Winter-Touren-Tipp: Speikkofel bei St. Lorenzen / Ebene Reichenau
16. März 2010 von Bernhard Baumgartner
Spätestens ab Ostern sperren die Schigebiete mit ihren Liftanlagen zu, aber Schnee gibt es sicher auf den hohen Bergen noch genug. Wenn die Wetterlage passt und nicht mehr zu viel Neuschnee dazu kommt, gibt es dann vielleicht sogar ideale Firnverhältnisse!
Meine Backcountry-Tour auf den Speikkofel
Wie bei der Flattnitz schon geschildert, hat mich die bessere Wetteraussicht an der Alpensüdseite verlockt, eine Rundfahrt über Flattnitz – Deutsch-Griffen – Hochrindl – Ebene Reichenau – Turrach – Stadl – Flattnitz zu unternehmen. Das ist zu jeder Jahreszeit eine herrliche Ausflugsfahrt! Für mich bot diese Route eine gute Gelegenheit, von St. Lorenzen aus einen dieser (nach der norischen Kultpflanze Valeriana celtica subsp. norica benannten) Speikkofel zu besteigen, noch dazu mir völlig unbekannt! Termin Anfang März, föhnige Wetterlage mit weiter Sicht, aber ohne Wolkenstau (ganz ungewöhnlich), ein glasig-blaugrauer Himmel, tagsüber genug Wärme für leichtes Auffirnen… Die damals aufgenommenen Dias haben eine Tönung, wie man sie von den Charmois-Schwarzweiß-Aufnahmen kennt, aber in graublauer Stimmung. Trotzdem sind diese Bilder (die einzigen bei diesem Kurzurlaub möglichen) für mich eine schöne Erinnerung und sollten auch die Landschaft ausreichend wiedergeben können.
Meine Tourenbeschreibung als Schneeschuhpartie (aus dem “Naturfreund” 1 / 2010):
Weitläufige Bergtour im Nockgebiet, über die Baumgrenze hinaus, im Höhengelände oft verwehter Schnee mit „Windgangln” und Eisplatten, bei guten Sichtverhältnissen leichte Orientierung.
Großer Speikkofel (Höhenunterschied 800 m, Aufstieg mit 4,5 km Länge und ca. 3 Std., gleicher Rückweg, ÖK-Nr. 184): Von St. Lorenzen (zwischen Ebene Reichenau und Hochrindl) entlang der Markierung Nr. 155 durch den Bergwald zur Baumgrenze. Über den freien Rücken auf den Kleinen und nach einem Sattel zum Großen Speikkofel. Abstieg eher an der östlichen Bergflanke entlang und zwischen Lorenzer Brunnen (Wegkreuz) und Kirchlhütte wieder zum Waldweg nach St. Lorenzen (zuletzt nahe der St. Anna-Kirche vorbei). Einfache Gipfeltour mit fantastischem Fernblick!
Wie es mir bei dieser Tour ergangen ist…
Auffahrt bis zum Kirchdorf St. Lorenzen, herrliche Südhanglage, von dort durch den zunehmend mit Zirben durchsetzten Bergwald mäßig steil entlang von markierten Waldwegen hinauf zur Baumgrenze. An ruinenartigen Wetterbäumen vorbei noch recht sanft zu einem uralten Almkreuz mit mehrfacher Wegteilung nahe der östlich davon gegelegenen Kirchlhütte (in der ÖK “Lorenzer Brunnen”) – halber Höhenunterschied schon geschafft! Nun wird es immer prachtvoller, weite Schneehänge (leider etwas Wechselschnee und nicht ebenmäßiger Butterfirn) und eine Aussicht sondergleichen, auf die nahen Nockberge mit der nahen Falkertgruppe und die im Klagenfurter Becken lagernden, silbrig leuchtenden Nebelmeere hinweg auf die Karawanken und Julischen Alpen (vom Gipfel aus sieht man sogar über die Niederen Tauern hinweg auf den Dachstein !).
Über den Kleinen Speikkogel hinweg (danach ein flacher Sattel) geht es mit den BC-Ski samt Steigfellen noch ganz manierlich. Mir begegnen sogar drei Tourengeher (einer dieser Gruppe hat vor kurzem die Abfahrt von der Lilienfelder Hinteralm in den Wiesenbach unternommen, starkes Kontrastprogramm zu diesen eher seichten Hängen !). Zum Großen Speikkogel hinauf macht sich dann immer mehr die Windwirkung in diesem ungeschützten Gelände bemerkbar – weniger am aktuellen Wetter, als an den Eisplatten und “Windgangln”, die mir bei der Abfahrt schon einige Probleme bereiten. Noch dazu ist der 2270 m hohe Hauptgipfel (fast so hoch wie der Hochschwab) von überraschend auftretenden “Blockburgen” umgürtet! In der Spezialkarte sind sie nicht verzeichnet, in meiner persönlichen Tourenkarte aber nachher markiert und auf den Bildern eindrucksvoll ersichtlich. Etwa von Höhe des Schuriankreuzes an muss ich sogar zu Fuß aufsteigen und dann zum Start der Abfahrt über die eher südostseitigen Hänge wieder vorsichtig zurückgehen.
Im Gegensatz zum eisigen Gipfelbereich wird Abfahrt je weiter talwärts umso tiefer! Zum Schluss biege ich vor dem unteren Waldrand links ein und komme zur St. Anna-Kapelle mit ganz malerischem Blick auf St. Lorenzen (der hohe Berg dahinter ist wahrscheinlich die Moschelitzen, hübscher Kärntner Bergname nahe dem Falkertsee) – bereits eine sehr frühlingshafte Stimmung, wie sie wohl auch jetzt im wetterbegünstigten Süden herrschen wird.
Schöne Erinnerungen und frische Bergsehnsucht inbegriffen!