Malta: Mosta – Rabat – Mdina
21. November 2015 von Bernhard Baumgartner
Sonntag am Ende der ersten Urlaubswoche, 18. Oktober: Nach Tagen am Strand und mit Wanderungen bieten sich für diesen Tag “städtische Unternehmungen” an. Zuerst geht es mit dem “flotten” Bus 225 nach Mosta, das vor allem wegen seiner Kirche bekannt und viel besucht ist. Wir konnten im Frühjahr einen Sonntagvormittag im nahen Naxxar verbringen und eine Jugendmesse mitfeiern. Mosta wäre dann wegen der Passionsprozession ein österliches Ziel gewesen (wir hatten damals Valletta gewählt), aber einen Gottesdienst in dieser gewaltigen Kirche hatten wir noch nicht erlebt.
Die Rotonda Sta. Marija Assunta besitzt die viertgrößte Kirchenkuppel Europas, von den Einwohnern 1833 bis 1862 mit einem Durchmesser von 39 Metern errichtet. Die Qualität des maltesischen Kalksteins und das Geschick der Erbauer zeigten sich im 2. Weltkrieg – zwei die Kuppel treffende Fliegerbomben prallten ab, eine dritte durchschlug das Gewölbe ohne zu explodieren, also ein gütiges Geschick für die 300 in der Kirche versammelten Menschen…
Jeder Laut scheint sich als Echo in der Kuppel zu vervielfachen, auch ohne Orgel (das wäre gar nicht auszudenken gewesen) erfüllte ein noch nie so erlebtes Getöse diesen Kirchenraum. Trotz einer Missionsveranstaltung war die Messe aber eigentlich eher schlicht und nicht beziehungsvoll, ganz im Gegensatz zum eigentlich herzlichen Kontakt mit anderen Messbesuchern, wie wir ihn in Naxxar erlebt hatten. Dann ging es auch schon mit dem nächsten Bus, dem “umständlichen” 222er, weiter in die alte Hauptstadt Maltas.
Mdina erhebt sich, weithin sichtbar, auf einem Felsplateau im südwestlichen maltesischen “Binnenland”. Bereits zur punischen Zeit (1000 v. Chr.) besiedelt, hieß der wehrhafte Ort unter den Römern und Byzantinern Melite und war die Inselhauptstadt. Die Araber teilten die Siedlung in die Festung Mdina und den “Vorort” Rabat. Unter den Ordensrittern wurde sie als Hauptstadt von Valletta abgelöst, unter den Briten modernisierte sich Rabat, und Mdina als “altehrwürdige Kapitale des maltesischen Adels” verblieb als “stille Stadt” mit etwa 250 ständigen Einwohnern ein Refugium der alten Zeit – merkbar am Fehlen des Autoverkehrs!
Für uns steht vorrangig Rabat, das wir noch nie besichtigt haben, am Programm. Der Bus hält auf dem großen, auch von Grünanlagen geprägten Platz zwischen den beiden Städten, und durch enge Gassen (mit Autoverkehr) geht es zum Zentrum von Rabat. Vor der Kirche St. Paul drängt sich eine Bauanlage mit Kreuz und Paulusfigur in den Blickpunkt, und Abgänge weisen in die Tiefe der Pauls-Grotte und der Katakomben.
Zentraler Zugang in die Unterwelt von Rabat ist das Vignacourt Collegium, wo man zuerst in die von römischer Zeit bis ins Mittelalter als Begräbnisstätten benützten Katakomben hinabsteigt. Nach der Kapelle der Paulus-Grotte führen enge Gänge immer tiefer und verwinkelter hinab, in den Kalkstein geschlagen wie die ebenda während des 2. Weltkriegs innerhalb kürzester Zeit durch die Bevölkerung (von Kindern bis zu Greisen) angelegten Luftschutzräume.
Anschließend folgt die Besichtigung des Museums in den oberen Stockwerken des einstigen Collegiums. Neben Würdigung von Kunstschätzen gewinnt man auch einen Einblick in den Lebensraum der Ordensritter (samt Schlafzimmer und Baderaum), immer wieder Statuen des hl. Paulus und auch kuriose Erinnerungsstücke…
Vom Malteser Großmeister zum Papst aufgestiegen – hier sind die “roten Schuhe” ausgestellt, auf die erst unser heutiger Papst Franziscus verzichtet…
Noch interessanter sollten die St. Agatha-Katakomben sein, aber diese waren – sonntags geschlossen! Dafür blieb uns noch Zeit und Energie für das “Römische Haus”, eine 1881 entdecktes antikes Landhaus, das man als Museum besuchen kann.
Das Domus Romana ist als völlig modernes Museum gestaltet. Wer ungehindert fotografieren will, ist im Vignacourt Museum besser bedient… So, und nun war unsere Energie schon ziemlich erschöpft, außerdem bereits Mittagszeit vorbei. Also ab von Rabat in die einladende Stille von Mdina!