Krummbachstein, 1602m

Posted on Feb 18, 2009 under Gastbeiträge, Wiener Alpen, wandern & bergsteigen | 10 Kommentare
( Gastartikel von Josef aus Mödling )
_
Der Krummbachstein steht im Schatten seines großen Nachbarn, des Schneebergs. Nicht im Sinne des Lichteinfalls, nein, er wirft sehr wohl seinen Schatten nach Norden auf den Schneeberg, sondern im bergsteigerischen Sinn. Wenn wir aus der Wiener Gegend zu den Wiener Hausbergen fahren, gehen wir eben eher auf Schneeberg und Rax als auf einen Krummbachstein.

Aber dieser Berg hat auch seine Fans, und das zu recht. Bekannte erzählen immer wieder begeistert von ihren Wanderungen auf den Krummbachstein. Vor ziemlich genau 20 Jahren war ich auch schon einmal dort oben. Nun hatte mein Freund Hans die Idee, wir könnten im Winter diesen Berg besuchen. Also beobachteten wir den Wetterbericht und entschieden uns für den 30. Dezember 2008. Eines vorweg – besseres Wetter kann man kaum erwischen.

Beim Start in Payerbach zeigte das Thermometer -10°C. Es war wolkenlos und windstill, sodass die Kälte beim Aufstieg kaum bemerkbar war. Schon bald fielen die ersten Sonnenstrahlen auf die Rax. Vom Schneedörfl oberhalb Payerbach hat man ungehinderte Sicht auf die Rax. Das gelb-goldene Licht wirkte fast wie auf einem Gemälde.

Wir stiegen weiter hinauf zur Felsschlucht der Eng. Hier lag noch wenig Schnee, so dass der mit einem Drahtseil gesicherte Mariensteig problemlos zu begehen war. Gamaschen hatten wir angelegt, Grödeln für alle Fälle im Rucksack. Bald kamen wir zu dem kurzen Stück einer Holzriese, die hier im Jahr 2007 zu Schauzwecken wieder aufgebaut wurde. Über die ursprünglich 7 km lange Riese donnerten bis 1957 in lebensgefährlicher Arbeit die Baumstämme zu Tal.

Mariensteig durch die Eng

Mariensteig durch die Eng

Langsam nahm die Schneehöhe beim Aufstieg zu. Wir gingen jedoch mühelos auf dem ausgetretenen Steig. Daneben waren Spuren von Schneeschuhen zu sehen. Ja, wenn man Schneeschuhe dabei hat, dann möchte man sie auch nutzen, und wenn man sie unter den Sohlen hat, dann kann man auf dem ausgetretenen Steig damit nicht gehen. Man muss mühsamer daneben im Tiefschnee gehen, eigentlich nicht wirklich ein Vorteil – das waren jedenfalls unsere Gedanken in dieser Situation.

Nach der Dunkelheit der Eng stiegen wir weiter durch den Mitterberggraben und waren bald im strahlenden Sonnenlicht in einer traumhaften Winterlandschaft unterwegs. Das Friedrich Haller Haus war geschlossen, was uns aber nicht weiter störte, da wir auf Selbstversorgung eingerichtet waren. Vom Dach hängende lange Eiszapfen berührten fast die vor dem Haus liegenden Schneeberge. Trotz der Stille konnte man schon ahnen, dass es am nächsten Tag, dem Silvester, wohl hier lustig zugehen wird.

Friedrich Haller Haus

Friedrich Haller Haus

Ab dem Friedrich Haller Haus war dann etwas Orientierungssinn gefragt.
Sicher gibt es Markierungen, die waren wohl unter dem Schnee versteckt.
Wir stiegen also auf den Kamm nördlich der Hütte hinauf. Spuren im Schnee waren zu sehen, die Richtung war klar, der Schnee relativ tragfähig. Man geht dann an der nach Nordwesten abbrechenden Felswand entlang, der Weg selbst ist ungefährlich zu begehen. Immer wieder zog es unsere Blicke zur Rax, und bald war im Norden der Schneeberg zu sehen, tief verschneit, auch die Sendeanlage am Klosterwappen weiß eingepackt. Schließlich sahen wir auch unseren Gipfel als felsige Pyramide.

Der Weg führte weiter zwischen verschneiten Fichten hindurch. Manche waren mit Eiszapfen geschmückt, wie mit Lametta, schließlich war es ja kurz nach Weihnachten.

Am Gipfel, beim kunstvoll verzierten eisernen Gipfelkreuz, bot sich eine grandiose Fernsicht. Von Wechsel, Stuhleck und Rax bis Göller und Gippel, dazwischen im Hintergrund der Ötscher, der zum Greifen nahe sichtbar war, und viele weitere Gipfel. Direkt gegenüber der Schneeberg.
Alle Berge mit leuchtendem Schnee bedeckt. Kein Wolkenschleier war zu sehen, lediglich draußen in den flacheren Gebieten von Nordost bis Südost lag eine Nebeldecke.

Krummbachstein, Gipfel von Westen

Krummbachstein, Gipfel von Westen

Krummbachstein, Gipfel

Krummbachstein, Gipfel

Der Abstieg nach Osten führte uns zur Alpenfreunde Hütte, die ebenfalls verschlossen war. Den Tisch vor der Hütte nutzten wir für eine kleine Jause. Beim Weiterweg waren dann auf der glatt geblasenen Schneefläche kaum Spuren und keine Markierungen zu sehen. Bei der Jagdhütte auf 1524m holten wir zur Sicherheit noch einmal die Wanderkarte heraus. Der Weg verläuft nördlich einer deutlich sichtbaren Rinne, also gingen wir in dieser Richtung in den Wald hinein. Dort trafen wir auf die Spur eines Schneeschuhwanderers. Dieser kannte offenbar den Weg sehr genau, denn seine Spur führte an ein oder zwei verblassten gelben Markierungen vorbei. Der Schnee war hier sehr tief, teilweise sanken wir bis über’s Knie ein. Nun ja, hier wären Schneeschuhe tatsächlich von Vorteil gewesen. Hier wurde uns auch bewusst, dass wir die richtige Richtung für unsere Runde gewählt hatten. Von Osten aufzusteigen wäre wesentlich mühsamer gewesen.

Bald trafen wir auf die vom Krummbachsattel herführende Markierung. Nach dem Alpleck waren wir ein Stück auf einer völlig unverspurten Forststraße im glitzernden Pulverschnee unterwegs, während das nächste Stück bis zur Bodenwiese sogar geräumt war.

Bodenwiese

Bodenwiese

Über die gewaltig lange Bodenwiese hieß es wieder im Schnee stapfen, der hier aber nur knöcheltief lag. An der Sonnenseite der Waldburgangerhütte trafen wir auf zwei Schneeschuhwanderer. Die Hütte war geschlossen. Im Inneren, gleich hinter der Glasscheibe der Eingangstür, stand ein kleines, geschmücktes Christbäumchen.

Waldburgangerhütte

Waldburgangerhütte

Von der Aussichtswarte oberhalb der Hütte sahen wir noch einmal den Schneeberg. Beim Abstieg machten wir kurz bei der Jubiläumsaussicht Halt, von wo wir nochmals die Ostseite der Rax sahen, die nun schon ziemlich im Schatten lag. Ein kurzes Stück Hohlweg ist mit einer Eisenkette gesichert, für den Fall, dass es eisig ist. Auf einer Wiese vor Payerbach, auf der kaum mehr Schnee lag, blickten uns einige zottige Hochlandrinder verwundert an.

Als wir nach sieben Stunden und vierzig Minuten Gehzeit an unserem Ausgangspunkt, dem Parkplatz beim Bahnhof Payerbach, ankamen, wurde es schon etwas dämmrig und die Kälte wurde spürbar. Wenige Minuten später fuhr ein Zug ab, mit dem wir direkt und bequem zu unserem Wohnort Mödling fahren hätten können. Wir wären auch sehr gerne mit dem Zug zu dieser Wanderung gefahren. Leider gilt aber das günstige Einfach-Raus-Ticket an einem Werktag erst ab 9 Uhr, zu diesem Zeitpunkt waren wir schon am Aufstieg bei der Holzriese in der Eng.

Jedenfalls war die Wanderung auf den Krummbachstein eine wunderschöne Tour bei perfektem Wetter. Als Beweis könnt ihr unter dem folgenden Link einige Fotos sehen. Von dort führt ein weiterer Link zu Google Maps, wo die Aufnahmeorte aller Fotos zu sehen sind. [Hier der Link]

Der folgende Link führt zu einer kurzen Übersicht unserer Tour mit ausgewählten Fotos. Die grünen Satellitenaufnahmen stehen etwas im Widerspruch zur Erinnerung an die wunderbare Schneelandschaft, in der wir unterwegs waren. Der Weg wurde mit einem GPS Modul aufgezeichnet.
Dieses hat kein Display und dient nicht zur Orientierung, es hält nur die Koordinaten in einer Logdatei fest, um sie nachher in die Digitalbilder zu übertragen. [Hier der Link]

Literatur:

Csaba Szépfalusi, Winterwandern & Schneeschuhwandern

In diesem Buch wird die Tour mit folgenden, sehr treffenden Attributen beschrieben:
Lange und abwechslungsreiche Runde mit einigen anspruchsvollen Abschnitten. Landschaftlich einmalig. Durchwegs markiert, trotzdem auf den Wegverlauf achten. Als Tagestour sehr lang!”

10 Kommentare to “Krummbachstein, 1602m”

  1. EliNo Gravatar meint:

    Traumhafte Bilder und Wahnsinns-Tour! Respekt!
    Ich war auch schon am Krummbachstein, aber erstens im Sommer und zweitens hab ich es mir leicht gemacht und bin mit dem Salamnder bis zum Baumgartner gefahren.

  2. KurtNo Gravatar meint:

    Chapeau,Chapeau! Da geht mir ja beim lesen schon die Sohle ab. Habe
    mir auch die wunderschönen Bilder angesehen, die auch in der großen Darstellung in hervorrragender Qualität zu sehen sind. Natürlich braucht man bei der Gegend nur die Camera in die Luft halten, aber hallo, zuerst muß man dort einmal hinkommen zum in die Höhe halten.
    Bin bei der Eli, würde mir auch so ein Viech anschnallen.
    Routenlänge: ??? in Kilometern, Höhenmeter:???
    Ein Bravo, ein Sonderapplaus dem Josef.

  3. Bernhard BaumgartnerNo Gravatar meint:

    Gratuliere, zur Tour und zu den Fotos! Das ist eine sehr lohnende Tour (wie die meisten Csaba beschriebenen, von sanft wie Kiensteiner Öde bis zu wild…) mit den typischen Verhältnissen der weihnachtlichen Frostperiode: Herunten aper, ab ca. 900 m (dort auch?) immer mehr Schnee. Schade, dass alle Hütten zu sind, zumindest unter der Woche. Sehr gefallen haben mir auch die nostalgischen Reisemittel im Bahnhof Payerbach-Reichenau! BB

  4. joseyNo Gravatar meint:

    Auf dem Krummbachstein habe ich in meiner Schulzeit so manche Weihnachtsferien verbracht. Damals konnte man noch im Winter mit der Zahnradbahn bis zum Baumgartner hinauffahren. Weiter ging’s dann mit Tourenschi über den Schieblsteig zur Alpenfreundehütte, wo wir dann die zwei Wochen untergebracht waren. Von diesem Stützpunkt aus haben wir dann zahlreiche Touren unternommen.
    Jetzt (im “gesetzten” Alter) komme ich nur mehr selten hier im Winter vorbei…
    Schade, daß im Beitrag kein Foto der A-Hütte dabei ist.

  5. JonnyNo Gravatar meint:

    Den Krummbachstein kennen wir nicht. Deine Fotos verleiten aber auf eine Tour. Schöne Grüße nach Mödling, meiner zweiten Heimat (5 Jahre HTL). Jonny

  6. Rewolve44No Gravatar meint:

    Wunderschöne Fotos und auch super erklärt echt toller Artikel.

    Lg,
    Rewolve44

  7. GeroldNo Gravatar meint:

    Tolle Bilder, ist sicher eine Tour wert, ich glaube das werde ich mir für den Sommer vormerken.
    LiGru
    Gerold

  8. JosefNo Gravatar meint:

    Vielen Dank an Andreas für die Einladung, einen Beitrag auf die wandertipp Seite zu stellen.
    Faszinierend, dass innerhalb so kurzer Zeit so viele lobende :-) Kommentare hier erscheinen.

    @Kurt: Weglänge gesamt ca. 18km mit 1100Hm Aufstieg, wir waren 7h40min unterwegs, ohne Eile.

    @josey: Am Ende des Berichts ist ein Link zu den 141 Fotos von der Tour, dort ist auch eines der Alpenfreundehütte dabei; diese ist doch eher klein für 2 Wochen?

    @Jonny: Die HTL sehe ich von meinem Fenster aus, toll ist immer das Feuerwerk zum Sommerfest.

    @BB: Besitze einige Bücher von BB, Standard Literatur für jeden Wanderer, hätte nicht gedacht dass es sich einmal ergibt, dass BB etwas von mir zu lesen bekommt…

  9. AndreasNo Gravatar meint:

    Ich wollte es ja lange nicht wahr haben und dachte, auf wandertipp.at werden sich – trotz des Namens – Leute mit allen möglichen Interessen treffen, vom Rosenzüchter über Rennradler bis zum Lärchenholzschnitzer.

    Im GT-Forum hab ich mittlerweile gemerkt, daß ein paar Worte übers Bergsteigen besser kommen als der schönste Bericht übers Riesenrad.

    Und was mir dein Gastartikel zeigt – es geht halt nichts über einen echt guten Tourenbericht auf einen gescheiten Berg !

    Ich selbst verknüpfe ja bisher keine Erinnerungen mit dem Krummbachstein, aber das kann sich Dank deines Berichtes in den nächsten Monaten ändern.

    Danke für diesen gelungenen Gastartikel.

    LG Andreas

  10. JosefNo Gravatar meint:

    Hallo Leute, ich freue mich sehr, dass ich mit diesem Bericht über den Krummbachstein ein Paar Wanderstöcke gewonnen habe, beim Gewinnspiel auf wandertipp.at!

    Liebe Grüße aus Mödling
    Sepp

Gib einen Kommentar ab

*

*
To prove you're a person (not a spam script), type the security word shown in the picture.
Anti-spam image