Kroatien / Insel Krk / Baska – Wanderführer: Obzova
31. Mai 2011 von Bernhard Baumgartner
Charakteristik: Der gebirgige Südosten der Insel Krk (von der Linie Punat – Vrbnik an) bildet einen in Hufeisenform um das Tal von Baska verlaufenden Bergzug. Im Gegensatz zum mit Waldbeständen und Macchia bedeckten und niedrig gelegenen Nordwesten werden diese Höhenrücken von vegetationsarmem Karst eingenommen. Nur an dem in das Baskatal führenden Straßensattel gibt es stark verwitterten Baum- und Krummholzbestände. An der orografisch rechten Seite (in Richtung Baska) steigt der Höhenzug über 500 m Seehöhe an und gipfelt im Obzova. Der markierte Zustieg erfolgt über die steile Ostflanke durch einen schluchtartigen Einriss der Hochfläche.
Routenbeschreibung OBZOVA (herrliche Bergtour auf den höchsten Gipfel der Insel Krk mit 568 m, Aufstieg 2 bis 3 Stunden, nur bei gutsichtigem Wetter und nicht zu starkem Wind empfehlenswert, bei Unwettergefahr unbedingt zu vermeiden!): Ausgangspunkt bei der Kirche in Draga Bascanska, dort links und rot markiert am jenseitigen Berghang neben einer Schlucht hinauf (rechts abseits Felsplatten mit hervorragender Flora und Fossilbänken). Dann durch Waldgelände ansteigend (Orchideen, Flaumeichen u. a.) und rechts querend zu einem Bergvorsprung mit Panorama-Rastplatz. Weiter über kleine „Almwiesen“ und Steinhalden in das Hochtal Lokva Plakara (Quellspuren und interessante Flora), in immer stärker verkarstetem Gelände hinauf zur Plateaufläche mit kleinen Rasenflächen zwischen Steinmauern. Hier links schwenkend über den mäßig steigenden Hang zum Gipfel. Gleicher Rückweg (die Höhenwanderung über die steinige Einöde des Bergrückens bis zum Bag mit den dazwischen abzweigenden Steilabstiegen ins Tal kann ich mangels eigener Begehung nicht beschreiben).
Aus meinem Tourenbuch
Hochzeitstag – 1. Juni – anfangs starke, nachmittags abflauende Bora mit geringer Bewölkung und guter Fernsicht. Wir zweigen in Draga Bascanska vor der Kapelle ab und parken dort beim Bach. Gegenüber geht es den Hang entlang der roten Markierung aufwärts (ab 9.30 Uhr). Ein Hohlweg bewältigt Terrassenstufen und einen schluchtartig-seichten Einriss, über dicht mit Fossilien bedeckte Steinflächen und dann zwischen Steinmauern ansteigend, folgen Lichtungen und Zaundurchgänge – überall fantastische Flora mit Orchideen! Nach Querung im Flaumeichenwald und Geröllgelände erreicht ein Wiesenweg einen Hangvorsprung mit Panoramablick über das Tal und die Meeresbucht bis zum Velebitgebirge, hier herrschen bereits die Blüten von Großköpfigen Disteln und Salbei vor. Eine von Eseln beweidete “Almwiese” leitet, immer rechts haltend, in ein Hochtal hinein, dort folgt ein Steilanstieg zum Kessel mit dem spärlichen Wasserlauf Plakara (Lokva Plakara als Quellaustritt mit Riedgräsern, bereits auf 400 m Höhe).
Ein Geröllweg durch eine Steilrinne schließt an und gewinnt durch einen Einschnitt den Plateaurand bei “Ispod Obzove-Na Plakari”. Steinmauern umschließen hier kleine Grünflächen, und bei diesen “Gärtchen” hält sich auch eher kümmerlicher Baumwuchs mit Ulmen und Föhren. Eine Abzweigung würde rechts mit der roten Markierung zum Panoramapunkt Kunjalabor führen, wir gehen aber einer Aufschrift nach geradeaus zu einem langen, über das Plateau verlaufenden Steinzaun mit Tor. Dann links abzweigend nach blauer und spärlicherer roter Markierung über den sanft ansteigenden, aber von der Bora heftig überfegten Gipfelhang. Noch an einzelnen “Gärten” mit Schafen vorbei, werden die kümmerlichen Rasenflächen mit einzelnen Wacholderbüschen immer mehr von Geröll und klüftigen Steinflächen abgelöst. Ein Steinmann und ein Markierungsstock weisen die Richtung, würde bei Nebel auch nicht viel nützen, wir haben zum Glück klarsichtiges Wetter (sonst wären wir sicher bereits am Plateaurand umgekehrt). Um die Mittagszeit ist der Obzova erreicht – Ausblick gegen Rijeka im Nordosten und in Gegenrichtung zur Insel Rab, der Sturm weht uns bei den Gipfelbildern fast um!
Bei Bewölkung und anhaltendem Starkwind steigen wir bald zügig bis zu den “Eselweiden” ab und können erst dort die Anoraks ausziehen. Die Genusswanderung beginnt erst jetzt, mit Rast und viel Fotografieren und Blumen bewundern. Frühere Arten, wie Schwarzwurzel und Erdbeer-Wolfsmilch und auch das Federgras zeigen bereits Fruchtstände. Unterhalb des Flaumeichenwaldes mit den ummauerten kleinen Lichtungen kommen wir bei blanker Sonne zu den Orchideen-Felsplatten, ein ganz einmalig üppiges Blumenerlebnis. Erst gegen halb drei Uhr langen wir wieder im Tal an.
Als Gipfeltour war der Obzova von Draga Bascanska aus unsere schönste Bergwanderung auf Krk. Sehr lohnend war auch der allerdings viel niedrigere Bag. Beide Gipfel könnte man in einer über das stellenweise mühsam begehbare Karsthochplateau immer leicht bergab verbinden. Die Talwanderung durch das Baskatal (oder Rückfahrt mit Bus von Baska zum Ausgangspunkt) wäre dann eine ganz außergewöhnliche Rundwanderung unter dem Motto: Vom Gipfel erblickt man ringsum ein Meer, aber nicht wie in den Alpen ein Meer von Bergen, sondern die blauen Fluten der Adria!
Unsere “Naturgalerie” ist in der Gallery zu sehen!