Landesausstellung NÖ Tschechien – Grenzlandwandern: Markierungen
13. September 2008 von Bernhard Baumgartner
“Markierungen im Grenzland-Extra“, das bedeutet für mich aktuelle und zeitgeschichtliche Erfahrungen, Erlebnisse beim Wandern im Grenzgebiet zwischen Südböhmen, Südmähren und Niederösterreich. Kurz zu den verwaltungsmäßigen Gliederungen: Zur Zeit der Österreichisch-Ungarischen Monarchie grenzten hier das Königreich Böhmen, die Markgrafschaft Mähren und das Erzherzogtum Unter der Enns (= Niederösterreich) aneinander. An diese Zeit erinnert der “Trojmezi” / Dreiländerstein nahe dem eher in den Wanderkarten verzeichneten Hohen Stein (679 m, in der Böhmischen Sass, nordwestlich von Reibers, Gemeinde Dobersberg). Die Grenzziehung nach dem 1. Weltkrieg legte den (noch oder wieder) gültigen Grenzverlauf zwischen Österreich und der Tschechoslowakei fest. In der “sozialistischen” Nachkriegs-CSSR wurde 1960 die Grenze zwischen Böhmen und Mähren aufgehoben, dadurch gehören Slavonice und Dacice zum Kreis Südböhmen (Jindrichuv Hradez / Neuhaus) und Telc zu Südmähren (Jihlava / Iglau).
Touristische Markierungen von Radrouten und Wanderwegen sind ausgezeichnet (wie wir schon bei unseren Touren in Baska auf der Insel Krik beobachten konnten, wo auch tschechische Funktionäre die Wanderrouten markiert hatten). Was ebenso wichtig ist – in den Karten eingetragene Markierungen sind auch hochprozentig im Gelände zu finden.
“Markierungen” der Zeitgeschichte begegneten uns überraschenderweise mitten in den Wäldern – Stahlbetonbunker, Schützenlöcher, Panzersperren, Stacheldrahtverhaue – ziemlich gruslig, für Tschechien ein Symbol der versuchten Selbstbehauptung, bei uns in Österreich nahezu unbekannt (gegenüber Hardegg schon einmal bemerkt). Dieses “Festungsareal Slavonice” entstand zwischen 1935 und 1938 als Teil einer Verteidigungslinie gegen eine Okkupation durch das nationalsozialistische Deutschland. Für uns bemerkenswert – auch entlang der österreichischen Grenze! Diese Objekte sind rekonstruiert worden, museal aufbereitet und mit Infotafeln versehen (leider nur in Tschechisch, trotzdem instruktiv, besonders auch die Karten). Ein sogenanntes Museum opevneni befindet sich am rot markierten Wanderweg westlich von Slavonice, und zwischen Landstejn und Klaster II gibt es ein noch größeres (es gäbe sogar Führungen). In der Wander-Spezialkarten sind die Bunker als kleine Kästchen eingezeichnet und in unglaublicher Dichte vorhanden.
Aktuelles 2008: Wesentlich lieber sahen wir aber, was in unserer gerade zu “Geschichte” werdenden Zeit zu bemerken ist: Viele und vor allem junge Leute unterwegs, vor allem mit Fahrrädern, und Gruppen von Studenten, die etwa in Pfaffenschlag oder in Slavonice ihre Mal- und Zeichenkünste praktizierten. Irgendein unbekannter Künstler hat sogar einen Wackelstein bemalt – mit einer Bildgeschichte, die wir aber noch weniger entziffern konnten als die tschechischen Infotafeln….
3 Reaktionen zu “Landesausstellung NÖ Tschechien – Grenzlandwandern: Markierungen”
Also das Kunstwerk auf dem Wackelstein, ich weiß nicht ! Wie kommen Tschechische Markierer auf die Insel Krk in Kroatien bzw dazu, dort etwas zu markieren ???
Bua, das wäre eine längere Geschichte: Während des letzten Jugoslawienkrieges haben die Kroaten von den Tschechen Waffen geliefert bekommen, die so bezahlt wurden – tschechische Urlauber zahlten in ihrem Heimatland das Urlaubsgeld, das ging aber nicht an die Hotels in Kroatien, sondern an die liefernden Waffenfabriken! Weiß ich aus erster Quelle.
Dass Tschechen in Baska, unserem Traumort auf der Insel Krk, die Wanderwege bezeichneten (vielleicht auch ausarbeiteten usw.) hat Tradition: Schon zur Zeit der Monarchie kam nämlich ein böhmischer Zeitungsherausgeber aus Prag zufällig dorthin, verliebte sich in die “Mondsichelbucht” und machte in seiner Zeitung Reklame für Baska, sodass viele seiner Landsleute dorthin reisten. So viele, dass in Baska das Wort “Tschechen” für “Touristen” üblich wurde. Dieser Pionier hieß Emil Geistlicher, und sein Denkmal steht heute an der Hafenpromenade.
Also daran zeigt sich, wenn man viel erlebt hat, kann man auch viel erzählen, eigentlich könnt ich zuhause bleiben und nur mehr bloggen. Aber morgen gehts ab zur Römischen Bernsteinstraße, samt Rädern – wo das wohl wieder ist?
Alter Vater ! Du bist ja wie die alte Dame in den Agatha Christie-Filmen (?), die nirgendwo das Schnüffeln läßt !