St. Pölten: Manker Wallfahrt am 3. Juli 2010
4. Juli 2010 von Bernhard Baumgartner
Im Pestjahr 1645 gelobte die Ratsversammlung von St. Pölten, zur Abwendung der Seuche eine Wallfahrt zur St. Pöltener Stiftspfarre “Maria am grünen Anger” in Mank. Zum Jubiläum “850 Jahre Stadt St. Pölten” wurde diese traditionelle Wallfahrt 2009 aktualisiert und unter Dompfarrer Norbert Burmettler die Wallfahrtsroute neu festgelegt und beschildert.
Der Manker Wallfahrerweg, eine typische Traditionswallfahrt, hat eine Gesamtlänge von 30,5 km und erfordert eine Gehzeit von 8 Stunden.
Route: Dom St. Pölten – Rathausplatz – Heßstraße – Kalvarienberg am Stadtwald – Nadelbach – Schwadorf – Matzersdorf – Ebersdorf – Feilendorf – Rammersdorf – St. Margarethen – Hahnlkapelle – Unterradl – Schlatzendorf – Oberhaag – Schlangenkreuz – Kälberhart – Loipersdorf – Mank.
Die Landschaft: Im ersten Abschnitt wechseln, wie im Gesamtverlauf, immer wieder Asphaltstrecken mit Feld- und etwas spärlicher Wald- und Wiesenwegen. Von den Anhöhen zwischen Traisen-Pielach-Sierningtal öffnet sich ein herrlicher Ausblick auf die Lilienfelder Alpen mit der Reisalpengruppe. Bei klarer Sicht ist natürlich der Ötscher beherrschend, und im Norden erkennt man das Granithochland mit Dunkelsteiner Wald, Jauerling und Ostrong. Die Landschaft ist insgesamt typisch für das Mostviertel, Hügel um Hügel wellt sich dahin, dazwischen seichte Talmulden, überall Feldfluren und einzelne Waldstücke. Die typischen Mostviertler Vierkanter stehen wie “Bauernburgen” in der anmutigen, fruchtbaren und harmonischen Landschaft.
Auf halber Strecke ist St. Margarethen an der Sierning mit der hochgelegenen Pfarrkirche ein Glanzstück der Tour, umgeben von einer gepflegten Blumenanlage, den Statuen der vier Evangelisten, nebenan der ebenfalls bemerkenswerte Pfarrhof. Eine Bildsäule von 1777 ist das “Schlangenkreuz” auf der Anhöhe oberhalb von Kälberhart, so benannt nach der die Erdkugel umschlingenden Schlange, die von der “Imaculata” überwunden wird. In Mank kommt man am Hauptplatz zur barocken Dreifaltigkeitssäule und am stattlichen Pfarrhof vorbei zur großmächtigen gotischen, in der Barockzeit ausgestalteten Wallfahrtskirche. Hervorragend sind die Rippengewölbe, die Kanzel mit Pfingstwunderrelief des Barockkünstlers Peter Widerin von 1731, im reich gestalteten Hochaltar die Gnadenstatue (nur die Köpfe original aus dem 15. Jh.) und überhaupt der Gesamteindruck des Gotteshauses. In den Kunstführern nicht näher bezeichnet sind sechs große Gemälde (Paul Troger Schule ?). Neben der Kirche (im ehemaligen Friedhof) eine barocke Arkadengalerie mit hl. Grab und Lourdesgrotte). Der Kirchenplatz ist sehr ansprechend gestaltet, mit schmiedeeiserner Sonnenuhr in Form eines Globus und einem Brunnen.
Mein Wandertipp: Empfehlen kann ich den Manker Wallfahrerweg – nicht nur wegen der momentanen Hitzewelle – vor allem zu den kühleren Jahreszeit und besser mit dem Rad als zu Fuß (am besten ein Mountainbike oder Trekkingrad mit etwas breiteren Reifen, da manche Wegstück grobschottrig sind). Sogar als Winterwanderung eignet sich diese Tour vorzüglich, ausgenommen bei Nebellagen, denn bei klarer Sicht in der Zeit von Spätherbst bis Frühjahr muss sich das Bergpanorama einfach wunderbar ausnehmen. Ein großer Vorteil für diesen Pilgerweg ist die Rückfahrmöglichkeit mit der Schmalspurbahn von Mank nach St. Pölten, die zum Glück noch immer in Betrieb ist. Von Mank bis Wieselburg ist der Bahnbetrieb leider schon eingestellt – mein Vater Peregrin würde sich sehr kränken, wenn er das noch erlebt hätte, denn er ist viele Jahre nicht nur auf der Mariazellerbahn, sondern auch auf der “Krumpen ” von Obergrafendorf bis Gresten als Lokführer gefahren.
Rückfahrt von Mank nach St. Pölten (mit Radtransport) um ca. 17 Uhr.
Info über Unterkünfte und Einkehrmöglichkeiten: Mostviertel Tourismus www.mostviertel.info / Tel. 07416/52191. Folder mit Karte (das letzte Wegstück vor Mank unrichtig eingezeichnet!) bei den Tourismusstellen (Rathaus St. Pölten u.a.).
2 Reaktionen zu “St. Pölten: Manker Wallfahrt am 3. Juli 2010”
Uns sind 30 km immer zu lang und wir sind auch nicht die geborenen Wahlfahrer. Man bekommt da sehr wenig von der herrlichen Landschaft mit. Also lieber in kleinen Stücken und die Natur genießen.
Bei den Weitwanderwegen halten wir es auch so – die schönsten Stücke herauspicken, mit dem Vorteil, dass diese Routen meist (hoffentlich) gut betreut und markiert sind.
Auf die Karten kann man sich nämlich (speziell Freytag&Berndt) oft nicht verlassen. Uns ist es in Wolfsberg / Kärnten so gegangen. Die liebe Frau in der Gemeindeinfo hatte es uns gut gemeint – nur die im neuen Wanderführer der Gemeinde eingetragenen Routen sind offiziell. Wir sind dann eine inoffizielle Markierung mit zu großem Selbstvertrauen nachgegangen und wirklich in die “Germ” gekommen – nach fast zwei Stunden auf dem offiziellen Judenburger Wallfahrerweg zurück nach Maria Waitschach, die Abzweigung des Weges hatten wir vorher schon gesehen und verschmäht…
Grüße! BB