Falstaff auf der Rosenburg
22. Juli 2013 von Bernhard Baumgartner
Seit 2005 haben wir alle Aufführungen von “Shakespeare auf der Rosenburg” mit Alexander Waechter besucht. Bei Hochwasser und stürmischem Wetter, mit Decken und Mantel, aber immer wieder auch bei günstigen Verhältnissen. Im Vorjahr wurde sogar ein Baumgartner-Binder-Familienausflug daraus mit Vogelschau und Kindervorstellung.
So einen lauschigen Abend bei (fast) Vollmond erlebten Anni und Irene (als ich nicht fit genug war) 2010, und gestern war ebenfalls eine unübertreffliche Stimmung für die Aufführung des “Falstaff”. Tragikomödie nach William Shakespeare nennt sich diese Zusammenstellung aus verschiedenen Werken über den tragisch-komischen Ritter Falstaff.
Waren die ersten Aufführungen noch im Turnierhof, steht jetzt das “Zirkuszelt” außerhalb im Seitenhof – Platz genug für die rund um die zentrale Bühne aufgebaute Arena mit ihrer Überdachung, die Wettersicherheit zumindest verspricht. Diesmal kein Problem, ein milder Abend ohne Hitze (und sogar ohne Gelsen…), so richtig angenehm zum Sitzen auf dem weiten Rasen, wo Bänke und Tische zum Genießen von allerhand Köstlichkeiten einladen.
Ein kleiner Rundgang vermittelt die Einstimmung, der prächtig renovierte Schlossbau und die Gartenanlagen, darunter der schon hübsch verwachsene “Senkgarten” sind eine Augenweide! Die Aufführung selbst hat uns weniger beeindruckt als die früheren Originalstücke von Shakespeare (aus der Programmübersicht erkennbar) – auf die Hauptdarsteller offensichtlich zugeschnitten, wobei altvertraute Gesichter (wie der originelle und schon ganz professionelle Richard Zecha, der sich vom Helfer zum Schauspieler bemausert hat) und neue Darsteller zusammenkommen.
Wie man aus diesem Stück eine Kindervorführung machen kann, mögen wir uns nicht vorzustellen. Es war schon für Erwachsene zeitweise etwas schwer verdaulich, obwohl Tendenzen vermittelt wurden, die uns auch nahestehen – wie die Fragwürdigkeit des Heldentums, die Ambivalenz von Herrschern und ihren Speichelleckern…
Der Schlussapplaus bot jedenfalls originelle Szenen, wie so manche Stellen dieser Shakespeare-Bearbeitung. Wir wünschen uns nur, dass es im nächsten Jahr wieder ein Originalstück – ein eher komödiantisches und weniger tragisches – geben wird. Aber Alexander Waechter wird schon wieder “seinen” passenden Shakespear ausgraben!