Kurzurlaub Mühlviertel / Böhmerwald
29. Juli 2022 von Bernhard Baumgartner
Nach der üppigen Bewirtung im Ulrichsberger Böhmerwaldhof waren wir eigentlich froh, uns nicht “überessen” zu haben, vielmehr freuten wir uns schon auf das Frühstücksbuffet! Gleichsam bewacht vom Kirchturm gegenüber verlief auch die zweite Nacht angenehm, und morgens waren wir schon wieder bereit zur nächsten Tour – noch dazu am Abreisetag…
Montag, 25. Juli 2022: Per Rad am Schwarzenberg´schen Schwemmkanal
Wenn auch die Thayarunde über die aufgelassene Bahnstrecke im Waldviertel als Radgenuss kaum zu übertreffen ist, hat diese auf historischen Spuren verlaufende Radroute im Böhmerwald fast ebenso tolle Voraussetzungen oder sogar bessere – verlaufend auf einer Forststraße meist durch stimmungsvolle Hochwälder, maximale Neigung 0,2 Promille, Belag wenig Asphalt und viel Naturfahrbahn. Das wollten wir uns nicht entgehen lassen!
Daher nach dem Aus-Checken im so angenehm empfundenen Hotel Böhmerwaldhof von Ulrichsberg per Auto mit den aufgeladenen Rädern, wie nun schon zum dritten Mal, hinüber nach Tschechien. Von Schöneben noch ein Stück über die Staatsgrenze bergab bis zur Kreuzung vor Zadni Zvonkova, wo wir bei der letzten Fahrt schon die beiderseitige Abzweigung des Schwemmkanal-Radweges bemerkt hatten. Kleine Parkmöglichkeit und beiderseits verlockende Radtrasse!
Wir wählten zuerst die Richtung nach Westen und kamen kurz darauf bei der vom Friedhof umgebenen, aus der altösterreichischen Zeit erhaltenen Kirche von Glöckelberg vorbei. Kurzer Stop mit Info, Bedenkminuten und Fotos, gleich danach ging es an einer Pension und Gaststätte vorbei. Dann nur mehr, über nur wenige Lichtungen, auf idealer Waldstrecke dahin (ca. 12,5 km gefahren, die Fortsetzung bis zum Kanalursprung mit Seitenroute zum Plöckensteiner See wäre zwar etwas lang, aber sicher überaus lohnend gewesen). Wir kehrten aber schließlich um und fuhren vom Parkplatz an der Schönebener Straße noch ein gutes Stück in östlicher Richtung auf dem Kanalweg bis etwa Sonnenwald. Neben der lockeren Fahrt wäre es auch interessant gewesen, den einzelnen Punkten des schon vor 1800 angelegten Schwemmkanals nachzuspüren. Der Kanal selbst ist ein überraschend schmales und seichtes Gerinne, überhaupt wenn man bedenkt, welche Holzmassen darauf aus dem Böhmerwald herausgeschwemmt und dem holzhungrigen Wien zugeführt wurden. Vielfach begrenzen aus Steinblöcken gefügte Mauern den Kanal, dort ist er auch am besten erhalten. Wo die Trasse im Erdreich oder sumpfigen Gräben verläuft, wird die Erhaltung immer spärlicher. Zwar ist als Hauptquelle für das Kanalwasser der Plöckensteiner See angegeben, aber die intensive Schwemme muss sich wohl nach den regenreichen Jahreszeiten gerichtet haben. Es gibt eine eigene Karte mit Infos dazu, mehr entnimmt man aus dem WEB. Der insgesamt über 50 km lange Kanal, den man westlich vom Dreisesselberg bis nach Haslach nachfahren kann, beschäftigte 1200 Arbeiter im Schwemmbetrieb, eine unglaubliche Zahl für heutige Verhältnisse! Die Anlage ist ein Interreg-Projekt, und jährlich gibt es “Kanalfeste” und stückweises “Schauschwemmen”.
Der Schwarzenberg´sche Schwemmkanal ist vor allem für Radtouristen ein überaus interessantes Unternehmen, nur sollte man sich viel Infos einholen und sich beim Befahren genug Zeit nehmen, die erhaltenen historischen Zubauten (Wasserfassungen usw.) auch genauer besichtigen. Uns genügte eine kurze Schnuppertour für den Vormittag des letzten Tages, und danach ging es noch auf den Aussichtsturm Moldaublick (nächster Beitrag).