Kurzbesuch im Waldviertler “hohen Norden”
30. Juli 2015 von Bernhard Baumgartner
Eigentlich wäre für heuer schon viel mehr Waldviertel am Programm gestanden – aber entweder waren es familiäre Gründe (wenn auch durchaus erfreulicher Art) oder zu nasses oder zu heißes Wetter. Oder es fehlte eigentlich der Antrieb dazu, eine lange Tagesfahrt zu unternehmen oder gar ein paarmal auswärts zu übernachten…
Am Sonntag, 26. Juli, war dann endlich Annis Treffen mit ihrer Freundin Dorli in Gmünd vereinbart. Wie sich herausstellte, vorerst gar nicht bemerkt, am “Anna-Tag”! Nach tropischen Tagen und starker Abkühlung war dies der erste wirklich vortreffliche Tag für einen Ausflug oder zum Wandern. Blauer Himmel, glasklare Luft und ein frischer Wind. Trotz einer Umleitung bei Kirchberg im Walde langten wir pünktlich um zehn Uhr in Gmünd an, und mittags ging es schon weiter Richtung Litschau.
Im Vorbeifahren wurde noch die Glaswerkstatt Apfelthaler besucht, und in Litschau gab es im schmalen Schanigärtchen des Gasthauses Steigberger auf dem schönen Stadtplatz die Mittagseinkehr. Wie angepriesen – Waldviertler Schweinsbraten und offensichtlich vorzüglich “gummihafte” Erdäpfelknödel! Leider bereits nach halb eins “aus” – aber nach einer anderen Bestellung stand plötzlich doch diese Spezialität auf unserem Tisch!
Danach folgte ein Besuch der imposanten Pfarrkirche, in der zuvor eine Riesenschar holländischer Gäste mit bis auf den Platz hinaustönendem Gesang Gottesdienst gefeiert hatte (Mädchen und Frauen mit eigenarig pullmanartigen Kopfbedeckungen!).
Im Dehio NÖ nördlich der Donau war übrigens viel Interessantes und bei einem kurzen Rundgang viel zu wenig Áuffallendes nachzulesen! Dann trennten wir uns – Anni machte mit Dorli einen schönen Spaziergang am Herrensee (leider ohne Foto). Ich wollte einen meiner Wanderwege aktualisieren, nämlich im Nordosten von Litschau.
Erstes Ziel war Schandachen, wo ich eigentlich den “Steingarten” in der Saass (Schreibweise nach einer Orientierungstafel vor Ort!) aufsuchen wollte. Aber viel zu schnell an der Abzweigung vorbeigefahren und schon wieder aus dem Dorf draußen, wo der BIO-Dorfweg auf viel Asphalt durch die Landschaft kreist. Eigentlich wollte ich zur Kirche St. Peter, aber ich “verhakelte” mich in den vielfältigen Wegen und Kreuzungen, landete schließlich bei einem winzigen Teich neben einer Forststraße, einem namenlosen noch dazu, der aber umso stimmungsvoller war!
Beim “Schloss” Hörmanns wusste ich endlich, wo ich mich im Gelände und auf der Karte befand! Übrigens gibt es eine Reihe neuer Karten im Maßstab 1 : 50 000 von Freytag & Berndt, die ich hier verwendete. Zur Übersicht bestens geeignet, wenn auch eine riesige Papierfläche und relativ klein gedruckt – ich brauche fast schon eine Lupe zum genauen Lesen… Und der Karteninhalt entspricht der ÖK, die für mich ja als einzige echte Wander- und Spezialkarte Gültigkeit hat (in meinen letzten Führern vom Kral-Verlag ebenfalls verwendet).
Dann war endlich die Bergkirche St. Peter gefunden! Noch dazu an einem so prachtvollen Tag, an dem sich sogar (im Bild leider fast nicht zu erkennen) die Gratzener Berge am Horizont zeigten. Eine Infotafel an einem Granitblock erzählt von der wechselvollen Geschichte dieses kleinen Heiligtums in der Einschicht der Berghügel zwischen Litschau und Haugschlag.
Nun galt es, den “Steingarten” mit Hutstein und Teufelsstein zu finden! Von der Straße mit der Kirche “St. Peter am Berge” folgte ich einem Waldweg dorthin. Leider musste ich erleben, dass dieser vor einigen Jahren noch so eindrucksvolle Platz seinen mystischen Reiz fast völlig eingebüßt hat. Zwar steht dort eine BIO-Dorfweg-Tafel zum Thema Boden, aber die hervorragenden Steinblöcke werden völlig ignoriert. Ein großer Teil der Blockflur wurde gerodet und frisch mit Fichten versetzt. Aus größerer Entfernung sieht man nur am Waldrand den Hutstein und draußen in den Feldern gegen Schandachen einen großen Granitrundling (wohl namenlos, aber immerhin nicht gesprengt, wie das jenseits des Waldviertels in Oberösterreich durchaus üblich gewesen ist).
Erst als ich über die Schlagfläche in den Waldrand vordringe, taucht dort die typisch geformte Blockgruppe auf – der Teufelsstein! Von überhängenden Zweigen fast verdeckt, dazu das “fleckige” Licht von Schatten und Sonnenstrahlen – ob diese neuen Fotos mit dem Bild in meinen Waldviertel-Führern mithalten können?
Wie zwei granitene Riesenohrwaschel präsentiert sich das Blockgebilde aus dieser Sicht, und es ist wegen des Moosbelages gar nicht so leicht zu erklimmen! Dann bleibt mir bis zum vereinbarten Zeitpunkt keine Auswahl an weiteren Möglichkeiten, und am halben Nachmittag treten wir die Rückfahrt nach Gmünd an.
Für mich ist der Tag allerdings noch nicht zu Ende – mehr als zwei Stunden Rundgang durch die Blockheide folgen. Die Natur ist leider nicht nur hochsommerlich, sondern dazu sogar außergewöhnlich verdorrt – kein Wunder nach den Tropentagen!
Unterhalb des Aussichtsturms ist gerade das Blockheidefest im Ausklang, jedenfalls stehen eine Menge Autos der berechtigten Zufahrer herum, und es geht zu wie auf einem Jahrmarkt. Darum waren auch die Straßen von Grillen- bis Eibenstein total “verparkt”! Was es sonst noch zu sehen gab:
Geblüht hat nicht mehr viel…
Dann wird es immer schneller Zeit für das Ende des “Herumstreunens”, und im beginnenden Abend fahren wir über das stimmungsvoll beleuchtete Hochland wieder heim in die Voralpen (diesmal über Waldenstein und Schweiggers – wieder eine Baustelle, die wir mittels einer freundlichen Wegweiserin auf einem neu asphaltierten Radweg umfahren können).