Herbstwanderung im Valle Vecchia
12. Juni 2010 von Bernhard Baumgartner
Besonderes Interesse für die Naturlandschaften der auch bei uns beliebten Urlaubsgebiete an den Sandstränden der Adria weckte das folgende empfehlenswerte Buch: “Naturführer Obere Adria” von Irene Drozdowski und Alexander Mrkvicka im Verlag des Naturhistorischen Museums Wien (gekauft um 17,60 € in der Buchhandlung Freytag&Berndt am Kohlmarkt in Wien). Die darin beschriebenen 19 Exkursionen bieten eine intensive Einführung in die Lebensräume an der Oberen Adria bis hinein nach Istrien. Allerdings ist die Westgrenze hier der Tagliamento (im Landesinneren) und die Lagune von Marano zwischen Lignano und Grado. Mit unseren Beiträgen können wir das Naturwandergebiet für Vogel- und Blumenliebhaber womöglich noch ein Stück weiter Richtung Venedig ausweiten!
Rund um Bibione
Die bevorzugte Wanderung führt dort vom östlichen Ortsrand entlang der Küste oder durch Felder und Pinienwald zum “Faro”, dem Leuchtturm nahe der Tagliamentomündung. Von Lignano Riviera aus haben dieses nahe gelegene Ziel – noch dazu vom Strand aus auffallend – immer wieder erwandert.
Anfang September 2009 in Bibione wohnend (leider im Zentrum), lenkten wir unser Interesse in westliche Richtung, an Bibione Pineda vorbei. Vom Hafen und dem Campingplatz an wird der Strand westwärts (also Richtung Caorle) bald ruhiger, ist aber immer noch gepflegt. Eine weite Sandfläche schließt dort an und bildet eine Art Halbinsel bei der Mündung der nordwestlich von Bibione eingesenkten Lagune – Porto di Baseleghe heißt dieser Platz. Jenseits des seidig blauen Binnenwassers sieht man grünes Marschland mit einzelnen Fischerhütten darauf.
Das Marschland von III Bacino und Baseleghe
Die erwähnte Lagune zieht an der Nordseite Bibiones vorbei bis an die Zufahrtsstraße heran. Dort weist eine Abzweigung nach “III Bacino”, und auf schmalen Asphaltwegen folgten wir dort einem kanalartigen Gewässer westwärts. Man kommt zu einem für den Fremdenverkehr ausgebauten Fischerdorf mit Schilfhütten und nordwärts zum Pumpwerk (Idrovora) Baseleghe. Mittels solcher Anlagen wird das Wasser aus den Entwässerungskanälen auf höheres Niveau befördert und schließlich zu der ins Meer mündenden Lagune geleitet. Das Land dazwischen ist trocken gelegt und dient der Agrarwirtschaft. Die Ränder der verzweigten Wasseradern bieten aber malerische Anblicke mit kleinen Bootshafen und Blick auf die bei klarer Sicht gar nicht so fern erscheinenden Alpen. Außerdem gibt es am Rand der Schilfgürtel reichlich Möglichkeit zu Vogelbeobachtungen, besonders zu geeigneter Jahreszeit. Prati Nuovi ist ein bezeichnender Ortsname, aber ohne eine Spezialkarte (im Handel erhältlich) kann ich unsere eigene Fahrtroute nicht einmal mehr nachvollziehen.
In das Valle Vecchia
Dorthin gibt es nur eine Zufahrt – von Lugugnana (an der Staatsstraße 42 Richtung Caorle – Jesolo) über Brussa. Wir waren sehr erstaunt über das riesige “Area di sosta”, im Herbst (wie im Frühjahr) nur mehr gering belebt, dort freundlich von den Parkwächtern empfangen, leider auch von drohenden Wetterwolken…
Daher nahmen wir die aus dem Prospekt (mit Plan, beim Schranken erhältlich) zu entnehmende östliche Runde (Richtung Bibione) in Angriff. Vor dem Haupteingang (Plan Nr. 1) ging es links einen Fahrweg entlang, zwischen Pinienwald und verbuschten Heidefläche, Ziel war die Wasserfläche bei Porto Baseleghe. Weil aber dort der Strand nicht begehbar erschien, schwenkten wir rechts gegen die Küste zu ein und fanden schmale und teilweise feuchte Wegspuren durch Riedgrasbestände mit herrlich lila blühenden Statitzen” (Schmalblatt-Strandflieder), seichte Wasserrinnen dazwischen und Blick über die sumpfige Küste mit ihren einzelnen Baumgestalten gegen die Lagune von Baseleghe. Am Strand angelangt, wanderten wir bis zum Haupteingang und zurück zum Parkplatz.
Grundsätzlich von verschiedenem Landschafts-Charakter sind im Valle Vecchia zwei Erlebnisbereiche:
Diese östliche Runde und der westwärts anschließende Strandbereich (beim Haupteingang bis zum Eingang Nr. 2 als “Spiaggia libera” grob betreut, d. h. weitgehend von Ablagerungen geräumt, touristisch belebter Abschnitt). Wir hätten gern noch den westlichen Küstenabschnitt kennengelernt, der bis zu Porto Falconera gegenüber von Caorle zieht – dort sind fast keine Touristen, dafür ist der Strand naturbelassen, was aber auch Massen von Naturablagerungen (Holz und Seegras) und Müllanschwemmungen bedeutet. Zwischen dem Sandstrand und dem geschlossenen Pinienwald verläuft eine von Dünen begleitete, teilweise mit Riedgräsern, Büschen und Einzelbäumen bewachsene Muldenzone. Diese kann man auf Steigspuren oder einfach quer durch das unproblematische Gelände begehen und trifft auf interessante Flora (flächig auftretend das nur am Vormittag aufgeblühte Nadelröschen u. a.).
Der nordwestliche Bereich ist geprägt von Sumpfflächen und mit Schilf umgürteten Wasserflächen, den “Zona umida” - an der Zufahrt gegenüber dem Museum ”Cavanella”, an der vor Caorle abzweigenden Lagune ”Falconera” und “‘Canadare”. Dort befinden sich auch Beobachtungseinrichtungen! Unseren Wanderweg dorthin möchte ich nicht empfehlen, am besten kann man mit dem Fahrrad unterwegs sein (ein Pferd für den “itinerari equestri” wird wohl kaum jemand mithaben…).
Bester Termin für einen Besuch im Valle Vecchia ist neben dem eher frühen Mai und dem Spätsommer (wegen der dann blühenden Arten) die Zeit des Vogelzuges, ebenfalls nahe von Bibione im “III Bacino”. Infos findet man über Google unter Valle Vecchia in üppigem Ausmaß – bei einer Fotogalerie entdeckten wir sogar Bilder aus unserem Bericht in www.wandertipp.at vom Vorjahr!
1 Reaktion zu “Herbstwanderung im Valle Vecchia”
Herbstwanderung deshalb, weil wir die östliche Runde und die Fahrstrecken in III Bacino und Prati Nuovi im Herbst erlebt und fotografiert haben (5. September). BB