“Noch nie so was Schönes gesehn!”
5. November 2015 von Bernhard Baumgartner
Als Felix diesen Ausspruch produzierte, standen wir schon zuhöchst auf der Matraswarte, die dem Schöpfl zu einem “Neunhunderter” verhilft. Anlass für diese Wanderung mit den Lilienfelder Enkelkindern war der schulautonom unterrichtsfreie Tag am 3. November. Wir sollten also mit Jakob und Felix etwas unternehmen – bei der herrlichen Gipfelsicht nichts wie auf den Schöpfl!
Aber nicht auf dem für uns üblichen Weg von St. Corona, sondern von Forsthof bei Laaben. Vorteil – nicht zu weit, und am Start gibt es gleich die Island-Pferde zu sehen.
Um Kindern eine Wanderung schmackhaft zu machen, muss man sich schon etwas einfallen lassen! Hier waren wir am richtigen Platz, und beschwingt ging es durch den noch im Nebel steckenden Wald den steilen Gith-Steig hinauf. Laub raschelt, überall liegen handsame Holzprügel und bucklige Äste herum, und zum Purzeln gibt es nicht nur Wurzeln, sondern auch Unmengen im Laub versteckter Steinblöcke.
Beim Schöpfl-Bründl wird der Weg dann bald flacher, und außerdem – wer kommt uns schon entgegen? – die über dem Nebelmeer bereits lachende Sonne. Keine Langeweile kann da aufkommen, und vor dem Schutzhaus steigt die Spannung, ob es geöffnet hat. Zwar habe ich am Sonntag bereits angerufen und nachgefragt, aber war mir nicht mehr ganz sicher, ob ich Dienstag gemeint hatte…
Die historische Vermessungssäule weckt selbstverständlich eher mein Interesse (vor allem weil ich die Jahreszahl an der Nordseite nicht entziffern kann). Die beiden Buben sind ohnehin schon unterwegs zur höchsten Plattform. Trotz nur geringem Wind wackelt das Eisengerüst etwas, zusätzliche Aufregung und kein Wunder bei dem Alter (da war ihr väterlicherseitiger Ururgroßvater im Baujahr ein Fünfzehnjähriger). Jedenfalls der Eindruck ist gewaltig, wie bereits einleitend festgehalten.
Die Benennung des Panoramas ist ja keine Herausforderung, noch dazu wo wir es schon lange nicht so klar und eindrucksvoll erleben konnten wie an diesem Tag. Eher die fotografische Umsetzung macht zu schaffen – beim weitgespannten Schneebergblick etwa geht die grüne Gipfelwiese völlig unter, wenn man nicht zu digitalen Tricks greift.
Der Blick über die Voralpen zum Gippel, Göller und bis zum Hochschwab, alles über den von Dunst erfüllten und in der Sonne schimmernden Tälern, wirklich traumhaft. Im Gegensatz dazu über dem Flachland der Nordseite ein geschlossenes Nebelmeer, über das man in der Fantasie drübermarschieren könnte… Und kennt ihr den pyramidalen Gipfel im fernen Westen? Na, den Ötscher kennen beide zur Genüge, aber dass davor noch der Lilienfelder Muckenkogel zu sehen ist, erstaunt schon ein wenig!
Jetzt hinab zur Schöpflhütte – Menü erste Wahl: Schweinsbraten (für Felix) und Knödel mit Saft (für Jakob), geworden sind es pfundige Schitzel, Anni und ich nehmen deftig Krautfleisch und Grammelknödel. Alles haben wir verputzt, und in der Hütte war es gemütlich, nicht wie immer, weil sonst meist überfüllt, sondern gerade angenehm, Altersstufen zwischen acht und achtzig (überwiegend).
Abstieg über den Pensionistensteig, weniger steil und dafür noch voller mit im Laub versteckten Steinen. Unten am Waldrand kommt dann Jakob zum Zug, nachdem Felix schon für den Gipfelsager drangekommen ist…
Allgemeine Zufriedenheit mit dieser gerade für Kinder richtig zugeschnittenen Tour, allseits übrigens. Und noch dazu kann die Buchproduktion des Kral-Verlags mit uns zufrieden sein, denn wir bestätigen den Klappentext in meinen Büchern: ” Wenn sie nicht gerade mit Kamera, Rucksack oder Ski unterwegs sind, widmen sie (Anni und Bernhard) sich ihren Lieblingsbeschäftigungen. Dazu gehören auch der gemeinsame Garten und das Herumtreiben in der freien Natur mit den Enkelkindern” (aus: Das große Wandererlebnis NÖ, wo auf der hinteren Umschlagseite sogar der ganze Clan vor der Falkenschlucht festgehalten ist).