Landesausstellung NÖ Tschechien – Grenzlandwandern: Tschechisch Kanada
14. September 2008 von Bernhard Baumgartner
Wer davon gehört hatte, konnte es gar nicht glauben: Die “Baumis” fahren nach Kanada, noch dazu ohne Flugreise (leider auch ohne Mountainbike…). Des Rätsels Lösung – am Dreiländereck von Niederösterreich, Südböhmen und Südmähren befindet sich ein waldreiches Gebiet, das wegen seiner dünnen Besiedlung und weil es “fast ausschaut wie Berge” (laut Prospekt) so genannt wird. Auf unserem Programm stand diese Gegend, weil sie das unmittelbare touristische Hinterland der grenzüberschreitenden NÖ Landesausstellung 2009 bildet – und dort wollen wir erkunden, was sich zum Wandern lohnt!
Tschechisch Kanada – unsere erste Tour im Naturpark “Prirodni park Ceska Kanada”
Was war zu überlegen? Karte für diese Tour: Preshranicni mapy / Interregionale Karte “Slavonicko Thayaland” (erhältlich im Infobüro Slavonice). Dazu Prospekt: Durch die grüne Natur zu den Denkmälern (ebendort erhältlich, Text auf Deutsch). Anregung für diese Route: Nr. 4 Wandertour, rote Markierung von Slavonice bis Stare Mesto pod Landstejnem / Altstadt. Warum unsere Variante? Streckenwanderung mit viel Asphalt in der zweiten Hälfte, keine Rundstrecke, aber Rückfahrt wäre mit Bus möglich, zur Ruine Landstejn geht es noch weiter überwiegend auf Asphaltstrecken. Außerdem fand ich in der Karte den Graselova stezka / Graslweg durch die Wälder mit vielen Teichen und Granitblöcken. Vorausgeschickt – die genaue Routenbeschreibung gibt es erst im nächsten Jahr anlässlich der Landesausstellung, wahrscheinlich im “Land der Berge”. So, jetzt geht´s zu unserem Wandererlebnis.
“Kaskade der Waldteiche – Wüstung Pfaffenschlag – Graslweg”
Wie in Telc beginnen auch in Slavonice die Wandermarkierungen am Stadtplatz – für unsere Tour rote traditionelle Markierung rechts vom ehem. Herrenhaus, die Gasse an der Keramikschauwerkstatt vorbei hinab zur Nepomukkapelle. Allerdings folgen die weiß-rot-weißen Marken der Straße, wir gehen aber der sehr genauen Karte nach gleich am Slavonicky potok entlang (potok = Bach, solche Wörter merkt man sich am besen gleich, wie rybnik = Teich, stezka = Weg / genug Tschechischnachhilfe!). Eine etwas ältliche Promenade bringt uns zur Bahnunterführung und zur Seitengasse, wo die Markierung uns weiterführt – hinein in gemütlich waldviertlerisch-pannonisch angehauchten Wald, leider nur mit Fliegenpilzen, die in Menge…
Nach dem Museumsgelände des Festungsareals kommen bald die kettenförmig hintereinander angelegten Teiche in Sicht, teils in den Hochwäldern mit ihren wunderbar moosigen Böden verborgen, zweimal mit schönen Einblicken, der Waldfahrweg ließe sich auch recht leicht mit Rädern befahren. Ein braungebrannte Bikeamazone macht´s uns vor und verschwindet immer wieder zwischen den Fichten – um ihr Schwammerlsackerl zu füllen (mit Rotkappen, meinte später unser Waldviertler Experte Wolfgang Wald). Nach einer auch nicht unangenehmen Forststraßenstrecke – trotz dem heißesten Septembertag im Waldschatten sehr erfrischend – folgt ein Waldsteig zur “Wüstung Pfaffenschlag” / Bobovec, einem in den Hussitenkriegen zerstörten Dorf, dessen Grundfesten wieder freigelegt wurden (Infotafeln sind gerade in Entstehung, jetzt wäre noch Zeit, sie auch in Deutsch zu verfassen, Beschreibung aber auch im Folder).
Jetzt sind wir schon auf einer grünen Markierung, und bei der 3/4 Std. später folgenden Forststraßenkreuzung gehen wir links auf märchenhaften Waldwegen mit schon einzelnen Granitblöcken weiter. Solche Wege wären auch im Waldviertel Wanderleckerbissen! Dazu öffnet sich linkerhand ein sandiges Teichufer am Dolni Satlava mit zwei Schwänen als Statisten auf der weiten Wasserfläche. Ein rybnik, wenn er auch nicht so bezeichnet wird, und danach ein maly rybnik ohne Namen, na halt ein kleiner und ganz malerischer Fischteich.
Wir gehen grün markiert weiter. Auf einer Schlagfläche merken wir, wie sorgsam hier mit dem Wald umgegangen wird – schön zusammengeschlichtete Reisighaufen und kein zerwalzter Boden von gigantischen Rodungsmaschinen wie bei uns zuhause! Ziel ist die Graselova sluj / Graslhöhle – klar, jetzt sind wir am Graslweg! Ich lauf noch ein Stück weiter Richtung Schillerstein, und ein Riesenblock könnte fast die Form eines gigantischen Dichterpopos haben, auch Anni ist es gleich aufgefallen, aber es wird doch ein Granitfrosch gewesen sein, denn beim Schillerstein soll es sich um eine Gedenksäule von 1905 handeln. Zurück beim Block mit der Minihöhle des Räuberhauptmanns Grasl (der ist hier ebenso daheim wie im Waldviertel !), hat sich Anni schon auf der Wanderdecke ausgebreitet. Zum Glück ist mir das aufgefallen und ich bin nicht gleich weitergesaust. Also wird gejausnet – sogar mit Brandteigcremering von Bäckerei Käppl in St. Veit an der Gölsen – dem letzten heimatlichen Mundvorrat.
Zurück nach Slavonice gehen wir wegen nicht optimaler Einteilung länger auf einer asphaltierten Forststraße, aber irgendwo geht es nur mehr bergab, ebenso sanft wie vorher bergauf. Genau wie in der Karte zweigt in einer Kurve geradeaus der Graslweg als schöne Waldtrasse ab und kommt bald zur einer Kette von sieben Waldteichen, unser grün überwuchertes Teichlein heißt Dlouhy rybnik. Hier gibt es nicht mehr so viele Granitpilze wie im Bereich der Graslhöhle, dafür bald schöne Heideböden, hinter denen schon die Türme von Slavonice auftauchen. Vor lauter Endspurt versäumen wir ein eigentlich ganz unübersehbare Abzweigung und müssen vor riesigen Feldflächen rechts wieder zur hier nicht so dichten Markierung queren. Die Kirche voraus ist das klare Ziel, beim Nachlesen kommen wir drauf – es ist die historische Fronleichnamskirche, ein romanisch-gotischer großer Bau mit einem Christophorus-Mosaik aus den 1930er Jahren, wie der Erhaltungszustand nicht so ganz prächtig. Das sind aber die Lindenriesen im anschließenden Hohlweg, der mit Kreuzwegstationen hinab führt zur Bahnübersetzung (mehrfach hörten wir Zugsignale, also trotz etwas bewachsenem Bahnkörper noch immer in Betrieb, nicht so wie bei alles eingestellt, wenn ich an den Gerichtsberg zwischen Hainfeld und dem Triestingtal denke…). Bei der nächsten ebenfalls uralten, aber schon renovierten ehem. Spitalskirche wechseln wir rechts bergab zur Promenade am Zlabingsbach, die uns nach fast 6 Std. schon etwas ermüdet und abendessenlüstern zurückführt zum Ausgangspunkt, wo unser Auto mit LF-Nummer inmitten lauter CS steht, aber immerhin ein Skoda…
1 Reaktion zu “Landesausstellung NÖ Tschechien – Grenzlandwandern: Tschechisch Kanada”
Jetzt hab ich gerade auf noe.orf.at gesehen, daß dein Grenzland-Extra endlich online ist ( http://noe.orf.at/magazin/daheiminnoe/unterwegs/stories/309910/ ).
Aber was mir neu ist, da gibt´s von dir auch einen neuen Beitrag “Der Wasserleitung auf der Spur”, von dem du noch gar nicht in deinem Blog berichtet hast ( http://noe.orf.at/magazin/daheiminnoe/unterwegs/stories/310617/ ). Oder doch ? Ich bin mir nicht sicher, vielleicht hab ich auch bei Robert ( http://wandertipp.at/lado ) darüber gelesen.