Schöpfl – gemütlich zum Rundumpanorama…
15. Dezember 2013 von Bernhard Baumgartner
… und noch dazu (wieder fast) schneefrei! Nachdem die ganze letzte Woche im Mariazeller Land herrlichstes Wetter geherrscht und uns herunten im Tal der Nebel bedrückt hat, sind über Nacht rechtzeitig zum Wochenende die Wolken aufgerissen. Also nicht hinein bzw. hinauf zum Ötscherblick (Pisten und Loipen und Tourenrouten werden wohl nicht optimal sein), sondern gleich in der Nähe bleiben!
Der Schöpfl als knapp höchster Wienerwaldgipfel (er überragt ja den 885 m höhen Gföhlberg nur um 8 m) “ergibt” mit den 17 m der Matraswarte immerhin einen Neunhunderter! Kein Stress bei der Zufahrt (insgesamt von St. Veit nur 55 km) und wohltuende Bewegung zu Fuß, das erwartet uns dort. Vielleicht ist die Sicht noch so klar, wie sie Anni beim Mariazeller Advent am Freitag erlebt hat, und außerdem waren wir schon lange nicht im Schöpfl-Schutzhaus mit seiner angenehmen Einkehr. Also auf über den Gerichtsberg – die letzten frostigen Nebelschleier haben dort eine wie verzaubert wirkende Raureiflandschaft hinterlassen – und über Neuwald in die abgeschiedene Gegend von St. Corona, unserem bevorzugten Ausgangspunkt.
Die Holzfällersiedlung St. Corona am Schöpfl ist auch, was weniger bekannt ist, ein Wallfahrtsort. Und zwar ein ganz schön alter mit einem Quellheiligtum, wie der prunkvolle Brunnen am Platzerl unterhalb der Kirche zeigen soll, während Klausen-Leopoldsdorf an der anderen Schöpflseite wohl diese Ehre mehr den Bemühungen des ortsangestammten Pfarrers diese Bedeutung verdankt… Sei es wie auch immer, im Geschäft Huber daneben hab ich vor einigen Jahren noch die Fläschchen gesehen, die den Pilgern zum Abfüllen des Heilwassers angeboten wurden…
Unter Einschätzung der zeitgerechten Mittagseinkehr, marschieren wir zügig los, allerdings bald nicht mehr durch einen Hohlweg hinauf zur Wiese mit dem riesenhaften Kreuz (dessen Bedeutung erklärt die abgebildete Tafel), sondern auf frischem Asphalt. Über den Wiesenrand mit seinen ringsherum aufgestellten Kreuzen geht der Blick zurück bis zu den Gölsentaler Bergen. Dort ist alles (zumindest nordseitig) noch weiß, hier am Schöpfl liegen nur mehr spärliche Schnee- und Eisreste. Wir erinnern uns an den Aufstieg mit geschulterten Langlaufschiern vom Rastkreuz-Sattel (Parkplatz auf der Sattelhöhe Richtung Schöpflgitter, sehr beliebter Ausgangspunkt, aber uns ist es vom Kirchdorf unten lieber, um die längere flache Forststraße zu vermeiden), als wir vom Gipfel über die weitläufigen Forststraßen “abgelaufen” sind.
Entlang der blauen Markierung geht man fast nur auf bequemen Waldwegen und noch dazu gleich nach dem ersten Anstieg (nun auf Asphalt) ganz gemütlich, bis zum Gipfel dauert es je nach Tempo kaum mehr als eine Stunde! Ringsherum stehen oft mächtige Rotbuchen und gleichen einer silbriggrauen Säulenhalle, dazwischen stattliche Tannen, deren ringsherum verstreute Samen einen dichten Unterwuchs von Jungbäumen hervorgebracht haben. Fast schon weihnachtlich stehen hier eine Menge schönster Christbäume herum, mit Schnee oder Raureif wäre es ein richtiger Weihnachtswald – aber hier haben Nebel und Frost nichts Kristallenes hinterlassen, dafür lebt der Wind immer mehr auf…
Die 1898 erbaute Matraswarte (nach einem Vorsitzenden des Österr. Touristenklubs benannt, dem hier Schutzhütte und Wegmarkierungen “gehören”) ist ja echt ein historischer Bau. Seine Konstruktion mit massiven Eisengeländern und von Absatz zu Absatz über die Wipfel hinausführenden Stiegen kommt uns heute sehr zu Hilfe, denn der Wind hat sich schon zu einem ganz schönen Sturm ausgewachsen. Anhalten und fotografieren ist daher gar nicht so einfach, und bis auf Annis Panorama sind alle durch einen Wackler unterbrochen. Auch ist die Athmosphäre nicht mehr ganz so klar wie an den letzten Tagen, trotzdem wie immer überaus eindrucksvoll, Teleblicke zum Schneeberg und zum noch ferneren Ötscher sind keine Kunst. Überhaupt bietet der Schöpfl eine wahres Rundum-Panorama, nur vergleichbar mit der Reisalpe in alle Windrichtungen, nur halt von niedrigerem Standpunkt aus. Wir schauen dazu, dass wir bald von unserer wahrlich luftigen Warte herunter kommen und im Schöpfl-Schutzhaus Unterschupf finden.
Drinnen ist es gemütlich warm, die Auswahl für´s Mittagessen bestens, und nicht zuletzt ist die sanitäre Versorgung dieses vor etwa 15 Jahren neu erbauten Schutzhauses gerade im Winter sehr angenehm. Isabella Brader mit ihrem Team (endlich ein geschlechtsneutraler Ausdruck) versorgt die schon bald immer dichter eintreffenden Gäste vortrefflich. Wir sitzen heute am Sonnentisch…
“Holz vor der Hüttn” – nirgends so wichtig wie auf einer Berghütte, wenngleich “nur” auf 870 m, aber auch hier kann der Winter schon grimmig sein. Nach kaum einer vollen Mittagsstunde sind wir schon beim Abstieg, und nur einige Eisflecken auf dem Hüttenzufahrtsweg erfordern noch ein bisschen Aufmerksamkeit, ehe es ungehindert denselben Weg zügig bergab geht.
Nach dem Waldweg folgt schon wieder die weitläufige “Kreuzwiese”, und rechts geht es gleich an der Kirche vorbei hinunter ins Dorf, wo sich noch einige abschließende Bilder ergeben. So klingt der Samstag vor dem 3. Adventsonntag noch mit viel Muße aus…
1 Reaktion zu “Schöpfl – gemütlich zum Rundumpanorama…”
Ich staune! Nämlich darüber, wie sehr der Schnee dort weggegangen ist! Aber war ja auch letzthin auf der Hohen Wand nicht mehr viel und die ist um ein paar hundert Meter höher. Bin diesen Aufstieg ja auch schon mehrfach gegangen – aber eigentlich immer im Winter mit Schneeschuhen. Wäre aber eine Idee für wenig Zeit an einem Tag noch vor Weihnachten.