Kaltenberg und Ysperklamm – Variante zum Druidenweg
13. Mai 2015 von Bernhard Baumgartner
Nachdem das vorige Jahr (wie auch schon 2013) den Voralpen und dem Ötscher gewidmet war, erfolgte mit dieser Tour am 11. Mai unser “Neustart” ins Waldviertel. Wenn auch in den milden Randgebieten im unteren Kamptal oder im Retzer Land, wie auch in der Wachau, die erste und intensivste Blütezeit schon eher vorbei ist und es mit Riesenschritten auf den Sommer zugeht – die höheren Regionen lassen sich mit unseren randlichen Voralpen vergleichen. Intensivstes Grün in allen Schattierungen herrscht hier vor, an den Bachrändern blühen Rote Lichtnelken und Hahnenfußarten, dazu die Wilden Mondviolen.
Wir starten also, um uns weiterhin in einer bergigen Landschaft zu bewegen, ins Yspertal – in die freundlich sonnige Talmulde zwischen Ostrong und Burgsteinmassiv, deren Bergumrahmung mit einigen Tausendern sogar an die Voralpen erinnert. Dort gäbe es die idealen Routen “Von Hof zu Hof” und “Von Stein zu Stein” (wie in meinen Waldviertel-Führern beschrieben), aber uns reizt eher der mystische Druidenweg in Verbindung mit der jetzt sicher besonders reizvollen Ysperklamm.
Zufahrt von St. Veit an der Gölsen mittels der A 1 voll zügig (90 km), sicher etwas mehr als eine Stunde, aber im Vergleich mit der Hin- und Rückfahrt nimmt doch die Wanderung die überwiegende Zeit ein (bei Tagesausflügen ins Waldviertel gar nicht so selbstverständlich). Das sonnige Yspertal empfängt uns einigermaßen freundlich, fast genau so geht es uns im Tourismusbüro – geschlossen trotz Öffungszeit, aber im Gemeindeamt Yspertal nebenan sind wir schon richtig. Allerdings würde ein Hinweis bei der Infostelle auf das Gemeindebüro auch nicht schaden, wie auch trotz offensichtlich ambitionierter Bemühungen das Markierungswesen leider einige Tücken bereithält, wie sich noch zeigen wird…
“Meine” Standardroute verläuft im hintersten Winkel des Yspertals von der Kirche in Pisching über das Kaltenbergkreuz und den Druidenweg zur Ysperklamm. Diesmal parken wir beim Forellenhof und wollen den direkten Aufstieg über die steilen Waldhänge des Kaltenbergs suchen. Dazu nehmen wir vor der Brücke (vor dem Forellenhof) den asphaltierten Güterweg über Pfefferreith in weiten Kehren bis zum kinderreichen (!) Gehöft Kronreith (interessanter dorthin – Untere Ysperklamm, in der Mitte rechts zum Fahrweg ausweichen und rechts abzweigend nach Kronreith).
Vom Gehöft Kronreith (einziger schöner Aussichtsplatz, die fernen Alpen gut sichtbar, aber etwas verschleiert, wie es im sommerlichen Halbjahr normal ist) schließt der Forstweg Jaksch an. Dieser macht dann (hier alles ohne Markierung!) die vierte weite Kehre und mündet später in den Druidenweg bei der Kaiserreith. Wir nehmen allerding von der Kehre den in der Karte eingezeichneten Karrenweg nach rechts, der zügig und an immer mehr Felsblöcken vorbei ansteigt.
Bei einer undeutlichen Wendung gehen wir auf einem alten und schon begrünten Ziehweg steil links hinauf und in kurzen Bögen bis zu einem Vorsprung mit weiterer Felsgruppe. Hier fällt die Entscheidung – links weg lässt sich eine Wegspur erkennen (vielleicht hätte diese einfacher zur Hochfläche geführt, wo wir dann einen Weg heraufkommen sahen). Aber weil in der Karte rechts ein Weg eingezeichnet ist, gehen wir dort weiter. Diese Weg fällt aber bald danach rechts steil ab, und wir wollen ja hinauf! Dort aber ist das Gelände voll mit umgestürzten Bäumen und Astwerk dicht verschlagen… Einziger Ausweg – riskieren und gerade hinauf! Zwischen bedrohlichen Blockmassiven ziehen feuchte Rinnen herab, ganz tückisch sind unter dem Laub moorige Gerinne und Löcher versteckt… Wir halten uns etwas links und gelangen hinauf unter eine unüberwindliche Blockmauer, der wir links folgen, bis sich ein Durchstieg ergibt.
Endlich verflacht das Waldgelände, und wir treffen auf einen quer führenden Karrenweg – aber wo befinden wir uns jetzt eigentlich? Rechts weiter kommen wir zum markierten Weg, und dieser leitet uns mit Nr. 31 steil hinauf, bis wir plötzlich bei der Hinweistafel “Sitzender Hund” stehen. So weit nördlich sind wir also schon!
Den “Steinernen Hund” habe ich eindrucksvoller in Erinnerung – da ist der Wald seit meinen Diaaufnahmen gehörig zugewachsen! Verwirrend wird die Situation bei der Kreuzung bald danach, denn noch ein Stück weiter sollten wir nach Spezialkarte und Erinnerung links abzweigen… Hier fehlt aber jegliche Markierung, und wir kommen drauf, dass die neuen Tafelmarkierungen nur in einer Richtung (vom Ödteich her) angebracht sind… Geradeaus weiter wären wir wohl um den Kaltenberggipfel im Kreis gelaufen! Also unbezeichnet links bergab, bis auf einer Lichtung links abseits die nächste Steingruppe auftaucht.
Der Erforscher der Steingruppen rund um das Yspertal war der seinerzeitige Pfarrer von Altenmarkt, wie uns das Heimatmuseum informiert hatte. Hier ist ihm seine mystische Phantasie wohl durchgegangen, wie auf der schon in die Jahre gekommenen Infotafel nachzulesen ist.
Anni klettert sogar noch ein Stück höher auf den Phallus hinauf, ich nehme den Durchkriechspalt darunter in Augenschein (als Vulva bezeichnet), weil dort in einer Steinschale in gar nicht so ferner Zeit… (an Ort und Stelle nachzulesen)! Jedenfalls befindet sich am Rand der Lichtung ein für uns wesentlicherer “Jausenstein”, und dann geht es auf einem wunderschönen Waldweg weiter bis zu einer Kehre – die Kaiserreith – wieder eine Stelle zum Verirren, wenn man nicht in der vorgegebenen Marschrichtung geht. Denn das schmale Steigerl in den Wald geradeaus hinein ist allzu leicht zu übersehen – und selbstverständlich nicht bezeichnet.
Ein Winzling (von Anni auf dem Steinkopf fotografiert) und sich krampfhaft verwurzelnde vielleicht gleichaltrige Bäume.
Danach wieder auf breitem Waldweg weiter bis zum Hochtal beim ehemaligen Ödteich – schon um 1500 angelegt und bis 1929 das Wasser für die Holzschwemme durch die Ysperklamm liefernd, ist er 1956 durch einen Dammbruch ausgelaufen. In einer Unterstandshütte gibt es Informationstafeln dazu.
Bald danach beginnt der Steig durch die Yperklamm – wirklich sehr reizvoll auch bei mäßiger Wasserführung, aber im Wechsel von Licht und Schatten nicht einfach zu fotografieren!
Die weiteren Bilder gibt es schon in meinem Facebook “Wandertipp bernhard baumgartner” zu sehen, ich werde sie aber auch noch hier bringen!