Frühlingserwachen in “Randpannonien”
6. März 2020 von Bernhard Baumgartner
Ausflug nach Kleinfeld bei Berndorf im Triestingtal, Niederösterreich, am 5. März 2020.
Dieses wirklich kleine Dorf in der Nähe der Krupp-Stadt Berndorf liegt in einer weiten, von Feldern, Wiesenstreifen und wenigen Baumgruppen bedeckten Mulde nahe dem östlichen Alpenrand. Umrahmt wird die schlichte, aber lieblich wirkende Landschaft von geschlossenen Waldrändern mit vorwiegenden Schwarzföhren. Im Hintergrund erheben sich darüber die nordöstlichen Waldberge der Gutensteiner Alpen. Bemerkenswert ist jenseits der Waldhöhen, auf die Ebene des Wiener Beckens zu der Veranstaltungsort des Bildhauer-Symposions Lindabrunn.
In den Schwarzföhrenwäldern erkennt man immer wieder die Spuren der einstigen „Pecherei“ – zur Harzgewinnung teilweise von der Rinde befreite Stämme, an denen in kleinen Gefäßen das herabsickernde Harz („Pech“) gesammelt wurde. Die Verarbeitung zu wertvollen Naturstoffen zu Firnis, Kollophonium u. a. erfolgte bis in die 1960er Jahre in der Harzraffinerie Oberpiesting. Seit deren Schließung ist das traditionelle Einsammeln von Harz verschwunden und durch synthetische Produkte ersetzt worden. Die pannonische Flora im westlichen Randbereich des Verbreitungsgebietes ist auf einer „Kuhschellenwiese“ am nördlichen Rand der weitläufigen Ackermulde von Kleinfeld zu bewundern.
Wanderroute (Gehzeit 1 ½ Std.):
Am Ortseingang von Kleinfeld, wo links die Bergstraße zum Guglzipf mit Aussichtswarte und Gasthaus (Donnerstag und Freitag Ruhetag) abzweigt, geradeaus auf Fahrweg den Waldrand entlang (die gelbe Markierung führt nach Enzesfeld-Lindabrunn). An einer Dolomitabbaugrube vorbei, dann folgt vor der nächsten solchen Anlage ein zum dort entfernteren Waldrand hinaufziehender Trockenrasen – die „Kuhschellenwiese“.
Der Fahrweg umrundet im weiteren Verlauf den Ostrand der Talmulde (Ausblick über das schon ferne Dorf bis zum Hocheck). In der nächsten Ecke wendet er sich in einen, mit seinen Felsrändern einer Schlucht ähnlichen Graben (Dolomitzacken, reicher Farnwuchs). Bei der nächsten freien Fläche geht man rechts den Waldrand entlang und quert dann die Wiesenbrache zu einer Baumgruppe mit auffallender Schwarzföhre. Hier weist wieder ein Fahrweg hinab in die Ackermulde und führt westlich weiter zu Strauchzeilen und Waldrändern mit einem kleinen Teich und einem mit Schilf bewachsenen Feuchtbiotop.
Beim nächsten, geradeaus erreichten Waldrand geht es rechts, zuletzt am kleinen Sportplatz vorbei, zurück nach Kleinfeld. Der unterschiedliche Hausbestand des kleinen Dörfchens ist nicht uninteressant, samt Bildstock am Westrand und Kapelle und Feuerwehrhaus. Das Gasthaus, vor einigen Jahren noch ein hübscher Platz zum Einkehren, ist leider geschlossen.
Naturbeobachtungen
Derzeit noch etwas spärliche Frühlingsflora mit Erdprimeln und Leberblümchen, Kuhschellen (Pulsatilla grandis) gerade im schönsten Aufblühen. Leider sind ihre Standorte auf den Trockenrasen neben den Waldrändern nicht mehr abgemäht worden, weshalb der dichte vertrocknete Rasenwuchs (und sicher auch bald aufkommende Sträucher) das Vorkommen etwas beeinträchtigen. Die Strauchzeilen an den Waldrändern und Geländestufen sind äußerst vielfältig, überall bereits Knospen der in den nächsten Wochen einsetztenden Blüte von Schlehdorn, Weißdorn und Wolligem Schneeball, bereits aufgeblüht sind die „Dirndlsträucher“ (Kornelkirsche / Cornus mas).
Anschließend Auffahrt über Bergstraße zur “Waldhütte” am Gugelzipf, leider hat dieses Gasthaus Donnerstag und Freitag geschlossen. Die Rundsicht von der trotzdem geöffneten Aussichtswarte ist aber eine kleine Entschädigung für die entgangene Einkehr. Sogar der weiße Gipfelfirst des Schneebergs ist über den Waldkuppen der Gutensteiner Alpen gerade noch erkennbar, aber für ein Foto zu wenig attraktiv, ganz anders die Panoramaaufnahmen: