Floriana – zweiter Maltatag
22. Oktober 2014 von Bernhard Baumgartner
Floriana klingt schon gut für uns, denn irgendwie lässt sich da Botanik heraushören! Aber der Name kommt von dem Architekten der 1634 (60 Jahre nach dem Bau Vallettas) errichteten Bastionen, und Floriana ist heute das Stadtgebiet an der Wurzel der Halbinsel zwischen Marsamxett Harbour und Grand Harbour, auf der sich das Hauptstadtzentrum Valletta erstreckt.
Wir kommen leider erst um die Mittagszeit per Bus in einer 3/4 Stunde von Paceville zum zentralen Bus-Terminal und habe nicht besonders viel Zeit vor dem Nachmittagsprogramm.
Die Gemütlichkeit per Pferdekutsche ist nur scheinbar, denn daneben sausen Autos und Busse dicht gedrängt vorbei. Der immense Verkehr lässt sich auch an der riesigen Parkgarage erkennen, neben der das zum Gedenken an die 2000 im 2. Weltkrieg abgestürzten Piloten der RAF zwischen Palmen in den Himmel sticht.
Die Stadtseite gegen Valletta haben wir schon am Vortag kennengelernt, daher wenden wir uns auf Floriana zu. Dort erstreckt sich eine riesige Freifläche zur Kirche St. Publius – gebaut um 1733 ist sie dem ersten legendären Bischof von Malta geweiht, der noch vom Apostel Paulus getauft worden sein soll. Sie musste nach den Bombenangriffen im 2. Weltkrieg wie der Stadtteil Floriana großteils neu aufgebaut werden.
Unsere Aufmerksamkeit weckt aber seitlich der Freifläche, die übrigens unterirdische Kornspeicher verdeckt, ein mit blühenden Büschen umgebenes und gerade teilweise renoviertes Gebäude.
Das derzeit teilweise im Umbau befindliche historische Gebäude diente einst der Verwaltung der Getreidevorräte Maltas und seit 1826 militärischen Zwecken. General Montgomery plante hier die Landung auf Sizilien, und vor der Konferenz von Jalta (mit Josef Stalin) trafen sich im Montgomery Haus Winston Churchill und Präsident Roosevelt. Die erste Bombe auf Malta am 4. Mai 1941 traf ausgerechnet dieses bedeutende Haus. Die Luftangriffe dauerten bis 1943 an und versetzten Malta in den Belagerungszustand, für dessen Überwindung die Malteser generell als Helden mit dem britischen Georgsorden ausgezeichnet wurden. An diesem Beispiel lässt sich die Bedeutung Maltas auch für die jüngere Geschichte erkennen…
Überraschend ist der freie Zugang mit dem prächtigen Innenhof, Anni fotografiert den Neptunbrunnen, beobachtet von Kameraüberwachung, aber sonst völlig unbeachtet – kein Wunder, denn seit 1982 ist nicht mehr das Militär hier zuständig sondern die “Middle Sea Insucurance” (ein alle möglichen Sparten abdeckendes Versicherungunternehmen).
Von diesen kriegerischen Erinnerungen geht es weiter ins aktuelle Leben, gerade ist Mittag, und die Straßen unter den traditionellen Balkonen beleben sich für die Mittagspause.
Die Publius-Kirche ist verschlossen, und an einem finsteren Bauwerk – nach dem herausdringenden Lärm eine Schule, ganz nach uraltem Standard – vorbei kommen wir zu zwei auffallenden Bauwerken. Infotafeln der Stadtverwaltung Floriana beschreiben deren Bedeutung.
In diesen Seitenstraßen merkt man nur wenig vom Lärm und Gedränge des total verstädterten Zentrums der Insel Malta, eher scheint es geruhsam und an der Vergangenheit orientiert zuzugehen. Ganz idyllisch wird es dann beim gleich anschließend besuchten Botanischen Garten, über den ich aber in einem eigenen Beitrag berichten möchte.
Durch diese Anlage spazieren wir zurück Richtung Valletta, voraus taucht schon wieder das Phoenicia-Hotel auf, dem man seine Noblesse gar nicht ansieht (ich hätte es eher für einen riesigen Speicher gehalten). Im Mittelstreifen des Parks reihen sich die Denkmäler für historisch bedeutende Persönlichkeiten Maltas.
Das Unabhängigkeitsdenkmal von 1964, zehn Jahre danach erfolgte die Ausrufung der Republik Malta, die seit 2004 Mitglied der Europäischen Union ist und seit 2008 den Euro eingeführt hat. Also hat sich in den letzten 50 Jahren viel aktuelle Geschichte in Malta ereignet…