“Christbaumland” – von Maria Laach auf den Jauerling
16. Dezember 2015 von Bernhard Baumgartner
Sonntag Vormittag, 13. Dezember, zur Verfügung für eine kurze Wanderung im Raum Melk. Wenn in den Niederungen die Nebel hocken, wie jetzt so häufig, am besten gleich hinauf in größere Höhen, und dazu bietet sich der Jauerling an.
Über die Randberge des Donautals geht es zügig hinauf zu Hangterrassen und zur Mulde von Maria Laach, schon die typische Hochflächen-Landschaft des süd(öst)lichen Waldviertels. Es ist vor halb elf Uhr, der Ort noch belebt von den Kirchgängern. Mein abkürzender Ausgangspunkt ist der “Vorort” Zeißing auf rund 590 m Seehöhe, Straßenkurve und Infotafeln, oberhalb eine Schlossruine und ein stattliches historisches Gehöft, sogar mit Schießscharten. Weil es noch halb sonnig ist, möchte ich nicht gleich in den Wald hinein, sondern bleibe auf dem mehrfach markierten Weg, der das Katzental entlang die Jauerlingstraße abkürzt.
Eine selten schöne Gruppe von verschlungenen Kopfweiden, sonst herrschen eingezäunte Christbaumplantagen vor. Eine alte gelbe Markierung, der Wanderweg Nr. 4 und der intensiv bezeichnete Welterbesteig leiten mich zum Gießhübler Kreuz auf 755 m, am Rand von freien Flächen mit eigenartigen Pflanzenresten, hohe Halme irgendeiner modernen Kulturpflanze. Eigentlich wollte ich über Wiesmannsreith das sonnige Gelände ausnützen, aber so schön ist es auch wieder nicht, vor allem fehlt momentan noch die Fernsicht. Also hinein in die Jauerlingwälder, diesmal grün markiert und weiterhin Welterbesteig.
Auf Waldfahrwegen geht es flott dahin, bald münde ich in die von Zeißing direkt heraufkommende blaue Markierung, quere eine Forststraße und komme zur roten Markierung von Schwallenbach. Klar, mein Weg von Maria Laach ist die absolute Sparvariante für den Jauerling, denn wer ordentlich marschieren will, geht von Spitz oder einem der anderen Wachauorte aus. Mein Favorit wäre von der Ruine Hinterhaus auf den Jauerling, über den Trenning nach Mühldorf und auf dem Weingartenweg über dem Spitzergraben zurück zum Ausgangspunkt.
Bei der Hütte der Naturwacht habe ich eigentlich schon den Gipfel erreicht. Jammervoll der Blick über die Schipiste mit den letzten Schneehäuferln der Beschneiungsversuche. Zum Glück wurde der Snowboard-Weltcuplauf rechtzeitig abgesagt, wäre schade um all die verschwendete Energie! Die höchste Kuppe mit der “Turnerwiese” (samt Jahn-Denkmal), dem Aussichtsturm und dem Sendermast liegt schon deutlich im Gipfelniveau des Waldviertels auf 960 m. So kann ich ruhig sagen, der “Böhmische Wind” beißt ganz schön harb her! Mein Handschuhe sind versehentlich im Auto geblieben (dass ihnen nicht kalt wird?), so klemme ich mir die Walkingstöcke (mit diesen bin ich immer unterwegs) in die Achsel und stecke die schon klammen Hände in die Anoraktaschen. Ein Stolperer ist dann zwar unangenehm, aber ohnehin nicht vorgesehen, obwohl es nun flott auf anfangs demselben Weg zurückgeht.
Die Gehzeiten auf den Markierungstafeln stimmen erstens nicht mit meinem Gehtempo überein, obwohl ich eher gemütlich unterwegs bin, und zweitens stimmen sie teilweise überhaupt nicht. Die blaue Markierung für den direkten Waldabstieg, den ich nun nehme, ist aber vorzüglich instand gehalten, nicht nur an den Abzweigungen vorhanden, sondern auch als Zwischenmarkierung so oft, dass es auf einen umgeschnittenen Markierungsbaum (bevorzugt bei Forstarbeiten?) nicht ankommt. Es wird dann noch ein mäßiger “Knieschnackler”, bis ich wieder beim Auto und auf dem Kirchenplatz in Maria Laach ankomme.
Hier herrscht nun absolute Sonntagsruhe. Ich kenne Maria Laach schon von einigen Besuchen und Wanderungen, aber als ich diesmal in die Kirche gehe, bin ich doch überrascht von den außerordentlichen Kunstschätzen, die hier zu finden sind (darüber ein Bilderalbum in meinem facebook “Wandertipp bernhard baumgartner”).
Gerade nach der Ortsausfahrt in Richtung Schallemmersdorf (flott, um rechtzeitig im Krankenhaus Melk einzutreffen) öffnet sich kurz der Blick auf den Ötscher. Also rasch abgebogen zum tollen Panoramaplatz, wo man die Alpenkette vom Schneeberg über den Ötscher und die Gesäuseberge bis weit nach Oberösterreich überblicken kann.