Weinebene und Handalpe
30. Juli 2013 von Bernhard Baumgartner
Von den hohen Bergzügen im Grenzwinkel zwischen Steiermark und Kärnten kenne ich nur die Seetaler Alpen genauer, von einer Tour auf den Zirbitzkogel und von der Judenburger Wallfahrt. Aber einige Wünsche sind noch offen – etwa Grössing und Ameringkogel bei Obdach (heuer leider vergeblich geplant, wird der Sommer wohl zu kurz werden…) oder die Koralpe selbst mit dem hohen Speikkogel. Ja, auf der Hebalm haben wir einen Spaziergang zur Krokuszeit gemacht. Bei unserem dritten Aufenthalt in Schwanberg ist also höchste Zeit, einmal ganz oben zu wandern.
Für den vorletzten Urlaubstag schaut auch die Wetterprognose günstiger aus, nachdem zuvor immer wieder Gipfelwolken über die hohen Kämme gezogen sind. Auf der von Deutschlandsberg sehr gut ausgebauten Straße fahren wir zügig (bei oder trotz Sonntagsverkehr!) hinauf zur Weinebene. Dieser seit altersher wichtige Verkehrsweg stellt die Verbindung hinüber ins Lavanttal her (wie schon der Passname “Weinebene” andeutet). Auf halber Berghöhe liegt Trahütten, weiter oben an der Kreuzung (von Schwanberg über Gressenberg her) befindet sich Glashütten, ein kleines Bergdorf mit Geomuseum (noch immer nicht besucht, aber immer wieder gut, einen Grund zum Wiederkommen offen zu lassen) und hübscher Lage auf einer der letzten bergbäuerlichen Lichtungen.
Danach gibt es nur mehr einzelne Abzweigungen zu Schutzhütten (über die Grünangerhütte wäre wohl der lohnendste Wanderweg zu Speikkogel, auch aufgeschoben…), immer mehr Almlichtungen mit Zwergstrauchheiden (im Herbst Heidelbeerparadies) und schließlich den breiten Sattel mit den riesigen Schilift-Parkplätzen. Im vorigen Herbst konnten wir dort kaum aus dem Auto steigen, so kräftig wehte der Sturm, und auch am heutigen Tag bleibt es nicht ungetrübt. Ein kalter Wind treibt Wolken vom Kärtnerischen herüber, während die niedrigen Lagen beiderseits der Koralpe mehr von der Sonne begünstigt sind.
Richtung Speikkogel gibt es eine Menge von Liften, Schipisten und Fahrwegen – gegenüber zur Handalpe hinauf führen die eigentlichen Wanderwege, dorthin machen wir uns auf. An einer modernen Kapelle mit einer Statue des Waldviertler Weitwanderpapstes Carl Herrmann vorbei geht es gleich steil hinauf. Dort schauen schon interessante Blockformationen herunter, und zwischen Wetterfichten schlängelt sich der markierte Steig darauf zu. Daneben gibt es etliche Bergblumen zu sehen, sogar etwas Almrausch steht noch in Blüte!
Im Vergleich zu den Kalkalpen sind diese “Urgesteinsberge” hinsichtlich der Flora nicht so ergiebig, dafür gibt es einige sonst sehr seltene Arten. An unserem Wanderweg aber eher nicht, an Orchideen sehen wir nur Mücken-Händelwurz und Weißzüngel, typisch sind Arnika und Bärtige Glockenblume. Die Preiselbeeren blühen gerade, aber Heidelbeeren wird es hier kaum geben, denn vom Weidevieh sind auch deren frische Blätter tüchtig abgegrast. Immerhin wird der Almrausch von den Bauern nicht “geschwendet”, weil er flächenmäßig die Weidegebiete verkleinern soll – zumindest nach Meinung der EU-Bürokraten…
Der markierte Steig, dem wir nach rechts gemütlicher folgen, führt hinauf zum “Handhöhkreuz”. Hochgelegene Sumpfflächen mit fruchtenden Wollgräsern wechseln zu Zwergstrauchheiden, der Weiterweg zum Moserkogel und Glashüttenkogel schaut recht verlockend aus. Aber schon wieder drohen dunkle Wolken und die Zeit bis zum Mittag könnte zu kurz sein. Also steigen wir gegen Westen zum Gipfel der Handalpe an, sehr hübsch zwischen Blockformationen und Almmatten dahin. Auch da gibt es bemerkenswerte Flora und bizarre Eindrücke, wenn man nicht zu alpinistische Ansprüche stellt…
Feuchte Mulden und Felsnischen, das sind die interessanten botanischen Standorte – eine kleine Gallerie folgt nun:
Nach kurzen Sonnenblicken schließen sich immer wieder die Wolken, also steigen wir von der mit Blöcken durchsetzten Gipfelkuppe der Handalpe (1853 m) über den steileren Weitwanderweg zum Ausgangspunkt ab. Zwar nur zwei Stunden Wanderzeit, aber immerhin ein bisschen Gipfelgefühl, das wir bei Gelegenheit auch in dieser Gegend der “Sanften Berge” (wie sie die verehrte Bergsteigerin und Buchautorin Liselotte Buchenauer aus Graz genannt hat) wieder verstärken wollen.
Für diesen Urlaub sind die Tage gezählt, aber was wir alles noch nicht gesehen und bewandert haben, wird uns sicher wieder ins “Schilcherland” führen. Hoffentlich drohen dann nicht auch so oft die Wolken. Aber immerhin hat uns die kurze Wanderung noch Zeit genug zur “Eierschwammerljagd” gelassen…
1 Reaktion zu “Weinebene und Handalpe”
Diese Gegend schaut sehr verlockend aus für einen Urlaub mit meinem Mann! Der liebt solche sanften Almwege, wo er nicht viel aufpassen und sich vor ausgesetzten, rutschigen Wegen fürchten muß!