Bernsteinstraße & Eiserner Vorhang: Wellness in Lutzmannsburg mit Historischem
26. September 2009 von Bernhard Baumgartner
Das wohlige Thermalwasser von Lutzmannsburg…
… genießen wir immer wieder gern! Und so superb die Sonnentherme mit Kindern aller Alternsstufen ist, so angenehm und großzügig, samt der weitläufigen Garten mit ihren “Einsamkeitsplatzerln”, empfinden wir die Ruhetherme. Ebenso wie die Temperaturen in der Sauna bestens passen, hat uns in den letzten Tagen das Wetter spätsommerlich verwöhnt.
Besonders gefällt uns in Lutzmannsburg, auch wenn wir diesmal nicht die Fahrräder zur Erkundung der Umgebung mithatten, das historische Umfeld der Sonnentherme. Gleich “hinter” den Hotels erlebten wir noch den Eisernen Vorhang, an den jetzt nur mehr Denkmäler und Dokumentationsobjekte erinnern. Selbstverständlich die Grenzsteine von 1922, denn bis dahin war das gesamt Burgenland ungarisch und hatte eine von Niederösterreich beachtlich abweichende Geschichte – so etwa keine Gegenreformation, und daher gibt es in jedem Ort katholische und evangelische Kirchen.
Spuren der historischen Landschaft erlebt man beim Walken über das Lutschburger Weingebirge, wo die innerhalb einer großen urgeschichtlichen Wallanlage weithin blickende kath. Pfarrkirche steht. Sie war sowohl beim Ungarnaufstand 1956 (mit 50 000 Flüchtlingen) wie auch bei der Öffnung des Eisernen Vorhangs 1989 (hier mit dem einzigen Todesopfer dieses welthistorischen Ereignisses) mit ihrem “Leuchtturm” der Richtungsweiser in die Freiheit.
Eine glückliche Fügung für mich war, dass ich abends in der Therme ins Gespräch kam – danke für die Initiative! – nämlich mit Mag. Oswald Gruber, Professor in Oberpullendorf, wohnhaft in Lutzmannsburg und sozusagen “der” Lokalhistoriker. Unsere Interessen an Geschichte, Geologie usw. kreuzten sich blitzartig, und dazu kam noch die Aktualität einer archäologischen Sensation an der Römischen Bernsteinstraße in Lutzmannsburg. In den ORF Lokalnachrichten gehört, im FS übersehen, dafür einen Bericht im Kurier vom Samstag 19.9. Burgenlandteil noch ergattert:
Es geht um ein ausgedehntes Militärlager an der Römischen Bernsteinstraße, halbwegs zwischen Savaria (Steinamanger) und Scarabantia (Ödenburg), das mit modernen Methoden erkundet und dann mit einer Probegrabung präsentiert wurde. Die besten Informationen über diese “antike Autobahn” findet man in der Radkarte Römische Bernsteinstraße Mittelburgenland (in Lutzmannsburg aufliegend), herausgegeben vom Verein zur Erhaltung der Röm. Bernsteinstraße, redigiert von Mag. Oswald Gruber (genaue Karte und ausführlicher Text; ich entnehme daraus zur Werbung für dieses beispielgebende Infoprodukt die beigefügten Bilder).
Wir haben schon bisher einige Radexkursionen durchs Blaufränkischland unternommen, etwa nach Klostermarienberg (von den Heiligenkreuzer Zisterzienser begründet und zum Stift Lilienfeld inkorporiert) oder zu den Resten des Hitler´schen Ostwalls – einem Bunker oberhalb von Kleinmutschen (in der Karte als Gedenkstätte eingetragen). Wenn man sich vorstellt, dass damit die Rote Armee hätte aufgehalten werden sollen… diese erreichte übrigens am Gründonnerstag, 29. März 1945, das damalige Reichsgebiet und fuhren bei Lutzmannsburg ungehindert über die Grenze (meine Chronik in “Lilienfeld und die Voralpen”).
Ein Tipp für das Erlebnis der historischen Landschaft im Mittelburgenland, rund um die Sonnentherme Lutzmannsburg – die weitflächigen Gebiete sind für Fußwanderer nur eingeschränkt empfehlenswert, fürs Nordic Walking eilt man auch besser auf das Lutschburger Weingebirg, ideal bewegt man sich mit dem Fahrrad und bringt dabei ganz schöne Radtouren zusammen. Ich möchte am liebsten die Originalroute der Römischen Bernsteinstraße von Lutzmannsburg bis Carnuntum einmal befahren, das wäre ein interessantes Unternehmen. Wer nicht radfahren möchte, kann auch mit dem Auto die lohnenden (in der Karte verzeichneten) Punkte anfahren und dort kleine Wanderspaziergänge unternehmen – jetzt im Herbst bei bunten Blättern und Obstreife, dann im Frühsommer mit der pannonischen Flora sehr ansprechend !