11. Dezember – erste Schneetour der Wintersaison 2020/21
13. Dezember 2020 von Bernhard Baumgartner
HOCHSTADELBERG
Bis ins Gölsental hinunter hat es geschneit, aber wenn wir bizarre Schneekulissen erleben wollen, müssen wir schon höher hinauf – der nächstgelegene Tausender mit intensiverem Gipfelerlebnis ist (wie immer wieder) unser lieber “Stadelberg”. Übrigens auch mein erster Tausender, als ich vor fast so vielen Jahren wie ich jetzt alt bin, die Genesungsferien bei der “Koller Pepperl” oberhalb von Erlaufboden verbrachte…
So schön steht er da, der “Altvater der Voralpen”, der von Werner Tippelt und mir so oft schon beschriebene Ötscher. Und die Wintersonne am Berg ist unbeschreiblich faszinieren, auch wenn hier die Kameraoptik ungewollt mitgespielt hat. Wir gehen vom Parkplatz vor der Wastlhöhe (vormittags noch leer!) auf dem bereits gespurten Waldweg entlang der blauen Markierung Richtung Anna-Alm bis zur Forststraße und bei deren Kurve gleich rechts über den alten Schlagsteig ungespurt hinauf in den dort weiter oben besonders urigen Bergwald.
In dem das Himmelsblau widerspiegelnden Schatten ist es eiskalt (gut für den 10 bis 20 cm hohen Pulverschnee),während die Hochfläche über Wastl am Wald bis hin zur Brandmauer schon im milderen Sonnenschein glänzt. Der obere Waldgrenzsteig öffnet sich zum bald erreichten Ötscherblick, und die Jungfichten ducken sich überall wie kleine Schneemänner unter der frischen Kristalllast. Ötscher und Dürrenstein vom Hochstadelberg, aus dem 1300 m tiefer gelegenen Erlaufboden schwingt sich der Teufelsriedel hinauf zum Rauhen Kamm in seiner Nebelwolke. Das Gipfelkreuz auf seiner freien Kuppe ist heute besonders attraktiv, da der Hochschwab im Hintergrund von der “Föhnwalze” überrollt wird.
Der leichte Südwind, auch noch genug eiskalt, wirbelt die Schneekristalle auf und treibt sie wie “Sternenstaub” über den Gipfel. Eigentlich sollten wir noch zum vollen Genuss ein kleine Gipfelrast halten, aber bei diesen strengen Winterverhältnissen wirkt der Abstieg auch etwas verlockend. Immerhin geht es am Kamm ostwärts etwas gemütlicher zu, und vom Sattel vor dem Ostgipfel (dort Rastplatz mit Buch) biegen wir links in die Mulde mit der “Stadelberglacke” ein.
Die das ganz Jahr über erhaltene Wasserfläche mit ihrem ihrem Feuchtbiotop ist nun komplett zugeschneit, ob auch vereist? Sie liegt nur als kleine Ebene in der Waldlichtung, umgeben von bizarren Baumschatten, und die Sonne leuchtet hinter den Wipfeln wie ein Stern…
Der weitere Abstieg auf der Forststraße, die kuscheligen Fichtenschneemänner entlang, könnte sogar schon als Langlauf herhalten, obwohl durch den pulvrigen Schnee sicher der Schotter durchkommen könnte. Am kalten Schattenhang gibt es auch ohne Sonne malerische Bilder, und ein Durchblick geht weit hinaus ins Traisental mit der ebenfalls tief verschneiten Hinteralm.
Das letzte Stück entlang der Markierung beschert noch einige Sonnenblicke mit von den Zweigen rieselndem Schnee, dann ist nach kaum mehr als zwei Stunden die kleine Tour schon wieder vorbei, nicht aber das Wintererlebnis, denn der Ötscherblick begleitet uns noch bis ins Lassingtal hinunter und zum Annaberg. Hat vor gar nicht so langer Zeit um Mittag die Sonne noch das Kirchturmkreuz gestreift, liebt das Bergdorf nun völlig im Schatten des Scheiblingbergs, bis um Lichtmess die Sonne gerade wieder zur Kirchturmspitze hereinreichen wird. Schöne Erinnerungen – drei solche Winter konnte ich in Annaberg erleben… und in der Volksschule sieht man nur mehr in einer Klasse das Licht aufgedreht… Wieviele Kinder werden dort noch unterrichtet? Zu meiner Zeit als Lehrer der Oberstufe (mit 36 Kindern in einer Klasse mit drei Abteilungen!) waren es noch zwei gut gefüllte Schulklassen. Aber wie lang ist das schon her? Na ja, immerhin bin ich nun schon dreimal so alt wie damals als Junglehrer auf meinem ersten Dienstposten.
Übrigens – Weihnachten steht vor der Tür! Kostbare Geschenke sind die beiden Superbücher von meinem Freund Werner Tippelt – nicht zu lange warten, denn wenn es sie nicht mehr gibt, ist es zu spät für diesen Schatz in jeder Bergbibliothek!