Rossatz: Raureif am Rührsdorfer See und am Seekopf
8. Dezember 2016 von Bernhard Baumgartner
Bis zu der hier beschriebenen Tour am 6. Dezember sind wir mehrmals in der Wachau unterwegs gewesen – so zur Ferdinandswarte und zum Hundsheimer Römerweg, auf dem Weltkulturerbesteig im Gebiet von Krems und Stein und sogar auf dem Jauerling.
Damit glaubte ich, nun alle Touren für die Neubearbeitung der Wachau erledigt oder aufgefrischt zu haben. Weil aber an den letzten Tagen wieder so ideales, wenn auch schon sehr spätherbstliches Wanderwetter herrschte, wollte ich mir doch den Seekopf bei Rossatz noch einmal vornehmen!
Es war am Nikolaustag, 6. Dezember, und gleich in Rossatz hatte ich ein ganz nettes Erlebnis. Schon an der Ortsdurchfahrt sah ich einen vollgerüsteten Nikolaus auf die Straße treten, und beim “Hintaus” (vom Parkplatz neben dem Feuerwehrhaus zur Wegscheid am Holzweg) begegnete mir die ganze Schar der Rossatzer Kindergartenkinder! Die erste Tante war so auf Zack mich gleich zu fragen, ob ich den Nikolaus gesehen hätte. Mit meinem roten Anorak hätte ich ja fast selbst dafür gelten können, allerdings ohne Vollbart! Nein, war meine Antwort, ich bin es nicht selber, aber um die Ecke in die Hauptstraße ist er mir gerade begegnet… Die Reaktion der Kinder kann man sich vorstellen, und es war wirklich ein ganz schönes Gefühl, solch aufgeweckten und sichtlich umsorgten Kindern zu begegnen (im Gegensatz zu den schrecklichen Bildern aus aller Welt – wir leben wirklich in einem Paradies…).
Im Seegraben, wo mir noch ein paar bemerkenswerte Besonderheiten auffielen (bei der Hubertuskapelle das Naturdenkmal Roteichengruppe, ein 55 Jahre alter Fichtenbestand, den die Rossatzer Volksschulkinder 1962 gepflanzt haben), die nächste freundliche Begegnung. Mit einem vom Berg herabfahrenden Jäger (zum Glück wirklich von Rossatz aus alles zu Fuß gegangen und der Versuchung widerstanden, den Seegraben abkürzend zu befahren…). Er kündigte mir den Raureif auf den Berghöhen an, auf den ich schon selber bei den tiefen Minusgraden und den Nebelresten spekuliert hatte.
Am Rührsdorfer See war es dann so weit, und schon vorher bin ich vom herabrieselten Raureif eisig “eingestaubt” worden! Dieses periodische Gewässer (mit wechselndem Wasserstand ein Teich oder ein Flachmoor) ist eines der größten Naturwunder dieser Art in der Wachau. Diesmal fand ich es zugefroren vor, und abgesehen von einem Fehltritt ins zu dünne Eis, konnte ich den Randbereich und die in der Mitte vorspringende Verlandung begehen. Schon auf dem dritten Bild vorher erkennt man ein von mir bisher nicht registriertes (oder vergessenes) Schaustück – einen steinernen Grenzstein inmitten der Sumpfmulde!
Ist dieses Naturdenkmal im Sommer durch seine Flora schon sehr bemerkenswert, war die Stimmung an diesem vorwinterlichen Tag ganz einmalig! Dann marschierte ich auf der Forststraße Richtung Muglerweg weiter, um über den blau markierten Steig – immer steiler und zuletzt zwischen bizarren Felsblöcken – zum Seekopf aufzusteigen.
Ebenso wie der Aufstieg verläuft auch der grün markierte Steig hinunter zur Hirschwand durch urigstes Waldgelände, diesmal vom Raureif noch dazu völlig verzaubert! Wegen meiner vor kurzem operierten Hand, habe ich auf die hier anstehenden Kletterpartien – auf den Seekopfturm und auf die Hirschwand – verzichtet. Aber immerhin wusste ich, dass am H W-Steig der Block unter dem Einstieg des gesicherten Wandaufstiegs eine sehr lohnende Aussicht bietet. Dorthin “kämpfte” ich mich auf dem etwas verwachsenen Steig durch und hielt endlich Rast – es muss um die Mittagszeit gewesen sein. Die Batterie meiner hatte aber überraschend den Geist aufgegeben, ebenso der Akku vom Handy – zum Glück reichte die Stromversorgung meiner Kamera bis zum Abend…
Zum Muglerweg hinab war es dann gar nicht weit, dafür geht man dann auf dieser Forststraße endslang dahin, bis der Jankerlweg erreicht ist. Dort war ich mit Anni erst vor wenigen Tagen und hatte meine Route für den Abstieg nach Rossatz schon vorbereitet. Zuvor aber noch vorbei am schön renovierten Rührsdorfer Kreuz, und ob die zwei Blöcke auf der nächsten, intensiv jagdlich genutzten Lichtung das “Evangeliwandl” sein sollen, war mir trotz guter Erinnerung an eine frühere Tour nicht ganz klar.
Ich marschierte also zügig – und bei ebenso fallender Temperatur – auf der Forststraße weiter, wo auch der obere Jankerlweg bezeichnet ist, bis zur Bergecke vor dem Zeckensitz. Hier hätte ich über die Serpentinen des Jankerlweges absteigen können, wählte aber wieder die Route mit der rudimentären roten Markierung. Also von der Kehre beim Bergvorsprung, wo rechts um die Ecke der Zeckensitz folgt und der Jankerlweg als Steig geradeaus weiterführt, links abwärts auf einem unbezeichneten und schon grün markierten Forstweg, bei dessen Teilung ganz kurz rechts – und dort befindet sich die Tafel mit der einzigen roten Markierung nach Rossatz. Auf dem weiteren Steig ist keine einzige Markierung zu finden, nicht einmal Reste davon! Allerdings muss ich festhalten, dass sonst in Rossatz schon auf die alten Touristenmarkierungen geschaut wird – als gut erhaltene Zwischenmarkierungen im Gelände und sogar mit der Farbangabe auf den neueren gelben Wegweisern!
Wo der mit tiefem Laub bedeckte Steig dann aus dem Wald herauskam, landete ich an den Wegweisern von Panoramaweg und Welterbesteig – und an diesem tollen Blick auf Dürnstein. Anschließend an die Vierstundentour und schon etwas gut gekühlt, trieb ich mich noch in Hundsheim herum, um endlich den richtigen Zustieg von der Aggsteiner Bundesstraße zum Römerweg in Mauternbach zu finden. Und gerade noch im schönen Sonnenlicht glückte mir ein Bild von der Donauwarte bei Egelsee (digital, damit mein alter Diascan endlich ausgedient hat). Ein so schönes Bild von der Hirschwand (wie in Hauleitners Welterbesteigführer) blieb mir allerdings versagt – wahrscheinlich vom Seekopfturm aufgenommen, aber für mich wird es dazu wohl zu spät sein in diesem Jahr.