Schitour Zeller Staritzen
22. Januar 2013 von Bernhard Baumgartner
Karl´s Bericht über seine hochwinterliche Schitour auf die Zeller Staritzen – eigentlich ein wenig gebräuchliches Ziel für Tourengeher – hat mich dazu gebracht, wie schon in meinem Kommentar angedeutet, in meiner “Erinnerungskiste” zu kramen!
Vorgeschichte: Schon beim zweiten Langlaufkurs in Lackenhof (erster war 1991, vom Pädagogischen Institut NÖ, mit Schwarz Werner als Trainer und Uli Svoboda als Trainer) machte ich mit einzelnen Gruppen eine Langlauftour über die Feldwiesalm. Für alle ein tolles Erlebnis, das auch in den nächsten Jahren wiederholt wurde! Mit dabei hatte ich aber bereits Backcountry-Skier (mit Steigfellen), und bevor ich im Winter 1994/95 neue Alpin-Tourenschi bekam, machte ich die Schitouren immer mit diesen speziellen Langlaufskiern. Jedenfalls am Vortag der Tour – mit dem Langlaufkurs über die Feldwiesalm, abends Vortrag über Backcountry-Skilauf mit Dias und Vorführung der “Pracker” in Lackenhof, danach sicherlich noch in der “Mirakelmühle”… Nach einer so kurzen und kurzweiligen Nacht bin ich vor zwanzig Jahren (verflixt, wie die Zeit vergeht!) wohl noch leichter auf Touren und zur Tour gekommen, obwohl mich eine ordentliche Tour jetzt auch schnell in Schwung bringen würde…
Donnerstag, 21. Jänner 1993, Zeller Staritzen
Zufahrt von Lackenhof über den damals noch steileren Zellerrain und Gußwerk bis Wegscheid und (so weit geräumt) ins Ramertal hinein. Eigentlich hatte ich einen frühlingsmäßigeren Tag im Gedächtnis, aber das kann täuschen, es war fast zum selben Tag wie die Tour von Karl. Das noch föhnig sonnige Wetter, das jenen Jänner mit einem milden Westwindband geprägt hat, war wohl die Ursache dafür.
Anstieg durch das Türntal auf tief verschneiter Forststraße, gegenüber die Felstürme des Türnach und auch oberhalb meiner Route ebenfalls Felsstufen. Hier hatte der herabrutschende Schnee (auch von Karl fotografiert) die Straßentrasse völlig verschüttet und dem Hang angeglichen. Daher etwas heikle Querung, am späten Vormittag schon eine etwas aufgeweichte frischere Schneeschicht auf harter Unterlage. Ich weiß jetzt nicht mehr, wie ich da drüber gekommen bin, vielleicht ein paar Meter abgeschnallt und die Schi wie Sicherungen in den Schnee gesteckt? Denn unterhalb geht es dort immer steiler hinab in den Schluchtgrund, der nicht ohne Grund “Totenkammerl” heißen soll. Beim Almgatter (Leonhardbild) wird es dann gemütlicher, kurze Rast, aber beim Anschnallen der große Schrecken – der Bindungsbacken wackelt, weil die Schrauben locker geworden sind! Zum Glück halten sie noch in ihren Löchern und können mit Hilfe des Taschenmessers nachgezogen werden…
Aus meinem Tourenbücherl – 1 Stunde unterwegs, aus der Karte entnommen – 4,8 km und 400 Höhenmeter, also eher ein Tourenlauf als eine gemütliche Schiwanderung! Beschwingt eile ich weiter hinauf zur Vorderen Staritzenhütte und auf den dahinter als eher sanften Almhügel ansteigenden Betbühel – wahrscheinlich hatte ich in unserem Wander- und Landschaftsführer (mit Schitouren!) nachgelesen und gefunden – vom Steinblock “Bruthenne” herrliches Panorama! Das stammte allerdings von Werner, denn die Grenze unseres Bearbeitungsgebietes verlief entlang vom Aschbachtal, obwohl wir auch etwas darüber hinweg “grasten”.
Nach weniger als zwei Stunden vom Almgatterl (von dort wäre eine Abkürzung durch den Saugraben möglich) tauchten die Hütten der Kuhalm auf, ein malerisches Bild, das ich gleich mehrmals aufgenommen habe (damals Dias auf Fujifilm 100 ASA mit meiner Olypus OM-4, wahrscheinlich, denn die hatte mir Anni zum Fünfziger geschenkt). Immer geht es gemütlich dahin, welliges Gelände mit leicht aufgeweichtem Firn, dazu fantastischer Ausblick gegen die gegenüber aufragenden höheren Aflenzer Staritzen, im Bild der Ringkamp und dahinter der Hochschwabgipfel.
Etwas anspruchsvoller wird die Route am Querriegel der Gredlhöhe, ein steiler Firnhang mit einigen Wächten und einzelnen Rissen in der Schneedecke, also trotz des geringen Höhenunterschiedes etwas Vorsicht! Bei einer Frühlingstour sah ich hier nur rot – alles voll vom “Jagerbluat” (Clusius-Primeln). Mittag war hier sicher schon vorbei, und der Aufstieg hatte mich doch etwas hergenommen. Dafür ging es auf dem folgenden Plateau der Hinteren Staritzen gleich wieder gemütlich weiter – voraus taucht der Gipfelhügel des Zinken auf, die Kräuterin blickt ihm gerade noch über die Schulter.
Das Gelände ist hier auch im Frühsommer fantastisch, alles voll Trollblumen und dazwischen auf den Steinriedeln einige Orchideenarten – aber nur so lange, als das Vieh auf der Vorderen Staritzenalm weidet, im Spätsommer ist wie auf allen anderen Gipfeln im “Stoasteirischen” alles abgefressen. Übrigens Bergsteigerjause – was sollte ich dort mitgenommen haben? Ich komm ja nicht von zuhause, na jedenfalls nach der Tour habe ich ordentlich zugeschlagen – im Gasthaus “Zur Gemse” in Wegscheid, das jetzt leider schon einige Jahre geschlossen ist. Die Wirtin machte mir einen Großen Braunen, dass fast der Löffel darin steckengeblieben ist, und irgendwas ganz Deftiges hat mich wieder für die Heimfahrt fit gemacht.
Aber noch ist es nicht so weit! Ich stehe noch auf dem Zinken, aber zuerst geht es noch recht moderat bergab, erst zur Almhütte etwas steiler hinab, diese ist inzwischen schon durch einen Neubau ersetzt, ein wunderbarer Platz! Die Abfahrtsroute soll der Markierung folgen, aber von dieser ist im Winter schon überhaupt gar nichts zu bemerken! Also eher am linken Hang entlang halten, denn rechts abseits gibt es zwar Hangmulden, aber die brechen irgendwo in die felsige Höll ab. Wie das damals mit den Backcountryskiern funktioniert hat, kann ich heute nicht mehr nachvollziehen – damals war ich halt in Hochform und habe sogar die Veitsch (Bärental), den Hochschwab (Meransteig) und die Kräuterin (Hochstadl) mit diesen “Prackern” derpackt! Um 14 Uhr ab Zinken, zuletzt endlich auf einer Forststraße (steilen und stellenweise recht engen Waldpassagen) zum Kastenriegel – 45 Minuten Schwerstarbeit. Immerhin dauerte es dann durchs Ramertal hinaus, neben der Forststraße auf gerade noch ausreichenden Schneestreifen noch ebenso lang. Um halb vier war ich nach insgesamt 21 km Lauf- und Abfahrtsstrecke wieder draußen beim Auto vor Wegscheid, eine Stunde länger hätte ich nicht brauchen dürfen… Kommentar im Tourenbüchl: Herrliche Tour! Das war es wirklich!
2 Reaktionen zu “Schitour Zeller Staritzen”
Wahnsinn! Solche gewaltigen Touren hab ich nie gemacht mit LL-Schi (hatte allerdings nie Felle, dafür zeitweise eine Fersenbindung!).
Einige deutlich kürzere, dafür aber auch etwas abenteuerliche schon. Z.B. vom Gries über den Heuweg auf den Unterberg (aber nicht auf den Gipfel) und über den Blauboden zurück. Oder eine Längsüberschreitung des Schöpfls mit Aufstieg von Glashütte aus und Rückweg auf Forstwegen an der Nordseite.
Und Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre mit LL-Schi auf dem 04- Weg von Rodaun über den Herrmannskogel bis nach Rekawinkel (in etlichen Etappen)!
…toller Bericht von deiner damaligen langen Tour…..und daß du dir das so in Erinnerung rufen kannst ist bewunderswert,ich hätt da glaub so meine Probleme
….hab am Parkplatz Grazer getroffen,die auf die Hochweichsel gegangen sind,diese Tour reizt mich auch…..ist mal im Hinterkopf gespeichert!