“Winterflucht” fast in den Frühsommer: Berge am Balaton
5. April 2009 von Bernhard Baumgartner
Flucht vor dem Winter nach Pannonien
Bis zum letzten Märztag regierte der Winter – zumindest bei uns in den Voralpen, beinahe jeden Tag ein bisschen Schnee… So hielten wir schon nach den ersten Blüten Ausschau, denn unsere Frühlingssuche sollte weit hinein in die milde pannonische Region gehen. Ziel – Balatonfüred am Plattensee mit den schönen Wandermöglichkeiten (selbstverständlich nur im Frühjahr und Herbst) auf die Berge am Nordufer. Die Halbinsel Tihany und den berühmten Basaltberg Badaczony kannten wir ja schon und waren recht angetan davon. Sonst wären wir ja gar nicht auf die Idee gekommen, und anfangs hat uns der Winter mit Regen und kaum Sonne auch noch verfolgt. Erst mit 1. April zeigte sich der Frühling und wurde – gleichsam als Aprilscherz – fast zu einem Frühsommer!
Den ersten Vormittag verschlenderten wir im Kurort Balatonfüred. Wenn dort alles fertig ist, was momentan abgerissen, renoviert und umgestaltet wird, kann daraus schon etwas sehr Ansprechendes werden. Der See ist ja wirklich wunderbar, seinen Gesundheitswert durch das mineralreiche Wasser konnten wir natürlich noch nicht ausnützen. Dafür gab es im ziemlich neuen Hotel Hallenbad und Sauna, alles sehr angenehm.
Über den Tamasberg ins Koloskatal
Eine recht gute Wanderkarte hatten wir schon besorgt, und beim Spaziergang die weitläufigen Vororte bergwärts von Balatonfüred kennengelernt. Daher bis zum Ausgangspunkt im Bergort Aracs, wo sich nahe einer geschnitzten Winzergruppe beim ehemaligen Gasthaus Zum Wilden Jäger (nach der deutsch Aufschrift, auf Ungarisch ist das ja kaum auszusprechen) ein Parkplatz anbietet. Dann geht es entlang einer blauen Markierung hinauf zum Tamashegy (Hegy = Berg) und zur leider in Renovierung begriffenen Jokai-Aussichtswarte. Aber nicht so schlimm, die Aussicht war ohnehin dürftig. Schon etwas ansprechender die frühen Blüten, vor allem Dirndlsträucher (na so eine Seltenheit…), dazu noch Nickende Küchenschellen und sehr zahlreich die Grüne Nieswurz, die man bei uns nur selten in Obstgärten usw. findet.
Eine lange Waldstrecke brachte uns über Forstwege zur Abzweigung eines Lehrpfades über die Koloskafelsen. Sehr interessant, wenn auch noch alles ziemlich kahl, dazu eine bunter Vogel, den wir leider nicht so richtig ins Bild bekamen, Lehrtafeln zeigten nicht nur, was es dort im Sommer alles blühende gibt, sondern auch die interessante Geologie (hier auf Kalk und Dolomit), leider alles nur auf Ungarisch. Nach Abstieg neben den Felsen zur Koloskaquelle erwischten wir einen idyllischen Waldweg mit wunderschöner Frühlingsblüte. Neben Nieswurz noch viel Lerchensporn und Gelbe Windröschen, alles keine Offenbarungen, aber nach dem vielen Schnee bei uns zuhause schon erfreulich! Noch besser – die Koloska Csarda! Wir genossen ein Kesselchen Gulaschsuppe, dazu einen süffigen Weißen, als Nachspeise die typischen Palatschinken – Gundel mit Nuss und Schokolade, noch besser Topfen mit Preiselbeer. Sehr freundlicher Wirt, gut deutsch sprechend, schon vorbereitet fürs Wochenende die Zimbal für die Musik, wir als einzige Gäste richtig verwöhnt.
Abends Spaziergang am Hafen mit Nostalgieschiff, neben unserem Hotel gleich der Jachtklub, dann die Tagore-Promenade: ein berühmter Dichter aus Indien wurde in Balatonfüred geheilt und hat diese vierreihige Platanenallee anlegen lassen. Über dem dämmernden See die beleuchtete Kirche von Tihany, alles ganz stimmungsvoll. Überhaupt nach der üppigen Abendkulinarik im Hotel Silver Resort, das wir uns ohne ein so güstiges Angebot sicher nicht geleistet hätten….
1 Reaktion zu ““Winterflucht” fast in den Frühsommer: Berge am Balaton”
Ich kann mich erinnern, dass ich vor vielleicht 10-15 Jahren auch einmal im April einige Tage nördlich vom Plattensee in den Basaltbergen wandern war. Das war damals eine “mehrere Tage allein weg”. Wann das in etwa war, weiß ich wirklich nicht mehr, nur dass es um die Zeit damals sehr untouristisch war – die meisten Lokale geschlossen.
Ich wohnte in einem Privatquartier – sehr schlicht – in einer alten Wohnsiedlung mit vielen Hühnern und Hunden. – An das Heulen der Hunde kann ich mich noch sehr gut erinnern.
Bei herrlichem Wetter bin ich dann einige Tage auf den Basaltbergen herumgewandert – oft querfeldein. War wirklich ein tolles Erlebnis, von dem mehr Bilder und Stimmungen als konkrete Fakten in Erinnerung geblieben sind. – Ich fuhr damals noch einen roten Kadett mit Stufenheck, das weiß ich auch noch, aber den fuhr ich lange…