St. Leonhard im Bade – ein “gewesener” Kurort
23. Juni 2010 von Bernhard Baumgartner
Bei Streifzügen durch Kärnten stößt man besonders oft (wie mir scheint) auf absolute Kuriositäten – wie etwa…
… das “Alpenbad St. Leonhardt”.
Diese einschichtige Stätte hat sogar in Reclam´s Kunstführer Eingang gefunden mit seiner Filialkirche (in romanische Zeit zurück reichendes wuchtiges spätgotisches Gotteshaus), der gotischen Kapelle von 1528 (vor nicht allzulanger Zeit renoviert) und dem desolaten Unterkunftshaus, das schon lange keine Gäste mehr gesehen hat. Sogar im Kärntner Wanderbuch von Buchenauer / Gallin führt eine
Tour dort vorbei und es wird (1976 !) die Hoffnung auf eine Wiederherstellung geäußert …
Wir kamen anschließend an unsere Tour bei St. Lorenzen am Speikkofel dort vorbei, und allein die Fahrt war schon ein Abenteuer für sich. Gelockt hat uns eigentlich nur die Neugierde, und überdies führt der Hemmaweg von Millstatt her dort vorbei.
Vom Hochrindl herab gelangten wir nach Deutsch-Griffen (sehenswerte Kirche und Karner in Hochlage mit 200-stufigen gedecktem Zugang) und wollten weiter nach Sirnitz (in einem Seitental der “Engen Gurk”, bemerkenswert neben der Kirche die große Karnerkapelle). Dazu zweigten wir zuerst von der Hauptstraße ab, die Feldkirchen mit dem Gurktal verbindet, und dann nochmals in Sirnitz von der zum Hochrindl führenden Straße. Das vom Leonhardsbach durchflossene Waldtal mit einem nur anfangs asphaltierten Sträßchen heißt auch “Benesirnitz”. Anders als der Name verspricht, ist es eine – besonders bei uns in der Abenddämmerung – fast schon gruselige Waldwildnis, und die Wolfsschlucht im Freischütz könnte man sich wohl so vorstellen. Immer mehr einer Forststraße ähnlich, zog sich der Fahrweg immer buckliger dahin, um plötzlich mit einer Kehre eine Lichtung zu erreichen – 1110 m hoch in unglaublicher Weltferne! Vor uns wie in den Bildern gezeigt (dazu noch Deutsch-Griffen, Glödnitz und Sirnitz, Bad St. Leonhard im Lavanttal) das “Alpenbad St. Leonhardt”, dahinter in der Mulde die unvermutet große Kirche und die vom letzten Sonnenstrahl beleuchtete Kapelle von 1528, das einzige nicht mehr oder minder verwahrloste Gebäude dieses einst wohl beliebten ”Kurortes”.
Ist das der Heilbrunnen?
Zwischen dem Chor und dem Turm befindet sich ein Schöpfbrunnen, ganz in der althergebrachten Art und – wie unsere Pumpbemühungen zeigten – sogar voll funktionsfähig. Auf dem Bankerl daneben stand dazu noch ein gläsernes Krügel zur Benützung bereit. Indem wir daraus nicht unbedingt trinken wollten, wurde das Wasser nur “befühlt” – köstlich eiskalt jedenfalls ! Bild gibt es leider keines, weil wir beide beim Schöpfen ein solch unmögliches “G´stell” rissen (nicht öffentlich zeigbar…).
Die Weiterfahrt nach ein paar Metern Asphalt wurde noch uriger – mit Kehre hinauf zu einem Sattel, in der ÖK “Wipfel” genannt, wo der Hemmaweg von Millstatt her die “Straße” kreuzt. Hoch im Waldhang über dem steil eingeschnittenen Gurktal – die “Enge Gurk” genannte romantische alpin anmutende Schlucht wird von der Hauptstraße sogar durchfahren – ging es ganz schmal dahin, und zum Glück hatten wir keinen Gegenverkehr. Wer sollte sich auch schon in diese Wildnis verirren, außer uns neugierigen Nasen…? Plötzlich folgte wieder eine belebte Gegend, flacher und wiesig, mit einzelnen Häusern und sogar einem Gasthof “Seebacher”. Der Weiler dahinter heißt “Gurk” (so wie der Fluss, den wir gerade überquerten) und bei der Flur oder Kreuzung “Am Preggam” (laut ÖK) mündeten wir zwischen Himmelberg und Gnesau in die landschaftlich sehr schön dahin führende Turrach-Bundesstraße ein (auf dieser weiter nach Feldkirchen hinab).
Bei Buchenauer / Gallin heißt die Kreuzung Prekoper-Höhe (auch bei F&B) bzw. Prekowa – nicht zu verwechseln mit der Prekowahöhe zwischen Metnitz und Gurk, die vom Admonter Hemmaweg überquert wird. Noch eine Verwechslungsmöglichkeit – Bad St. Leonhard heißt der Ort im oberen Lavanttal mit seiner berühmten, von einer Eisenkette umgürteten Leonhardskirche. Übrigens liegen im oberen Mittellauf der Gurk, die ja ganz eigenartige Kurven durch die nach dem Fluss benannten Gurktaler Alpen beschreibt, die Ortschaften ein kleines Stück in die Seitentäler hinein, so Glödnitz (an der Straße zur Flattnitz) und Deutsch-Griffen sowie Sirnitz, überall zumindest eine interessante Kirche mit Karner (Beinhaus im Untergeschoß, ein Zeichen der Vergänglichkeit und noch intensiver als die rund um die romanisch-gotischen Kirchen noch immer aktuellen Friedhöfe).