Bergkirchen zwischen Gurk und Friesach
16. April 2011 von Bernhard Baumgartner
Zwischen Friesach und Gurk führt die letzte Etappe des Hemmaweges vom slowenischen Crna na Koroskem (im altkärntnerischen Miestal) – ebenso wie mein Wandervorschlag “Auf dem obersteirisch-kärntnerischen Hemmaweg” – über die östlichen Ausläufer der Metnitzer Berge. Dieses über 1200 m ansteigende Bergland ist an der Südseite bergbäuerlich besiedelt und in zahlreiche, zum Gurktal hinabziehende Gräben gegliedert. Auf den Rücken dazwischen reihen sich neben den Einzelhöfen auch kleine Kirchweiler – oberhalb von Gurk St. Jakob und St. Peter, an der Prekowastraße Hausdorf und zwischen Strassburg und Mellach in besonders schöner freier Höhenlage die Häusergruppe von Kraßnitz, dort der unter den in die Romanik zurückreichenden Bergkirchen eindrucksvollste gotische Bau.
Höllein, Filialkirche hl. Leonhard
Über dieses abgelegene Kirchlein heißt es im “Dehio / Kärnten”: Einschicht nordöstlich von Strassburg, ehemals ausgedehnte Bergknappensiedlung, urkundlich 1045 (die Kirche erst 1405). Kleiner romanischer Bau des 11. Jhs., Vorhallenturm im Westen in voller Breite des Langhauses (15. Jh. ?) mit jüngerem hölzernen Aufbau, halbkreisförmige Chorapsis. Das Bauwerk als Leonhardskirche von einer geschmiedeten eisernen Kette umzogen, 1993/94 Außen- und Innenfärbelung, Neuweihe.
Na, wenn das kein Interesse weckt! Wir hatten zwar den über die nahe Berghöhe führenden Hemmaweg erkundet, aber das Kirchlein zu besuchen stand uns noch bevor… Die im Text richtige Beschreibung, aber in der Karte falsche Eintragung im Spezialführer “hemma pilgerwege”, ferner meine kurz gefasste Routenangabe im neuen Pilgerwege-Buch und die nicht aktuell nachgeführte Österr. Karte sind der richtige Anlass, diesen Ausflug genauer zu beschreiben (Wanderung beim nächsten Bericht “Irrwege…”). Außerdem war dieser 7. April ein wunderschöner Tag!
Auffahrt nach Höllein
Vorweg genommen, die Wegmarkierungen in diesem Gebiet sind sehr sporadisch angebracht (sogar für den Hemmaweg) und teilweise völlig verschwunden! Daher muss man einmal hinauffinden in die Einschicht – am verlässlichsten nach den Wirtshaus-Wegweisern!
Abzweigung im Dörfchen Mellach (östlich von Strassburg) von der Gurktalstraße. Bei der folgenden Kreuzung nicht rechts (Fahrweg nach Dielach und zum Fasch), sondern links in den Auslauf des Wildbachgrabens (hier könnte man links die Kraßnitzer Bergstraße erreichen, die kurz vor Strassburg bei einer Schotterwerk-Zufahrt abzweigt). Am Waldrand aber nicht talein, sondern scharf rechts und gleich wieder rechts in den steilen Waldhang abzweigen. Weiter oben wird die Gegend freundlicher – am Weiler Unteraich vorbei, immer geradeaus zur Buschenschank vulgo Wieser, dann im Bergwald scharfe Rechtsabzweigung (Ankündigung der nächsten Einkehr, links weiter kann man hier nach Kraßnitz fahren, eigentlich ideal mit Mountainbike, aber auch mit PKW möglich). Bald folgt ein kleiner Wiesensattel mit Bildstock, und oberhalb erblickt man schon am Hang, mit herrlicher Aussicht zu den Südalpen, das bäuerliche Gasthaus Panoramablick vulgo Ofner (zuletzt Sandstraße).
Die ”Kirchenbesichtigung”
Schon vom Ofner lässt sich das Gehöft Fasch (mundartlich “Fosch”) am östlichen Berghang vor dem Pirkerkogel ausmachen. Gleich unterhalb steht das uralte, überaus klobig wirkende Kirchlein. Der Schüssel steckt, mit dem hat der Pfarrer aus dem Tal aufzusperren versucht, leider hat er den falschen erwischt, und der lässt sich nun nicht mehr abziehen … also kein Zutritt ins Kircheninnere! Laut Dehio sollen sich barocke Knorpelwerkaltäre und eine Kanzel darin befinden, die wertvolleren Stücke schon ”gesichert” (romanisches Kruzifix und gotische Leonhardfigur im Diözesanmuseum Klagenfurt, zwei frühgotische Figuren im Schlossmuseum Strassburg). Mit dem Blitz gelingt mir ein Bildeinblick durch eine schießschartenartiges Seitenfenster in den Vorraum. Wirklich original ist die aus geschmiedeten Stücken gefügte “Leonhardskette”, geschlossen rings den Bau umschließend – wie zur Symbolkraft läuft ein Ponny über die Weide heran, sicher neugierig, wer seinen Schutzpatron besuchen kommt …