es nur noch spannend, gerade einen Bus zu erwischen (wieder Nr. 225) und vor allem einen Sitzplatz zu ergattern, denn die Fahrt dauert dann mindestens 45 Min. oder wegen des starken Verkehrs auch länger und vollzieht sich in rasendem und wild bewegt schlingernden Tempo… Aber es hat sich jedesmal (und während unserer zwei Wochen fünfmal) ausgezahlt. Vielleicht wären wir mit eigenem Auto noch länger gefahren oder überhaupt nicht angekommen, wenn ich an den Linksverkehr und die Horrorfahrgewohnheiten auf Malta denke…