Erinnerungen an Mdina, Maltas einstige Hauptstadt
20. Dezember 2014 von Bernhard Baumgartner
In jedem Reiseführer oder Tourismusprogramm für Malta fehlt Mdina auf keinen Fall. Die Stadt ist ein Relikt aus längst vergangenen Epochen, von Römern und Arabern, Normannen und spanischen Herrschern. Als die Ordensritter 1530 nach Malta kamen, verlor “Medina” (das bedeutet im Arabischen “die Stadt, von Mauern umgeben”) zugunsten Vallettas ihre Bedeutung.
Mdina ist ein historisches Ausflugsziel, wie es interessanter nicht sein könnte. Aber – man darf nicht unseren Fehler machen, vormittags auf den Klippen herumzuwandern (siehe Bericht über die Dingli Cliffs) und zu glauben, Mdina “geht sich am Nachmittag auch noch aus”… Bei der langen Busanfahrt von St. Julien her, war die Überlegung allerdings naheliegend, gleich beide Ziele zu verbinden.
So landeten wir am frühen Nachmittag zwischen der moderneren Stadt Rabat und der Festungsstadt Mdina auf dem in einer Parkanlage gelegenen Bus-Terminal. Den ebenfalls als Grünanlage gestalteten Festungsgraben entlang und beim kleineren Stadttor (“Griechentor”) vorbei gelangten wir an die Westseite der Stadtmauer und durch einen Nebeneingang förmlich hinein ins Mittelalter…
Die schmalen Gassen sind winkelig angelegt, um die Verteidigung zu erleichtern, wenn überhaupt jemals Feinde so weit vordringen konnten – die Biegungen sollten angreifenden Bogenschützen nur ein beschränktes Schussfeld erlauben! Beiderseits bedrückende Mauern mit hoch oben liegenden Fenstern und wenigen, natürlich massiven Türen. Wo wir in Richtung der nördlichen Bastionen gingen, begegneten wir nur wenigen Menschen (die saßen wahrscheinlich gerade in den Tavernen…), außer einer fast geheimnisvoll wirkenden einheimischen Dame – wie aus dem Geschichtsbuch entstiegen…
Endlich standen wir, nach malerischen Plätzen und Gassen, auf der Stadtmauer und vor dem im Reiseführer empfohlenen, wirklich fast einmaligen Lokal “Fontanella Tea Garden”. Gerade dass wir noch einen freien Tisch auf der geöffneten Terrasse erwischten – war auch höchste Zeit, denn nicht allmählich, sondern immer beunruhigender fühlten wir uns schon ganz schlapp! Beim Bestellen fragte uns die freundliche Kellnerin “woher?” (eine auf Malta anscheinend beliebte Anrede von Gästen) und war ganz entzückt, dass wir aus Österreich oder von (nahe! immer dazusagen) Wien kommen – dabei wirkten wir in unserer Aufmachung auch nicht anders als etwa die zahlreichen britischen Touristen… Die Riesenpizzas schafften uns fast wie ein Geländemarsch (war vielleicht doch nicht die beste Wahl), und auf die berühmten Kuchen mussten wir aus “Platzgründen” leider verzichten…
Anschließend reichte unsere Energie nur mehr für einen eher flüchtigen Gang durch die mehr als historische Stadt, aber immerhin konnten wir einige nachhaltige Eindrücke gewinnen und freuen uns schon auf einen nächsten Besuch! Auf den Verkehr muss man in Mdina nicht achten – höchstens wenn gerade eine der vielen und von ihren Lenkern lautstark angepriesenen Pferdekutschen vorbeiklappert. Denn Mdina ist “autofrei”, was den altertümlichen Eindruck noch überaus verstärkt.
Die Fassaden, in allen Orten Maltas durch ihre “Balkon” auffallend, wirken hier noch “arabischer” bzw. werden die Verzierungen als typisch “normannisch” angegeben (die arabische Epoche dauerte von 870 bis 1090, danach herrschten ein Jahrhundert lang die Normannen).
Neben Palästen prägen selbstverständlich die Sakralbauten das Stadtbild, wir schauten uns zwar recht ausgiebig um, aber eine intensivere Besichtigung (wie auch der benachbarten Stadt Rabat) mussten wir uns für ein anderesmal aufheben. Hier noch einige Eindrücke im Bild:
Durch das große Stadttor kamen wir dann (schon mit Blick auf die Uhr wegen der Busabfahrt) zum Bus-Terminal, erlebten aber eine herbe Überraschung – der Bus mit unserer Nummer, mit dem wir angekommen waren, fuhr nicht zur Haltestelle an unserer Wohnanlage! Also mussten wir einen mit dem entsprechenden Ziel nehmen, und der gondelte dann mit uns quer über das Zentrum der Insel (vorbei am Krankenhaus und der Universität) bis nach Valetta, und von dort mussten wir den nochmals umsteigen… Der Tag nahm also, so schön und interessant er auch war, fast kein Ende. Aber im Nachhinein zählen doch nur die Eindrücke, und in der Erinnerung bleibt zum Glück das Beschwerliche nicht so nachhaltig hängen (nur nächstesmal machen wir alles anders…).
Detailbilder von unserem Stadtrundgang durch Mdina.
Diese “Türklopfer” scheinen typisch zu sein!
Zum Abschied noch ein Blick über die Stadtmauer auf die Kuppeln und Türme Mdinas.
1 Reaktion zu “Erinnerungen an Mdina, Maltas einstige Hauptstadt”
Toll, lieber BB !! Ich habe diesen Bericht sehr genossen !
“Hut ab” traue ich mich nicht zu sagen, bei diesem eisigen Wind der jetzt gerade pfeift …..;-)
Euer
HB