Schitouren Nockberge – Speikkofel
7. Februar 2014 von Bernhard Baumgartner
Bei unseren letzten Schitagen am Kreischberg haben wir hinübergeschaut zum Wintertaler Nock und zum Eisenhut, den beiden markanten Gipfeln nahe der Flattnitz. Dieser Sattel der Gurktaler Alpen liegt östlich der Turrach, ist aber wesentlich weniger bekannt als dieses beliebte Wander- und Schigebiet. Die Lage ist aber ähnlich – aus dem Murtal fährt man durch ein langes Seitental hinauf in die weitläufige Hochtal-Passmulde. Als man daran ging, die Nockalmstraße auszubauen, die von Ebene Reichenau über das Hochrindl bis zur Flattnitz geführt hätte, entstand auch dort ein Schizentrum mit Liften, Pisten und Sporthotel. Die Volksabstimmung und die nachfolgende politische Entscheidung gegen die technische Erschließung und für einen Nationalpark (jetzt Biosphärenpark) Nockberge versetzte die Flattnitz jedoch wieder in ein winterliches Dahindämmern, ganz im Gegensatz zur “voll gepuschten” Turrach. Wenn ich überlege, dass unter einer früheren Landesregierung ganz einfach der Aufstau im Maltatal durchgezogen wurde, dürfte die Angelegenheit Nationalpark Nockberge einer der Lichtblicke in der jüngeren politischen Geschichte Kärntens gewesen sein – auf jeden Fall aus Sicht des Naturschutzes!
Wer heute ein zwar bescheideneres, aber naturbelasseneres Schi- und Tourengebiet sucht, wird es auf der Flattnitz finden. Ich knüpfe jedenfalls die schönsten Erinnerungen an die paar Tage im Gasthof/Alpenhotel “Ladinig” bei Christa und Sepp Fleischhacker (aufgefrischt im Juni 2013, siehe auch im Blog), immer noch, auch wenn es schon länger her ist, und weil ich damals in Höchstform für Touren mit Backcountrski war. Eine Menge könnte ich erzählen über die Gastlichkeit von Christa und Sepp, jedenfalls träumen wir immer wieder von einem Urlaub dort (für Sommertouren war ich im selben Jahr mit Anni dort).
Wie vor wenigen Tagen wieder erlebt, herrschen in diesem Gebiet eigenartige Wetterverhältnisse, die oft günstig sind, weil Wolken- und Niederschlagsmassen sowohl von Norden als auch von Süden einen langen Weg vom Alpenrand bis hierher in die Zentralalpen haben. Das kann sich aber auch im Gegenteil auswirken. Bei meinem ersten Tourentag versuchte ich mich vormittags an der Südseite Richtung Wintertaler Nock – dichter Nebel und im Norden blauer Himmel. Also über mittags an die Nordseite gewechselt und nun dichter Nebel vom Murtal herein… Nach mehreren Stunden “gräulicher Schneewaterei” konnte ich wenigstens den Abend gemütlich im Haus “Ladinig” verbringen. Dieser traditionelle Gasthof mit Hotelstandard befindet sich neben der in die frühe Gotik zurückreichenden Rundkirche, die wegen des alten Brauchtums zu den “heiligen Zeiten” (besonders zu Ostern) von vielen Gästen aufgesucht wird. Mir imponierte auch der (eher stillgelegte) “Jägersaal” als Zeugnis von Jagdkult und Geselligkeit aus einer nostalgisch-vergangenen Epoche. Küche und persönlichen Kontakt könnte man sich nicht besser wünschen!
Der nächste Tag versprach eher Schönwetter im Süden, also suchte ich mir aus der Karte ein geeignetes Ziel für eine Backcountry-Tour, den Speikkofel bei St. Lorenzen. Zufahrt von der Flattnitz ins hinterste Gurktal hinab und über das Hochrindl hinüber Richtung Ebene Reichenau, davon abzweigend in das malerische winzige Bergdorf am Fuß meines Bergziels.
St. Lorenzen am Speikkofel – hoch oben am Sonnenhang ein paar Häuser neben der uralten Kirche, ein gemütliches Gasthaus (dort sind Anni und ich erst 2010 im Frühsommer bei der Begehung des Hemmaweges von der Turrach eingekehrt), ein ursprünglich gebliebenes Bergdorf wie es nicht besser vorstellbar ist. Mich weist die Markierung gleich bergwärts, in einen aus Zirben, Fichten und Lärchen gemischten Hochwald, bald verdichten sich die Schneereste zu einer geschlossenen firnigen Decke, die mit Steigfellen ganz locker gangbar ist. Dann öffnet sich der Baumbestand immer mehr, und an der Waldgrenze blicke ich schon weit über die Nebeldecken in den kärnterischen Niederungen zu den Julischen Alpen.
Hier setzt der Gipfelhang an, und die Schneeverhältnisse ändern sich auf den steileren, windausgesetzten Flächen. Weiterhin faszinierende Ausblicke, anstrengend werden Windgangln überwunden, Zielpunkt sind absonderlich geformte Felsgruppen hoch am Hang knapp unter dem Gipfel.
Zu meiner Überraschung kommen Schitourenfahrer vom Gipfel herunter – wir kommen ins Gespräch, und es stellt sich zur beiderseitigen Überraschung heraus, dass sie als “Kärntner in Wien” unlängst den Steilhang der Sternleiten von der Lilienfelder Hinteralm abgefahren sind! Ich mach mir mit den Backcountryski (Langlaufschi mit Stahlkanten) schon Gedanken, wie ich vom Speikkofel wieder herunter kommen soll… Aber noch geht es bergauf, bis die Nachbargipfel immer tiefer sinken und es nicht mehr höher hinauf geht – der Speikkofel ist erreicht!
Nun geht es an die Abfahrt, möglichst über die zwar glatten, aber nicht vereisten Flächen und den Windgangln ausweichend. Während das Panorama gegen die Südalpen allmählich zurückbleibt, komme ich unter ziemlichen Anstrengungen doch gut hinunter zum Bergwald, wo es im firnigen Tiefschnee aber auch nicht leichter geht. Beim Annakircherl oberhalb von St. Lorenzen (mein Bericht vom Mai / Juni 2010 im Blog) ist der Schnee endgültig aus, und nun bin ich froh, dass meine Schi so leicht zu tragen sind und ich mit den bequemen Langlauf-Tourenschuhen unterwegs bin.
Die Rückfahrt zur Flattnitz folgt dann als weite, aber (auch im Sommer) sehr lohnende Rundfahrt: Von St. Lorenzen am Speikkofel hinunter nach Ebene Reichenau, über die Turrach hinüber ins Murtal und wieder hinauf zur Flattnitz. Am nächsten Tag kann ich noch bei der Heimfahrt auf den Kreischberg hinauf fahren und über den Kirbisch zur Prankerhöhe wandern, ein leichter und genussreicher Abschluss dieser Schitourentage (die Originaldias vom Kirbisch finde ich leider nicht, sonst hätte ich sie wie die Bilder zu dieser Tour eingescannt; aber das Kreischbergbild vom vorletzten Schiurlaub ist ohnehin viel strahlender…).
2 Reaktionen zu “Schitouren Nockberge – Speikkofel”
No servas! Was Du mit BC-Schi für Touren gemacht hast, ein Wahnsinn! Ich mein, ich war ja auch net schlecht unterwegs (ein Paar Schi hatte auch Stahlkanten), aber solche Sachen hätt ich nicht geschafft!
hallo bernhard!
wenn ich die bilder sehe von der tour auf den speickkofel tut mir das herz weh. ich war auch schon am speikkofel gewesen als ich bad klein kirchheim war. allerdings bei sehr viel mehr schnee.
ich glaube der winter hat für dieses jahr im großteils nördl. der alpen vergessen es schneien zu lassen. ich werde die schi verstauen wenn das so weitergeht dafür mein bike aus dem winterschlaf holen.
viele grüße
peter