Unsere schönste Glocknertour
11. Oktober 2023 von Bernhard Baumgartner
am 24. und 25. September 1966
Ich habe (oder hatte) das Glück, den Großglockner schon viermal besteigen zu können. Erstmals so um 1960 mit meinem Freund Werner (Tippelt), noch zur Zeit der Lehrerbildungsanstalt St. Pölten, noch dazu per Radfahrt (Dreigangtourenrad) von Bruck-Fusch aus (dorthin mit der Bahn), dann nochmals mit meinem Berggefährten (oder eher Bergführer) Werner über die Pallavicinirinne und ebenso (nur fast, weil die Steigeisen versagten) über den Hofmannsweg mit Werner und unserem Waldviertler Kollegen Wolfgang Wald. Der Höhepunkt war aber meine Tour mit Anni während unseres Jahres in Zell am See zu obigem Datum (durch den Ruperti-Landesfeiertag ein langes Wochenende). Diese Tour war wohl meine allerschönste auf den Glockner – erstens jung verliebt, weiters bei traumhaften Verhältnissen…
Ein langer und schöner Herbst 1966 in Zell am See, während unseres einjährigen Aufenthalts dort – ich in der Hauptschule, Anni im Krankenhaus als Diplomschwester. Vorher waren wir schon auf dem Hocheiser im Kapruner Tal, und an diesem günstigen Wochenende sollte es der Höhepunkt unseres bisherigen Berglebens sein. Am 24. Anfahrt über die Glocknerstraße mit Postbus – Regen und dichte Wolken, nach Durchfahrt durch den Hochtortunnel urplötzlich blauer Himmel und später Sonnenschein. Der begleitete uns auch beim Aufstieg über den damals ganz simplen, weil firnbedeckten Hofmannsgletscher, und auf der Adlersruhe bot sich ein unbeschreiblicher (in Dias und Scan davon glücklicherweise festgehaltener) Anblick zum Großvenediger und über die im Abenddunkel versinkenden Gebirgsweiten.
Die relativ stark gefüllte Schutzhütte vermittelte uns einen kurzen Schlaf, denn schon beim ersten Morgengrauen ging es in den entscheidenden Gipfeltag – wieder prachtvoll klar und gerade zum Sonnenaufgang erwacht!
Als wir den Kleinglockner überschreiten, übrigens tolle Ansicht des Wiesbachhorns im Norden (in diesem Jahr zweimal bestiegen), und nach dem schmalen schwindelnden Schneeband des Glocknerscharte hinauf zum Gipfel steigen (gleich mit angeschnallten Steigeisen über die Felsen) hat uns die Sonne schon voll erreicht – ein wahnsinnig schöner Tag, wie man ihn wohl nur selten mit so viel Glück erleben kann!
Wir waren ziemlich als Erste unterwegs, aber nun strömen die weiteren Gipfelanwärter dicht gedrängt daher, sodass wir zurück beim Überschreiten der Scharte lange warten müssen. Die Kolonne wird erst unterbrochen, als sich vor uns ein Bergsteiger mit den Steigeisen an der Wade verletzt und ein Notfallsstop eintritt – der Pechvogel hat auch noch Glück, denn er wird von Anni diplommäßig professionell verarztet, das heißt, sie wickelt eine Fasche um das stark blutende Bein, sodass es wieder weitergehen kann.
Inzwischen ist der Tag schon weit vorangeschritten, aber wir brauchen ohnehin noch genug Zeit für den Abstieg hinunter zur Pasterze und zur Franz Josephs Höhe, wo wir wieder zum Postbus kommen. Der Glockner strahlt jedenfalls in herrlichster Pracht, wie man sie nur an wenigen Tagen so toll erleben kann! Nach diesem sicher einmaligen Erlebnis (die Verhältnisse waren einfach ideal) kommen wir gut wieder in Zell am See an und setzen unser “Auszeitjahr” bis 1967 fort. Allerdings zeigten sich auch Nachwirkungen – Anni konnte die Stiegen im Krankenhaus nur im Rückwärtsgang schaffen, so sehr hatten Auf- und Abstieg in dieser kurzen Zeit ihre Waden mitgenommen (wahrscheinlich hatte ich ähnliche Beschwerden, aber vor lauter Glanz und Freude überhaupt nicht mehr in Erinnerung….)!
Das Bild von der Pasterze mit dem Johannisberg hat schon historischen Wert, denn derzeit erstreckt sich dort ein Schmelzwassersee, der Eisbruch zwischen den Burgstellfelsen ist schon durchtrennt, und daher sind die Reste der Pasterze im alten Gletscherbecken nur mehr Toteis (mein Enkel Berni, Bernhard Baumgartner, hat übrigens in seiner Maturaarbeit den Gletscherwandel an Hand der Pasterze mit diesem 57 Jahre alten Bild bereichert…
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