Mühlviertel / Südböhmen: Rund um den Moldau-Stausee
29. Juli 2022 von Bernhard Baumgartner
Im oberen Mühlviertel gibt es ein reichliches Angebot an Radwegen, Moutainbikerouten und sogar Rennradstrecken. Alles derzeit besser passend als Wanderungen an den heurigen etwas extremen Hochsommertagen! Im Gebiet von Ulrichsberg (Bezirk Rohbach / OÖ.) werden vor allem empfohlen – der Radweg rund um den überaus weitläufigen Moldau-Stausee und (als Gegenstück dazu eher kleinräumig) der Radtrail entlang dem “Schwarzenberg´schen Schemmkanal”. Dieser folgt als eigene Tagestour, diesmal geht es um zwei Runden um den Moldau-Sstausee, sozusagen in der Urheimat des für Oberösterreich repräsentativen Dichters Adalbert Stifter, der in Oberplan / Horni Plana geboren wurde. Die riesigen Wälder also im Bannkreis Stifters, unser Hotelier meinte aber – eigentlich “Stiftsbesitz” (Aigen-Schlägl).
Sonntag, 24. Juli 2022:
Zum Glück haben wir die Startstrecke schon am Vorabend erkundet und fahren nicht (wie es eigentlich praktisch gewesen wäre) vom Hotelstandort in Ulrichsberg weg. Denn durch das typisch nette Bauerndorf Lichtenberg hindurch geht es in konstanter langgezogener Steigung (bis 12 %) hinauf zum Sattel von Schöneben, dort Hotelkomplex in Holzmanier und touristisches Zentrum. Jenseits bergab kommt bald eine “Heimatvertriebenenkirche” in Sicht, und schon ist die Grenze überquert, alles gut ausgebaute Asphaltstraße. Unten an der Moldau bzw. dem Stausee angekommen, wenden wir uns erstmal nach Westen und umrunden diese Stauseefläche als Autofahrt.
Rund um den Stausee westlich von Horni Plana (Westbucht):
Ein wichtiger Kreuzungspunkt heißt hier Blizsi Lhota, geprägt von Gasthaus und einigen Ferienhäusern und Landwirtschaftsbetrieb, auch Landeplatz einer wichtigen Seefähre. Dorthin fahren wir auf der Landstraße und der ebenso ausschauenden weiteren Radroute, leicht ansteigend durch Waldgebiete zum wieder freien Gelände bei Nova Pec / Neuofen (altösterreichisch). Auf die ehemalig südböhmisch-österreichischen Siedlungsgebiete werde ich noch beim Moldaublick eingehen. Hier wird der Stausee überquert, und man wendet sich damit vom Böhmerwaldkamm nordwärts ab. Die folgende Strecke verläuft anfangs eher in Seenähe über Manava (Deutsch-Haidt) auf der Route Nr. 33 nach Horni Plana / Oberplan, Seehöhe um 700 m, angenehme Temperatur samt Fahrtwind. Beim Bahnhof vorbei kommt man zur Landzunge bei einem Tourismuskomplex mit der Auto- und Radfähre, die uns zum vormittägigen Ausgangspunkt Bizsi Lhota übersetzt – verkehrt pausenlos, günstigerweise haben wir die CKn (Tschechen-Kronen) noch von einem älteren Urlaub dabei.
Stauseerunde zwischen Horni Plana und Cerna
Diese Runde um den mittleren Abschnitt des auch als Lipno benannten Moldaustausees machten wir endlich wirklich per Rad! Insgesamt waren das ca. 50 km in leichter Fahrt, vielfach auf Asphalt und Radweg, ein paarmal aber auch Grobschotter (eigntlich zerfallenem alten Asphaltbelag). Geparkt wird am Straßenrand unweit östlich von Blizsi Lhota (Wiesenflächen, die gerade zum Kauf oder für Pacht angeboten werden, am Seeufer in kleiner feiner Badeplatz). Nun fahren wir auf der Landstraße, wo wir von Schöneben herunter gekommen sind, bis zu deren Bergwendung und dann, nur einmal kurz direkt am See auf der Radroute Nr. 1033 weiter – Zustand wie vorhin beschrieben, Wiesen- und Sumpfflächen, immer wieder kurze Waldstücke, erst zuletzt im Hochwald bis zum Punkt Kyselov. Hier wäre es sicher noch lohnend weitergegangen bis nach Frymburk / Friedberg, aber es reichte uns auch so für den Rest des Tages! Denn in Kyselov (keine Siedlung, Flurname) geht es links zur nächsten Seefähre nach Dolni Vitavice (alle Namen aus der in Ulrichsberg im Hotel erhaltenen Radkarte).
Jenseits angekommen, führt die Route auf Landstraße mit Nr. 1022 über freie Anhöhen nach Cerna v Posumavi / Schwarzbach. Hier gibt es stärkeren Sonntagsverkehr, mehrere Einkehrmöglichkeiten, aber auch den Radweg abseits der Straße. Dieser überquert dann auf einem Damm einen nördlichen Seeausläufer, hält sich aber danach vielfach im Wald- und Siedlungsgelände nahe der Eisenbahn in Richtung Horni Plana. Einen Abschwenker zum See gibt es bei Jenisov, dann folgen touristische Anlagen samt großem Hotel, bis wir (wieder bei der Fähre in Horni Plana landen. Nach der Überfuhr (nun schon zum dritten Mal ca. 200 Kronen oder mehr) sind wir dann schon froh, wieder beim Auto angekommen zu sein. Die Fahrt war aber durchaus, auch temperaturmäßig, angenehm, was mir wirklich gefehlt hat, waren halbwegs brauchbare Fotomotive. Die hätten wir vielleicht in Oberplan / Horni Plana gefunden, wäre aber zeitmäßig überfordernd gewesen. Im Gegensatz zum Samstag gibt es abends kein Gewitter. Wir frequentieren schon nachmittags die üppig ausgestattete Konditorei Ledermühle / Bindl, und viel zu bald ist dann die Zeit fürs Abendessen gekommen (wieder opulent, allerdings für Anni mit geschwärzter Pizza). Der Blick von unserem Zimmer und Balkon auf den hochragenden Kirchturm (mit Umgang unter der spitzen Spitze) ist prachtvoll.