ERLAUFSCHLUCHT in PURGSTALL
15. März 2020 von Bernhard Baumgartner
Eine alpine anmutende Wanderung im flachen Alpenvorland! Das gibt es nicht BEI, sondern IN Purgstall an der Erlauf.
Das ist eine der wenigen “Naturtouren” in Niederösterreich, die ich noch nicht kenne! Aber schon oft davon gehört, und zuvor im Europaschutzgebiet NÖ Voralpenflüsse die Pielach ausprobiert – voriges den Pielachdurchbruch im “Ofenloch” bei Haunoldstein, vor ein paar Tagen die Pielachmündung mit der Steinwand nahe von Melk:
Leberblümchen und andere Frühlingsblumen gab es heute auch, aber sonst war der Landschaftscharakter völlig anders als an der eher sanft wirkenden Pielach. In Purgstall hat sich nämlich die Erlauf in die während der Eiszeit aufgeschütteten und zu hartem Gestein verfestigten Schotter tief eingeschnitten, sodass der Flusslauf tatsächlich vielfach eine Schlucht bzw. sogar eine Klamm durchschneidet. Schon immer bei Kennern bekannt, wie meinem Freund Werner (Tippelt) und bei den Wanderkursen des Pädagogischen Instituts NÖ als Abenteuertour immer wieder begangen. Für Anni und mich war es heute, am 15. März, eine Premiere. Wir hatten nur eines falsch eingeschätzt – wir glaubten uns, wichtig während der Corona-Pandämie, dort ziemlich allein, aber es gab Besucher genug, sogar mit Kindern und vor allem Hunden, die sich hier auszutoben suchten. Bei dem schmalen und teilweise etwas anspruchsvollen Steig gar nicht so einfach.
Unsere rasche Anfahrt (weniger als 80 km von St. Veit an der Gölsen) über Westautobahn – B 25 Wieselburg bis Purgstall, dort gegenüber Hofer und Feuerwehrmuseum beim Sportplatz großartig beschildert der Ausgangspunkt neben der Bowlinghalle (Restaurant, auch gegenüber, alles schon geschlossen). Infotafel und Wegweiser leiten uns zum Schluchtrand, wo wir noch einmal umdrehen und uns die empfohlenen und wirklich ratsamen Bergschuhe anziehen! Über Stiegen geht es (kurz rechts vom Promenadenweg abzweigend) steil hinunter in die Schlucht – riesige Konglomeratblöcke, dazwischen schimmert schon das hier ziemlich wilde Wasser her, und berieselt werden wir auch noch von einer Tropfenwand herunter…
Der vor einigen Jahren angelegte “Naturerlebnisweg” (wie bei uns am St. Veiter Staff) verläuft wirklich abenteuerlich durch Spalten, unter weit ausladenden Felsdächern und etwas abschüssige Hangpartien entlang. Im weiteren Verlauf gibt es sogar zur Sicherheit (wie auf solchen Wegen erforderlich) gespannte Seile. Bizarre Szenerien und dann wieder fast idyllische Motive laden ununterbrochen zum Fotografieren ein. Die Beleuchtung ist gerade passend, und allenthalben blühen Frühlingsblumen, sogar wohl aus dem Ötschergebiet oder den Voralpen zugewanderte Schneerosen mit letzten schon “errötenden” Blüten gibt es. Geologisch beeindruckend sind die Konglomerate aus eisenhart verfestigtem Kalkschotter (als “Nagelfluhfelsen” bekannt), aber gleich am Anfang des Fischersteiges (so heißt der Weg nämlich) gibt es die interessanteste Stelle: Nicht wie sonst mehrfach ist es abgelagerter feiner Sand, sondern die Unterlage der Konglomeratschichten – nämlich ein auffallend mergelartiges Gestein, das unter die Felswand vom Fluss her hineinstreicht – ich schätze, es ist der im Alpenvorland verbreitete Schlier, eine Ablagerung des Tertiärmeeres, bevor sich dieses in die Pannonische Tiefebene zurückzog und verlandete. Fotografisch kaum bemerkbar festzuhalten, aber beim Begehen auffallend, noch dazu weil etwas rutschig.
Nach etwa einer Stunde, die beim Dahinkraxeln ganz schnell vergeht, erreichen wir die zweite Überbrückung – den Pratersteg, von der überdachten Holzbrücke natürlich besonders passender Einblick in den Wasserlauf. Den nächsten Blick gibt es beim Rückweg am östlichen Ufer, wenn über einer Wiese der noch tief verschneite Ötscher auftaucht. Dort wechseln wir ans westliche Ufer und kommen nach fast zwei Stunden wieder beim Ausgangspunkt an. Etwas Interessantes ist uns leider entgangen und wir haben (aus Erfahrung klug) selbst darauf verzichtet – nämlich auf die “Innsbrucker Kuhschelle” / Pulsatilla oenimontana, eine Mischform der östlichen Großen mit der westlichen Gewöhnlichen Kuhschelle (P. grandis bzw. vulgaris). Diese soll nämlich auf Heideböden bei Purgstall (Schauboden – Hochrieß) vorgekommen sein, aber nur mehr ganz selten – wenn überhaupt ? – zu finden sein. Die Suche danach haben wir uns erspart…
Außer dem “Liebessteg” (vorletztes) sind die Bilder von mir, Annis Bilder findet man im Facebook “Wandertipp bernhard baumgartner”! Übrigens war das vielleicht schon mein letzter Bericht in diesem Blog – er bleibt weiterhin online, selbstverständlich! Denn ich bekomme einen Blog mit neuer Domain: bb-natur-wandern.at / eingerichtet von Sonja (Mag. Sonja Gladysz) – werde ich noch vorstellen, übrigens die Mama der quickigen Enkelin Elena!