Zur Mohnzeit ins südliche Waldviertel
18. August 2015 von Bernhard Baumgartner
Nun ist die Zeit der reifenden Mohnkapseln, und im Mohndorf Armschlag gab es am Sonntag, 16. August, den beliebten Mohnstrudel-Wandertag. Für uns Anlass zu einem Familienausflug ins südliche Waldviertel!
Für die Anfahrt weist das “Navi” eigenartigerweise die Route über Melk – Weitenegg – Weiten – Pöggstall – Ottenschlag, eigentlich wie von uns immer benützt, aber durch den guten Straßenausbau über Gföhl schon überholt. Trotzdem bietet die gewundene Strecke durch das Weitental eine schöne Einstimmung für diesen Ausflug, wenn auch hier die Auswirkungen der letzten Hitzeperiode an ausgedörrten Böschungen und schon verfärbten Laubbäumen nicht zu übersehen sind.
Erster Halt in Pöggstall – im Renaissancehof des Schlosses sind schon die Renovierungen für die 2017 kommende NÖ Landesausstellung im Gang. Im einzigartigen Rondell (nach Plänen von Albrecht Dürer !) versammelt sich gerade eine Gruppe zur Führung – Hauptattraktion ist fast die Folterkammer… Besonders sehenswert die Sammlung im Wachzimmer des Hauptturmes und vor allem die (linksgedrehte !) steinerne Wendeltreppe, über die wir ins Stockwerk mit der Hofgalerie hinaufsteigen, bevor es durch enge, in der Mauerstärke eingelassene steile Stiegen weitergeht.
Herr ?Hufnagel?, der Führer macht seine Sache ausgezeichnet, so lebhaft und anschaulich, dass uns ein Schnaps nach der schaurigen Folterkammer gut getan hätte! Wir müssen uns danach schon verabschieden, denn wir werden in Armschlag bereits erwartet.
Nach kurzem Bummel durchs Dorf finden wir uns im riesigen “Stadel” des Mohnwirts Niederwieser zum Mittagessen zusammen. Das dauert, aber nicht etwa wegen zögerlicher Bedienung – diese ist vorbildlich und äußerst angenehm sowie kompetent – sondern weil es so viel zu kosten, zu genießen und anzuschauen gibt!
1800 Mohnmühlen sollen hier versammelt sein, und was an historischen Geräten für die “Mohnarbeit” und die herkömmliche Landwirtschaft so noch zu sehen ist, verdiente die Bezeichnung “Museum” !
Wenn in diesem Kinderwagen so viele “Mohnzuzel” verabreicht worden sind, wie er Mohnkapseln enthält, na dann…
In meinem “Wandererlebnis Waldviertel & Wachau & Südböhmen” führt eine Tour von Ottenschlag über Armschlag und Sallingberg. Wir beschränken uns aber nach dem Mittagessen nur auf einen Spaziergang, die Wandertagsroute hätte auch nur 8 km ausgemacht und wäre mit einem Mohnstrudel belohnt worden! Mohn haben wir genug gekostet, von der Fritattensuppe bis zu den obligaten Mohnnudeln als Nachspeise und Varianten dazu. Leider ist der “Mohnexpress” nicht aktiviert.
Auf den Feldern findet man nur die reifenden Mohnkapseln, ab und zu eine verspätete Blüte. Wenn die richtige Blütezeit ist – etwa Mitte Juli – müssen die Fluren ein wunderbares Bild abgeben. Neben dem Graumohn, typisch für die GenussRegion, sieht man auch alle möglichen anderen Arten, voll interessant, wie auch die Produkte samt Honig und Mohnöl.
Nach dem Mohnerlebnis ist selbstverständlich für diesen Familienausflug noch nicht Schluss! Von den Armschlager Mohnfluren geht es noch weiter zu einem ganz attraktiven Ausflugsziel, das tags zuvor mit einer Kräutewanderung aufgewartet hat – dem “Sonnentor” in Strögnitz.
Was der Johannes Gutmann in diesem winzigen Bauerndorf und rings herum auf die Beine gestellt hat, verdient höchste Bewunderung – aus dem Nichts zu einer Weltmarke! Freundlich begrüßt hat uns der Unternehmer und Hausherr auch noch dazu…
Nach der Extremhitze, die bei uns zum Glück nicht durch ein Unwetter beendet worden ist, haben wir den ersten angenehmen Tag erwischt. Aber eines ist auch sicher, bis zum Herbst ist die Waldviertler Landschaft auf den freien Hochflächen nicht sehr ansprechend – abgeerntete Felder und ausgetrocknete Fluren, wenig Wasser in den Bächen, wie es halt in einem solchen Hochsommer dort ausschaut. Also nächstes Mal lieber auf in die Berge oder gleich nach Süden ans Meer, wäre schön…
1 Reaktion zu “Zur Mohnzeit ins südliche Waldviertel”
Im Schloß Pöggstall und der Folterkammer war ich heuer im späten Frühjahr auch schon (mit der Gruppe von Arnold Lengauer). Hat auch mich/uns sehr beeindruckt! Haben wir ein Glück, daß wir heute leben und nicht damals!
Der Gutmann ist super, den bewunder ich sehr! Was der aus nichts gemacht hat – und für den sind seine Mitarbeiter und deren Wohlergehen mindestens so wichtig wie sein Geschäftserfolg! Und wie man sieht – es geht BEIDES! Wenn man halt nicht zu geldgierig ist.
In Ottenschlag war ich ja schon zweimal, im LebensResort, aber bis Armschlag bin ich damals nicht gekommen. Dabei mag ich Mohn recht gerne.