Im magischen rätischen Dreieck 4 von 7
23. Juli 2008 von Bernhard Baumgartner
Burgeis und Marienberg
Aus “Granatapfel” 7/8 – 2008: Das weitläufige Hochtal von Reschen- und Haidersee senkt sich südwärts als gigantische “schiefe Ebene” von 13 qkm in den obersten Vinschgau hinab. Aus einem Seitental der Ötztaler Alpen ausbrechende Schuttmassen haben sich hier fächerförmig über den Abhang ausgebreitet und bilden die “Malser Heide”. Von Hecken und den Bewässerungsrinnen der “Waale” gegliedert, ziehen Wiesen und einstige Ackerflächen zur Ortschaft Mals hinab. Diese besticht durchihre mittelalterlichen Kirchtürme und das überwältigende Panorama des Ortlers im Hintergrund. Was aber talwärts außerdem den Blick fesselt, ist das rechts abseits liegende Burgeis mit dem am Berghang thronenden Kloster Marienberg. Spätestens hier weichen bei nordwestlichem Schlechtwetter die von der Alpnennordseite herüberschwappenden Regenwolken der südlichen Sonne und heben die historischen Bauten aus dem Gewirr der malerischen Dorfgassen ins rechte Licht…
Stiegen zum Himmel
Jetzt ist es soweit! Was wir hier zu sehen bekommen, rechtfertigt den neuen Werbeslogan der Region am rätischen Dreieck. Romanik und Gotik in höchster Vollendung, dazu welch ein Kontrast – der Mann mit den Blasenhänden am Portal der Pfarrkirche St. Maria im Gegensatz zur lieblichen Madonna am Tympanon der Abteikirche Marienberg. Deren um 1157 entstandene Krypta zählt zu den bedeutndsten Schatzkammern romanischer Freskenkunst, von der byzantinischen Malerei in vollendeter Schönheit geprägt sind ihre Engelsgestalten (hier inmitten der scheinbar weltfernen Alpen !).
Nach dem Dorfrundgang in Burgeis, kommen wir von der imposanten, um 1280 durch die Bischöfe von Chur erbauten Fürstenburg auf einem “Blumenweg” hinauf zum Kloster Marienberg. Der Abstieg erfolgt über den Waldweg, wobei dieser Rundgang sehr zu empfehlen ist, denn der Autoandrang zum Kloster lässt sich damit vermeiden. Nachher geht es noch hinaus zur romanischen Nikolauskirche am Rand der Malser Heide, wo auch die Wasserrinnen einiger kleinen Waale zu entdecken sind. Noch größere Entdeckung – das Fresko an der Außenwand, was symbolhaft damit ausgesagt werden soll, bleibt für uns rätselhaft…
Im nahen Mals ragen die Türme mehrerer frühmittelalterlicher Kirchen empor. In St. Benedikt sind karolingische Fresken erhalten, die mit der Darstellung eines fränkischen Adeligen als Kirchenstifter von besonderem historischem Wert sind. Wie bei unserem Abstecher ins schweizerische Müstair und zum Johanniterhospiz in St. Johann fehlt uns leider die passende Fotoausrüstung, daher keine Bilder, aber ein Anreiz, diese Reise zu wiederholen!