Valletta – Karfreitag mit Passionsprozession
22. April 2015 von Bernhard Baumgartner
Nach der Wanderung zu den schönsten Badebuchten – ebenso “Wanderbuchten” – stand der Karfreitag ganz im Bann von “Malta zu Ostern”. Darüber hatten wir schon viel gehört, gelesen und im Internet uns umgeschaut. Die Entscheidung für Valletta brachte aber dann Hannes durch sein Nachfragen bei den KollegInnen, und er hat uns auch abends begleitet.
Schon auf der City Bridge gab es ein gehöriges Gedränge hinein nach Valletta, typische Osterprodukte waren sehr begehrt…
Musikanten und Fahnenträger formieren sich schon für den “Umzug”, der das Hauptgeschehen am Karfreitag ausmacht. Viele Häuser sind geschmückt, mit Kreuzen und Lampen versehen, hier ist sogar die Arbeiterpartei voll beteiligt, wie im Bild dokumentiert!
Wo die Prozession verlaufen soll, kann man nur erraten, denn kreuz und quer strömen die Menschenmassen. Irgendwo klingt Blasmusik auf, und ein freundlicher Polizist weist uns einigermaßen ein. Anscheinend ist der Beginn nahe St. James Cavalier, also in der Südwestecke der Altstadt, womöglich bei der Church of our Lady of Victories und geht über Stufen in eine südliche Längsstraße (St. Ursula Street ?), um dann links hinauf zu einer der Hauptstraßen abzubiegen und retour zu verlaufen. Wir postieren uns gegenüber der St. Lucy-Kirche, schon inmitten des Gedränges. Noch weit entfernt sieht man die Prozession herannahen, immer wieder still stehend, aber doch allmählich näher rückend. Ohne Kommentar und Beschreibung bringe ich jetzt Bilder davon:
Was ein vermeintlicher Brauchtumsspaktakel sein könnte, erweist sich beim Miterleben als eine tiefernste Tradition, in die von Kindern bis Greisen alle möglichen Vereins- und Gemeindeabordnungen eingebunden sind. Die Darstellungen betreffen Szenen aus dem Biblischen Geschehen, aus der Geschichte des Judentums und selbstverständlich als Hauptthema der Leidensweg Jesu Christi.
Die lebensgroßen, sonst in den Kirchen aufgestellten Figuren werden von acht Männern in wiegendem Gleichschritt getragen, wegen des offensichtlich beachtlichen Gewichtes immer wieder abgestellt, begleitet von ernster Musik, aber Gebete oder Litaneien (wie man vermuten könnte) scheinen völlig zu fehlen. Trotz des unserer Zeit entsprechenden medialen Interesses (Kameras, Videoaufnahmen, Tabletts…) wirkt das gesamte Geschehen tief ernst und spirituell, so dass man sich mitten in die Leidensdarstellungen hineingezogen und innerlich berührt fühlt.
Ich glaube, wir sind schon weit mehr als eine Stunde an dieser Stelle gestanden und beschließen, seitwärts der Prozession entgegen zu gehen, was natürlich gar nicht so einfach ist. Durch einen glücklichen Zufall bleiben wir gerade beim Hauptgeschehen im Gedränge stecken…
Nun kommt schon gegen Ende der Prozession der Aufmarsch der Malteser-Ritter, dahinter Geistliche in katholischem Ornat vor dem Heiligen Grab. Was es mit dem Baby im Arm des biblischen Mannes auf sich hat, wissen wir nicht zu enträtseln…
Schließlich lösen wir uns aus dem Geschehen und machen uns an die Heimfahrt nach Paceville. Hier noch ein Blick auf die traditionellen maltesischen Ostergeschenke -
Da gibt es verschiedenes, (für uns ungewöhnlich) geformtes Gebäck, Votivbilder von der Prozession und das in Form von Fischen oder Lämmern üppig verzierte spezielle Ostergeschenk – “Figolla” (wenn ich das Wort richtig im Gedächtnis habe). Solche nahmen wir auch für unsere “Kinder- und Enkelfamilien” mit, in der Meinung, man könnte sie wie ein Lebkuchenherz als Erinnerung aufhängen, oder vielleicht sogar doch verspeisen? Jedenfalls haben diese Mitbringsel die Flugreise nach Österreich gut überstanden und wurden gehörig bestaunt – und natürlich gekostet! In der schützenden Verpackung befand sich eine wohlschmeckende Teigmasse, verbunden mit Marzipan und Zuckerguss-Verzierung. Leider ist für uns selber nichts davon abgefallen… nicht einmal gefärbte Eier gab es für unser Osterfest, geschweige von Osterschinken oder sonstigen Köstlichkeiten (außerdem war ja noch Fasten angesagt). Schon gespannt warteten wir auf den “Freudentag” des Ostersonntags, am Karsamstag war nämlich ein eher gewöhnlicher Tag, den wir aber mit einem zweiten Ausflug (dank Hannes) nach Gozo wunderschön erleben konnten.