Walter Schramm aus Leopoldsdorf…
Posted on Aug 05, 2008 under Durchfahrtsverbot in Leopoldsdorf, Meine Aufreger, So Allerlei | 4 Kommentare…hat mir ebenfalls einen sehr interessanten Leserbrief zugesandt, den ich mit seiner Genehmigung hier unter Nennung seines Namens veröffentlichen darf:
“Von: Walter Schramm
Gesendet: Samstag, 02. August 2008 00:50
An: andreas.baumgartner
Betreff: Durchfahrtsverbot Leopoldsdorf
Walter Schramm
Achauerstraße …
2333 Leopoldsdorf
Sehr geehrter Herr Baumgartner !
Auf Ihrer Internetseite gibt es eine Reihe von Eintragungen denen widersprochen werden muß.
Das Thema ist jedoch so umfangreich und hat sehr viele Facetten,so dass ich nur auf die aufgezeigten wesentlichsten
Punkte eingehen möchte.
Ich selbst wohne seit 1975 an der Achauerstraße(Vormals B16).Der Verkehr durch Pendler hatte sich von den 70 Jahren weg immer wieder stark gesteigert.Lit.. Statistik war die Zahl der Einpendler in die Bundeshauptstadt 1961 80000, 1981 162000, und 2001 261000 Berufspendler. Das Einzugsgebiet für die Tagespendler reicht mittlerweile bis tief in das Südburgenland, und umfaßt auch die Oststeiermark sowie die Obersteiermark entlang der Südbahn.
Das Land Niederösterreich hat auf diese Situation schon mit der Planung der S1, und einer entsprechenden Umfahrung, Ende der 80 Jahre reagiert die uns über viele viele Jahre versprochen wurde.
Für uns Leopoldsdorfer wurde die Lösung unserer Verkehrsentlastung mit der Umweltverträglichkeitsprüfung im Jahr 2005 festgelegt.
Mit Beilage 2 der Verordnung BGB I II 175/200 wurde die Sperre der B16 alt für Pkw und Lkw und ebenso die Sperre der B15 alt für Pkw und Lkw verfügt. Durch diese verkehrlenkende Maßnahme soll der Verkehr auf das übergeordnete Straßennetz und damit auf die Umfahrung Leopoldsdorf ( Investkosten 22 Mio€ ) und weiter auf die S1 geführt werden.
Leider konnte man sich nicht auf die Totalsperre einigen so daß eine für alle annehmbare Lösung, für alle Umlandgemeinden und auch für die Leopoldsdorfer mit der Durchfahrtssperre gefunden wurde.
Der Pendlerverkehr ist natürlich durch die Eröffnung der S1 deutlich gestiegen und befindet sich in einem nicht mehr zumutbaren Ausmaß. Ich lade Sie gerne ein sich davon persönlich zu überzeugen.
Leopoldsdorf hat ein gutes Angebot an Geschäften, Gastätten und Einrichtungen die natürlich weiter für die Umgebung zu Verfügung steht und wir sind uns sicher, dass wir mit Qualität die einzelnen Boykottierer wieder gewinnen werden.
Es wäre schön wenn ich Sie damit überzeugen könnte und Sie bereit wären eine Demonstration gegen die vielen Durchfahrer unterstützen würden.
Mit den besten Grüßen
Walter Schramm”
(Der Hinweis auf das Einzugsgebiet der Pendler war für mich sehr wichtig.)
am 8. August, 2008 um 20:15
Herrn Schramms Einzugsgebiet der Tagespendler scheint sich (so wie seine Zahlen) auf Wien als Ganzes zu beziehen. Kein Südburgenländer oder Oststeirer pendelt durch Leopoldsdorf nach Wien. Und bei den Obersteirern entlang der Südbahn liegt der Verdacht nahe, dass sie mit der Bahn nach Wien fahren.
Die Statistik Austria hat eine Grafik des Pendler-Einzugsgebiets von Wien:
http://www.statistik.at/web_de/static/pendlereinzugsbereich_der_landeshauptstaedte_2001_nach_gemeinden_030262.gif
Auch pendelten 2001 “nur” 178.118 Tagespendler nach Wien wovon (geschätzt) 1/4 öffentlich fahren.
Quelle: http://www.statistik.at/web_de/static/erwerbstaetige_2001_nach_pendelziel_bundeslaender_025964.pdf
Schmankerl am Rande: Sogar von Oberösterreich pendelten 1.359 Personen täglich nach Wien. Aber wahrscheinlich nicht durch Leopoldsdorf.
Noch mehr Zahlen: Von 3.436 Leopoldsdorfer Einwohnern pendeln 1.441 aus und 203 arbeiten im Ort selbst (Quelle: NÖ Landesregierung, Zahlen von 2001).
EIgentlich sollten Leopoldsdorfer ein Herz für Pendler haben.
am 10. August, 2008 um 08:33
Lieber Andreas!
Ich bins mal wieder, deine erste “Verbündete”.
Ich muss hier mal wieder meinen Senf abgeben, weil – und da kannst du dir was drauf einbilden – ich hier auf deiner Seite bisher nur sinnvolle Stellungnahmen gefunden habe. Fakten. Die Diskussion in gewissen Foren besteht lediglich aus Anschnauzerei und persönlichen Beleidigungen.
Was dabei jeder übersieht ist, dass jeder Beteiligte seine (von seiner Seite aus) völlig gerechtfertigte Meinung hat.
Ich lebe in Guntramsdorf, das eine Verbindung zur B17 darstellt.
Bei uns rollt auch der Schwerverkehr durch die Hauptstraße, die wenige Meter breit ist. Autos parken da auch noch. Das ist echt spaßig, wenn sich da zwei LKW entgegen kommen.
Außenstehende, ich zum Beispiel, haben durchaus auch Verständnis für das Anliegen der Leopoldsdorfer. Wenn ich weiß, dass da so ein Verkehrsaufkommen ist, würde ich da auch nicht hinziehen wollen.
Was mich wurmt, ist die Durchführung.
Erstens die Vignette.
Zweitens: Es wird ja nicht abgestritten, dass die Straße völlig gesperrt werden sollte. Wenn das von Anfang an stattgefunden hätte, dann würde man es dem Bürgermeister auch glauben, wenn er darauf beharrt, ja nur ein Gesetz auszuführen. So aber wurde es so gedreht, dass es für die Leopoldsdorfer keine Nachteile mit sich bringt, für viele aus anderen Orten aber schon.
Drittens: Wenn ich mich in der Apotheke gut beraten lasse, und weiter nichts, wird das als Begründung nicht reichen, wenn ich aufgehalten werde.
Was ist, wenn ich mir einen Schwangerschaftstest kaufe, aber keine Rechnung habe? Muss ich den dann dem mich aufhaltenden Sicherheitsbeamten zeigen? Auf der Zusatztafel steht nicht, ich muss von überall, wo ich war, eine Rechnung mitbringen, um es zu belegen.
Wenn ich essen war, bekomme ich dann einen Stempel auf die Hand zum Nachweis?
Herr Walter Schramm schreibt über das große Einzugsgebiet der Pendler.
Die gehören auf die Autobahn, das gebe ich durchaus zu.
Aber ich bin kein Pendler, wie andere, die in Maria Lanzendorf oder Achau wohnen und in Oberlaa arbeiten. Man muss doch zugeben, dass das für die eine große Einbuße ist.
Leider werde ich auch den Eindruck nicht los, dass Leopoldsdorf krampfhaft versucht, Geld abzuzocken. Genügend Anzeigen fürs Durchfahren hat es ja schon gegeben.
Ich bekam gestern ein Strafmandat für Zuschnellfahren. Das war Mitte Juni.
Mein Ärger und Frust haben sich durch den ganzen Tag gezogen. Ich bin ein Mensch, der sich eigentlich immer an Geschwindigkeitsbegrenzungen hält. Besonders in Leopoldsdorf.
Was ist es sonst außer Geldmacherei, ein Radar neben die Ortstafel zu stellen.
Ich bin hundertprozentig sicher, dass ich beim Abbremsen war oder den Wagen langsamer werden ließ, als ich in den Ort fuhr. Ich mache das immer, ich bin auch eine der wenigen, die mit 50 durchfahren oder durchgefahren sind.
Ich war eben beim Radar noch nicht ganz auf fünfzig, sicher aber zwei, drei Sekunden danach. Es tut mir echt Leid, das sehe ich als Abzocke, und dieses Strafmandat tut mir ehrlich weh. 30 Euro dafür, dass ich mich eigentlich an die Geschwindigkeitsbegrenzung halte.
Bei mir habt Leopoldsdorf sein Ziel erreicht, ich fahre nicht mehr durch.
Das heißt aber auch, dass ich beim Nachhausefharen nicht schnell bei der Apotheke stehen bleibe oder einkaufen gehe. Dann gehe ich woanders hin. Und extra fahre ich nicht nach Leopoldsdorf, um dort zu essen. Das ist kein Boykott, das ist eine Folgeerscheinung.
am 14. August, 2008 um 10:57
Sehr geehrte Frau Sabine B. Sehergeehrter Herr Baumgartner!
Als Pendler, der bis vor kurzem die B16 durch Leopoldsdorf benütz hat, ist mir die Vorgangsweise von BM Schissler auch etwas suspekt.
Man soll in Leopoldsdorf weiter einkaufen, tanken, und Lokale besuchen, aber ja nicht durchfahren. In Zeiten der erhöhten Treibstoffpreise hat man die Absicht zu tanken, fährt nach Leopoldsdorf bis man den Preis sieht und dann doch eher eine andere Tankstelle anfährt, oder der Merkurmarkt hat das gewünschte Produkt nicht vorrätig und man hat daher nichts gekauft.
Ist man jetzt verbotener weise durch Leopoldsdorf gefahren?
Kann der BM von Leopoldsdorf eine Kaufverpflichtung aussprechen?
Wenn man getankt hat oder eíngekauft hat, ist man dann verpflichtet den Kassabon aufzubewahren wenn dann doch eine Anzeige kommt?
Die Konsequenz ist, erst gar nicht nach Leopoldsdorf einzufahren und sich anderorts umzusehen. Das ist, wie Frau Sabine schreibt, kein Boykott sonder reiner Selbstschutz um einer etwaigen Anzeige und Anhaltungen der Privatscheriffs zu vermeiden. (Ob die vorgangsweise der Privatfirma gesetzeskonform ist steht für mich auf einem andern Blatt.)
Zum Abschluss ein Hinweis an BM Schissler:
Wer A sagt, der muss auch das B akzeptieren.
am 14. August, 2008 um 21:12
Sehr geehrter Herr Plank!
Sabine hat mittlerweile ihren eigenen Blog – dort finden Sie eine interessante Erkundigung zum Durchfahrtsverbot, die Sabine eingeholt hat:
http://wandertipp.at/maeuschen/2008/08/14/durchfahrtsverbot-in-leopoldsdorf/
Ein mulmiges Gefühl bekommt man schon, bei einem so sonderbaren Verbot. Jedoch dürften auch viele Gerüchte kursieren. Ich finde den Artikel von Sabine zur Rechtslage daher sehr interessant.
Schöne Grüße und danke für ihren Kommentar!
Andreas Baumgartner