Kärntenurlaub: Rund um die Wimitz
14. September 2011 von Bernhard Baumgartner
Wimitz – wo soll das denn sein? In den Wimitzer Bergen natürlich und in Kärnten, aber eigentlich bezeichnet dieser Name ein völlig abgeschiedenes und nur spärlich besiedeltes Tal der südlichen Gurktaler Alpen. Genaueres zur Geografie: Von Westen nach Osten verlaufen sowohl das Glantal zwischen Feldkirchen und St. Veit als auch das mittlere Gurktal bei Weitensfeld und Gurk. Dazwischen erstrecken sich zwei Höhenzüge in derselben Richtung – ein nördlicher von Zammelsberg nach Pisweg und ein südlicher, an dessen Sonnenhängen St. Urban und Kraig liegen. Dazwischen hat der Wimitzbach sein Engtal eingeschnitten.
Wie wir überhaupt auf die Wimitz kamen? Schon vor längerer Zeit durch den Fernsehbeitrag “Kärntner Bauerndörfer”. Bei unseren Touren auf den Hemmawegen haben wir den nördlichen Höhenrücken von Weitensfeld bis Gurk begangen, aber Pisweg im aufziehenden Gewitter abseits liegen gelassen. Dann stieß ich im Hemmaweg-Führer auf eine Route, die ich in meinem Pilgerwegebuch wegen einiger Unsicherheiten unberücksichtigt lassen wollte – die zweitägige Tour von Karnburg nach Gurk.
Ganz ominös erschien auf dieser Strecke der Ortsname Dreifaltigkeit am Gray. Daher wollten wir bei unserem Kärntenurlaub Ende August dorthin kommen. Die in der beigefügten Karte ersichtliche Rundfahrt verlief über insgesamt ca. 100 km, mehrfach unterbrochen durch kurze Wanderstrecken und Walderkundungen (ganz schön viele Eierschwammerl und Pilze nach den vorher gegangenen Niederschlägen und bei der beginnenden Erwärmung).
Eigentlich hätten wir gleich von St. Urban über die Simonshöhe (bekanntes Kärntner Schigebiet) und Hoch-St. Paul zu unserem ersten Ziel gelangen können. Weil uns aber diese Fahrmöglichkeit nicht bekannt war, fuhren wir zunächst nach St. Veit und weiter über die Streusiedlung Schaumboden hinauf auf die Berge. Sehr lohnende Landschaft mit kühn auf Felsen ragenden Burgruinen. Auf der Kammhöhe einem Instinkt und der guten Asphaltstraße westwärts folgend nach Steinbichl.
Der Kirchweiler Steinbichl: Auf 1070 m am Nordhang von Schneebauerberg und Wunderriegel – eine wahrhaft wunderbare Lage mit Ausblick in die Gurktaler Alpen, gegenüber die Bergbauernfluren an der Sonnseite des Pisweg-Zammelsberg-Kammes, tief drunten der steil eingeschnittene Waldschluchtgraben der Inneren Wimitz (dorthin führt eine schmale Bergstraße). Das Kirchlein mit dem markanten Turm und Steinplattldach steht oberhalb des Weilers (dort ein Gasthaus) – aus mir selbst unverständlichen Gründen habe ich kein (!) Foto geschossen und auch nicht im Dehio nachgeschlagen: Urkundlich “erst” 1412, aber im Kern romanisch, gotische Architektur und Fresken. Wir gingen der Markierung Richtung Wegscheider ein Stück entlang und kamen gerade beim Läuten der gesamten Glocken zur Kirche zurück, als die “Kräuterprozession” (nachträglich zum Marienfeiertag) einzog – wieder was versäumt…
Dafür nahmen wir nicht die Talfahrt in die Wimitz, sondern fuhren ein Stück zurück bis nach dem Sattel beim Purkhartbauern, dort abzweigend zum Kirchenberg von Dreifaltigkeit am Gray: Laut Dehio – einmaliges kirchliches Esemble mit Pfarrhof, seltenes Beispiel einer Blockbaukirche (Holzgewölbe, einzigartig in Kärnten und südlichstes Objekt dieser Art im deutschsprachigen Raum), in 1180 m Höhe auf einem Nebengipfel des “Sonntagsberges”. Uraltes Bergwerksgebiet, vermutlich schon keltisch-römisch, “Gray” bedeutet “Ende des (slawischen) Siedlungsgebietes”, wie uns Frau Margit Schintl erzählte (sie vermietet in Gray Nr. 3, 9300 Frauenstein, eine Ferienwohnung für einige Personen, zentraler Stützpunkt zur Nächtigung auf diesem Hemmaweg, Tel. 0650/2771223). Neben der im Friedhof stehenden Kirche der einladende Gasthof Jägerwirt, mit Naturkegelbahn, aber keiner Nächtigungsmöglichkeit. Dorthin müssen wir (wie nach Steinbichl) unbedingt noch einmal kommen, vielleicht gerade um Ostern, wenn das Fastentuch zu sehen ist!
Zur Weiterfahrt nahmen wir die Höhenstraße ostwärts durch ausgedehnte Wälder (Pilze sammeln verboten…!) und weit hinunter ins Wimitztal über das Bergdorf Eggen am Kraigerberg (eine der ältesten evangelischen Gemeinden Kärntens mit Bethaus von 1784 bzw. barockisierender Kirche von 1854, die Bergleute waren traditionell evangelisch und vor dem Toleranzpatent Kaiser Josefs II. sicher auch hier – wie im Ötschergebiet – Geheimprotestanten). Schon in der Äußeren Wimitz zweigten wir bergwärts nach Pisweg ab, gerade rechtszeitig zur späten Mittagseinkehr. Über diese interessante Kirchsiedlung werde ich wegen der sonst zu zahlreichen Bilder eigens berichten.
Am hohen Südhang des Waldkammes am Freithoferberg (dort führt mein Hemmaweg-Wandervorschlag von Weitensfeld nach Gurk, Ende Mai 2010 begangen) ging die Fahrt auf einer wahren Panoramastraße westwärts weiter. Ganz malerisch steht dort in eder Streusiedlung Masternitzen (selbst in der Spezialkarte nicht so beschriftet) das Kirchlein von St. Philippen: Urkundlich 1285, gotischer Bau mit barocker Einrichtung, die Anna-Selbdritt-Gruppe von 1320/25 in der Pisweger Kirche (dort mit Alarmsicherung, denn viele der kleinen Kirchen wurden längst “ausgeräumt”, von organisierten Kunsträubern).
Dann mussten wir weit ins Gurktal hinab, und erst am Ortsrand von Weitensfeld (wäre einen eigenen Bericht wert, wie die Pisweger Kirche) ging es wieder hoch auf den Berg hinauf – zu schwammerlleeren Wäldern. Die Fahrt über den Höhenrücken westwärts wurde dafür immer schöner, herrliche Aussicht, gegenüber Hoch-St. Paul (gilt dasselbe wie für Weitensfeld) und im Südwesten schon die Kalkspitzen der Julier, während hier alles gurktalerisch gerundet ausschaut. Abschluss dieser Panoramafahrt war die stattliche Pfarrkirche von Zammelsberg: Eine dem hl. Georg geweihte Wehrkirche mit imposanten Turm, das Innere leider verschlossen. Bei diesem “Streudorf” vereinigen sich die Hemmawege von Ossiach, Millstatt und von der Turrach und ziehen in wunderschönen, waldreicher Höhenwanderung gemeinsam mit dem Gurktaler Höhenweg nach Pisweg und bald danach über die “Rodelbahn” hinab zum Gurker Dom.
Wir beendeten den Tag mit der wie auf der gesamten Strecke unheimlich kurvigen Talfahrt zum Goggausee. Abschließend ein erfrischendes Bad und noch etwas ausruhen im stark besuchten (Sonntag!), aber sehr schön angelegten und sauberen Strandbad, bevor es über Feldkirchen zurück nach St. Urban ging.
1 Reaktion zu “Kärntenurlaub: Rund um die Wimitz”
Lieber BB, mit großem Genuss gelesen !!
HB