Malta: L-Isla und Senglea Maritime Festival
5. Dezember 2015 von Bernhard Baumgartner
Maltas Hauptstadt Valletta östlich gegenüber, durch den Grand Harbour getrennt, springen drei Halbinseln in den (für Hochseeschiffe geeigneten und daher einen einmaligen Naturhafen bildenden) Meeresarm vor. Hier befindet sich, nach Mdina und Rabat, das älteste Siedlungszentrum Maltas, denn auf der mittleren Halbinsel Birgu setzten sich bereits die Johanniter fest, als sie 1530 (nach ihrer Vertreibung aus dem Heiligen Land und von der Insel Rhodos) vom Habsburger Kaiser Karl V. mit Malta belehnt wurden. 1552 ließ Großmeister Sengle die benachbarte Halbinsel L-Isla ebenfalls befestigen. Den beiden Festungen Fort Angelo und Fort St. Michael ist die erfolgreiche Abwehr der Türken bei der “Großen Belagerung” von 1565 zu verdanken. Erst 1571 erfolgte die Gründung von Valletta, und der ältere Bereich mit den “Three Cities” Birgu (nach dem Sieg über die Türken Vittoriosa genannt), L-Isla /Senglea und Bormla / Cospicua wurde durch zwei mächtige Befestigunsringe, die Margerita und die Cottonera Lines, zu einem uneinnehmbaren Bollwerk ausgebaut.
Bei unserem Osteraufenthalt konnten wir Vittoriosa (im Bild der neue Yachthafen im Dockyard Creek) eindrucksvoll kennenlernen (Bericht im Blog > Suche: Ostern in Malta / April 2015). Damals nahmen wir L-Isla mit seiner imposanten Front gegen den Dockyard Creek nur in Anschein, ohne es näher besichtigen zu können. Dabei ist das Bild der “Vendetta” auf der Landspitze des Forts St. Michael sogar das Motiv des Maltesischen Busfolders!
Also kein Zweifel – diesmal (bei unserem Herbstaufenthalt) MUSSTEN wir dorthin! Mittwoch, 21. Oktober, also zur Urlaubshalbzeit, machten wir uns – nach zwei herrlichen Badetagen – dorthin auf. Von unserem Sohn Hannes bis Floriana mitgenommen, vom Parksilo nur mehr kurzer Zugang zum Valletta-Bus-Terminal. So, jetzt kommt gleich eine praktische Erfahrung: Buskarte für die erste Woche abgelaufen, vor dem Schalter am Terminal eine lange Warteschlange, ein Schofför weist uns auf einen der Kioske daneben, wir kaufen zwei Karten mit je 12 Trips, also für eine Woche wesentlich ungünstiger und noch dazu eine Karte mit “Error”, wie sich bald herausstellte… Also das Anstellen beim Schalter hätte sich doch gelohnt! Noch dazu wären die “normalen” Zweistundenkarten sogar noch günstiger gewesen als die “Trips”. Na, soll nichts Ärgeres passieren, etwa eine verlorene oder geklaute Börse oder ein verdorbener Magen!
Noch nichts von den “Kartenproblemen” ahnend, setzen wir uns in den Bus Nr. 2 und durchqueren die Stadtgebiete bis zu den Mauerfluchten der Befestigungslinien – jetzt gilt es nur mehr, den richtigen Ausstieg nicht zu verpassen! Da sind wir schon vor dem Zugang Birgus, schnell hinaus – vor uns der Dockyard Creek, das historische Dock Nr. 1, und gegenüber das hochragende Senglea.
Wir spazieren das Dock entlang auf Bormla zu, überqueren den Wasserarm und wenden uns die Zufahrtsstraße Richtung Senglea hinauf, hoch über uns der erste, nicht so bekannte Auslug, der nicht wie die berühmte “Vendetta” den Blick auf den Grand Harbour und Valletta bietet, sondern die Dockanlagen bei Bormla.
Dann gehen wir durch das Stadttor, das zu der ganz L-Isla umfassenden Festung St. Michael gehört, hinein nach Senglea. Im Durchgang fällt uns ein (noch) verschlossener Einlass auf – hier findet laut Werbung am Sonntag danach das Senglea Maritime Festival statt: “Fort St. Michael will be open for the first time to the general public” – ein ein- und erstmaliges Ereignis, das wir nicht versäumen dürfen! Aber zunächst an der mächtigen Pfarrkiche “Madonna ta´Vitorja” vorbei: Dieser Name erinnert an den Sieg über die Türken 1565 am Tag Maria Geburt, dem eigentlichen Patrozinium der 1920 zur Basilika minor erhobenen, im 2. Weltkrieg bei mehreren Luftangriffen zerstörten, aber bereits 1946 wieder aufgebauten Kirche.
Um nicht auf der Hauptstraße weitertraben zu müssen, schwenken wir nach der Basilika links in die vielfach gestuften Seitengassen ein. So kommen wir, teilweise auf der südlichen Befestigungsmauer, mit Blick auf die in Betrieb stehenden Dockanlagen (vorher schon im Bild) zum Ende der L-Isla-Landzunge. Hier ist der Hauptanziehungspunkt für Besucher Sengleas, und man muss froh sein, Fotos ohne “Leute” machen zu können. Zuerst gibt es eine Gartenanlage, und dann stehen wir vor der berühmten Vendetta!
Die (nur ?) auf dieser Vendetta angebrachten Symbole (zumindest an den anderen derartigen und auf allen Festungsmauern errichteten Auslugen nicht bemerkt) weisen auf die Achtsamkeit – alles wird gesehen und gehört! Der Kranich hat eine tiefere Bedeutung – er hält einen Stein hoch, und wenn er einschlafen sollte, weckt ihn dessen Hinabfallen! Die Aussicht auf das benachbarte Fort Angelo und die gesamte Waterfront Vallettas, dazu der Schiffsverkehr, dieses Bild ist sicher unvergesslich. Ebenso eindrucksvoll ist aber der Weiterweg…
Am Rückweg begehen wir die auf Bormla zugewandte Seite des Dockyard-Kai, und dabei ergeben sich fast ununterbrochen die schönsten Ausblicke, also ein kaum zu übertreffender Spaziergang!
Über den Dockyard-Steg gelangen wir dann hinüber nach Bormla zu Kirche der Unbefleckten Empfängnis, die als eine der wenigen Bauten die Bombardements überstanden hat. Nahe davon gibt es ein originales Lokal, wo wir uns endlich stärken können. Anschließend posiere ich noch für einen Schnappschuss mit Dom Minthof vor der St. Georgs-Banda (am 8. Dezember wäre dort eine ganz attraktive Veranstaltung… aber den verbringen wir schon wieder in heimischen Gefilden…).
Wir erleben bei unserem Aufenthalt in Malta am 25. Oktober aber auch noch ein “Jahrhunderte-Ereignis” – das Senglea Maritime Festival, bei dem es erstmals überhaupt möglich ist, das Innere der Festung St. Michel zu betreten und zu besichtigen.
Bei unserem Eintreffen an diesem Sonntag kommen wir gerade zu einer Messe zurecht, die im Durchgang der Festungsmauer zelebriert wird. Ringsum sieht man schon Teilnehmer in historischen Kostümen, und dann geht es in die Festung hinein.
Die Schau ist wirklich pompös und mit einmaligen Ausstellungsobjekten bestückt. Zusätzlich fasziniert der Ausblick von der höchsten Terrasse der Festung, die ebenfalls eine Vendetta aufweist. Auf dem Platz hinter dem Stadttor erschallen inzwischen Dudelsäcke, und militärische Musikformationen ziehen eine eindrucksvolle Show ab. Vor der Basilika haben sich die Nachkommen der Veteranen des 2. Weltkriegs eingefunden – denn die originalen Teilnehmer werden sicher nicht mehr so aktiv sein. Von der Bewaffnung der britischen Truppen bis zu Flak-Geschützen ist hier alles aufgebaut, und die “ehemaligen Kämpfer” posieren mit den Gästen und vor allem am liebsten mit den weiblichen Besuchern (ich muss direkt noch ein Bilderalbum für mein facebook zusammenstellen…).
Erst am Nachmittag können wir uns von diesem wohl einmaligen Spektakel losreißen, und wir kehren über Sliema, sogar noch mit einem Spaziergang auf der Strandpromenade, nach Paceville zurück.