Verfasst anlässlich einer Exkursion mit dem Naturschutzbund NÖ vor ca. 20 Jahren, hier erstmals veröffentlicht!
Botanischer Exkurs zumHauswiesenmoor
Für das Hauswiesenmoor wurde bereits vor einigen Jahren ein Naturdenkmalantrag gestellt, der jedoch unerledigt blieb. Daher hat der WWF Österreich 1999 neuerlich um die Einleitung eines Naturdenkmalverfahrens bei der Bezirkshauptmannschaft Melk ersucht. Das dringend positiv erledigt werden müsste, um dieses wertvolle Feuchtbiotop zu schützen und vor weiterer Zerstörung zu bewahren.
Den schon erwähnten Siebenstern, eine ab Mai blühende Sippe mit weißen Blüten, finden wir besonders zahlreich an der Nordostseite gegen den Waldrand zu. Dieses Primelgewächs ist ein eiszeitliches Relikt. Durch fortschreitende Zerstörung der Moore sind seine Standorte in den letzten Jahrzehnten bedrohlich zusammen geschrumpft, sodass dieses hübsche kleine Blümchen mittlerweile zu den gefährdeten Arten zählt. Aber nicht nur für Pflanzen, auch für Reptilien (Bergeidechse), Amphibien (Grasfrosch) und Insekten (Hochmoor-Perlmuttfalter, Weißbindiger Mohrenfalter und Kurzflügelige Beißschrecke) stellt dieser Teil des Moores ein wertvolles Rückzugsgebiet dar.
Botanik im Jahreslauf:
Das Vorkommen zahlreicher gefährdeter Arten unterstreicht den Wert (und damit die Schutzwürdigkeit) dieses schon sehr selten gewordenen Standorts. Der Blumenreigen beginnt bereits im April, wenn das Wiesen-Schaumkraut und das Sumpf-Veilchen zu blühen beginnen.
Im Mai setzt dann die Hauptblüte ein, und es blühen hier neben dem Siebenstern noch das Sumpf-Vergissmeinnicht, die unscheinbare Bach-Sternmiere, das sehr seltene Sumpf-Läusekraut, der Sumpf-Baldrian, das Bach-Aschenkraut und der jedem Naturfreund sofort auffallende Fieberklee mit seinen weißen bis blassroten Blüten. Zwei hier vorkommende Orchideen sind das Breitblatt-Fingerkraut und das Gefleckte Fingerkraut.
Von Mai bis Juni blühen dann einige der für Moore typischen Heidekrautgewächse: Rosmarinheide (ein kleiner Halbstrauch mit nickenden, purpurrosa Blüten), Gewöhnliche Moor-Preiselbeere (im Volksmund „Moosbeere“, mit rosaroten, später turbanartig zurückgeschlagenen Kronzipfeln und mit den Torfmoosen höher wachsenden Blattranken), Heidelbeere und Preiselbeere.
Ab Juni entfaltet das in seinem Bestand bereits gefährdete Blutauge (ein zu den Fingerkraut-Arten gehörendes Rosengewächs) seine purpurbraunen Blüten. Der Rundblatt-Sonnentau, der mit seinen mit klebrigen Tentakeln bestückten Blättern kleine Insekten fängt (und anschließend verdaut) zählt zu der Gruppe der „Fleischfressenden Pflanzen“. Er öffnet erst ab Juli seine kleinen weißen Blüten. Die Besenheide, wie die schon erwähnte Heidelbeere zu der Familie der Heidekrautgewächse gehörend, blüht vom Juli bis in den September hinein, bisweilen kann man sogar noch im Oktober blühende Exemplare antreffen. Im blühenden Zustand wenig auffallend sind das Schmalblatt-Wollgras und das Scheiden-Wollgras, im fruchtenden Stadium sind sie dagegen äußerst dekorativ und ein stark belebendes Element jeder Moorlandschaft. Zuletzt sei noch die Schlamm-Segge genannt, eine grasartige, unscheinbare Pflanze aus der Familie der Riedgräser, die in Niederösterreich als „stark gefährdet“ eingestuft wird.