Bad Hofgastein: Schloßalmbummel
4. September 2013 von Bernhard Baumgartner
Wenn der Marienfeiertag Mitte August unter die Woche fällt, ist das ein guter Termin zum Antritt einer Urlaubsfahrt. So kamen wir, bei zwar starkem Reiseverkehr, aber unbehelligt von den sonst so zahlreichen Lastautos über die Westautobahn nach Salzburg und weiter ins Gasteiner Tal – unserem “Basislager” für die nächsten zehn Tage, ausgerüstet mit allem fürs Bergwandern Notwendige und gleich auch mit der passenden Kleidung für den anschließenden Kurzurlaub an der Adria. Mitgenommen hatten wir auch einen guten Wetterbericht, und so ging es bereits am ersten richtigen Urlaubstag (16. August) gleich hoch hinauf. Das passiert in Hofgastein am besten mit dem Schrägaufzug und der Gondelbahn auf die Schloßalm.
Bei der Bergstation an der Niederen Scharte (ca. 2000 m) umgibt uns zunächst der Trubel von Ausflüglern, aber bereits ein paar Schritte den Wanderweg quer über die Schloßalm entlang (Richtung Rockfeldalm und Gadauner Hochalm) “verdünnt” sich der Touristenverkehr. Bald bleiben auch die Seilbahn- und Pistenanlagen hinter uns, und es überwiegt immer mehr die Almnatur. Wir haben diesen hohen Ausgangspunkt auch schon für Touren auf die Türchlwand gewählt oder eine Runde über die Brandner Hochalm absteigend zur Mittelstation Kitzstein (für die Talfahrt mit dem Schrägaufzug) begangen. Am einfachsten ist der Abstieg dorthin nach Querung der Schloßalm zur Bergstation der Kaserebenbahn und den Rücken entlang zu den im Hochwald weiterführenden Forststraßen (am oberen Waldrand sogar Pilze zu finden).
Einen besonderen Reiz der Schloßalm macht das Panorama aus. Dieses reicht über die Kalkriesen von Hochkönig und Dachstein bis zu den Dreitausendern der Goldberggruppe, dazwischen erstreckt sich entlang dem Gasteiner Tal der östliche Kammverlauf gegen das Großarltal, und an das großartige Tischlerkar anschließend geht der Blick noch zum Ankogel und zum Tauernhauptkamm. Klare Sicht ist also empfehlenswert für die Panoramawege auf der Schloßalm!
Weil wir im Vorjahr zur selben Zeit dort waren, lässt sich ein guter Vergleich der Vegetationsverhältnisse anstellen. Durch das späte Frühjahr und die sehr kühlen Frühsommermonate war “alles später dran” – die Heidelbeeren auf der Schloßalm daher noch nicht so schön reif wie 2012. Anderseits hat die Hitze des Hochsommers alles sehr austrocknen und teilweise verdorren lassen, was den gewohnten Blütenflor ziemlich beeinträchtigt hat.
Wo das Kar mit den Schipisten und Liften von der Hohen Scharte (Obere Schloßscharte) in den weiten Almboden der Schloßalm mündet, zweigt der Anstieg zur Türchlwand ab, einem zackigen Gipfel mit 2577 m, einmal gemacht genügt… Wir haben allerdings bei unserer seinerzeitigen Gipfelbesteigung auf einem moränenartigen, zum Lawinenschutz aufgeschütteten Wall zwei botanische Besonderheiten der östlichen Hohen Tauern entdeckt, die wir auch schon vom oberen Liesertal bei der Tour von Rennweg auf den Malteiner Sonnblick (den östlichsten Dreitausender der Alpen!) kannten. Tatsächlich blühten auch heuer auf dem sandigen Rücken des Schutzdammes sowohl das “Tauernblümchen” als auch der Niederliegende Enzian, allerdings in nur wenigen Exemplaren. Wo das Gelände felsiger oder feuchter wird, trifft man auch noch auf typische Steinbrecharten (im feuchten Schutt den gelb blühenden Fetthennen-Steinbrech), sogar die aus den Kalkalpen bekanntere Silber-Schafgarbe war hier vertreten.
Um eine etwas anspruchsvollere Wanderung zu unternehmen, folgt man der Türchlwand-Markierung bis hinauf zum Grat. Nach etlichen Serpentinen über den steilen Hang wird eine Scharte erreicht, sehr eindrucksvoll durch die Riesenblöcke ringsum und ein lohnender Ersatz für das noch ferne Gipfelerlebnis. Wir gingen jedoch diesmal vom Lawinenschutzwall wieder hinunter zum Almweg, der durch stärker gegliedertes und steileres Hanggelände den von der Türchlwand über Siebenspitz und Lungkogel herabziehenden Bergrücken erreicht. Hochbergriedel oder Ochsenriedel heißt dieser hervorragende Aussichtsplatz, wo sich die Wege teilen. Außerdem gibt es hier blumenreiche Bergwiesen am südseitigen Hang und Zwergstrauchheiden an der windausgesetzten Kammfläche.
Wir sind hier wie am Ausgangspunkt bei der Seilbahn-Bergstation auf ca. 2000 m Seehöhe, und wo wir voriges Jahr in Heidelbeeren schwelgten, ist die Reifezeit noch nicht optimal, wie auch bei der Heidekrautblüte. Ein Bankerl des Salzburger Almenweges ein wenig unterhalb bietet einen genussreichen Rastplatz. Wer weiter wandern will, kann hier auf dem Kreilinger Steig die Steilhänge der Lafenmähder queren und von der Jausenstation Rockfeldalm ins Angertal absteigen (Busverbindung zur Talstation Schloßalm). Wir wählen “haxnschonender” links den Rückweg über die Schloßalm zur Bergstation, wobei ein neu ausgeschobener Weg zur touristisch intensiv bearbeiteten Almmulde führt. Obwohl für die “Erntezeit” zu früh und für die Blütezeit zu spät, ist diese zuletzt ansteigende Strecke eine wahre Panoramawanderung, und dass der “See” nichts anderes ist als das Speicherbecken für die Schneekanonen vergißt man angesichts der Ausblicke ins Tischlerkar und zum Ankogel. Dass uns die bequeme Talfahrt mit den Bergbahnen so angenehm ist, hätten wir uns vor einigen Jahren allerdings noch nicht träumen lassen…
3 Reaktionen zu “Bad Hofgastein: Schloßalmbummel”
Wahnsinn, ists dort schön! Dort muß ich unbedingt auch einmal hinfahren. Bissl schade, daß ich für so einen Urlaub keine Kameradin habe (meinen Mann freut das Wandern jetzt leider auch nicht mehr). Und allein ists halt nicht so schön wie zu zweit.
Ja, das Gasteiner Tal ist immer wieder wunderbar, noch dazu beim heurigen Urlaubswetter – 10 Tage und nur einer bewölkt! Ein paar Touren habe ich noch in Vorbereitung, und mein neues Headerbild ist das Tischlerkarpanorama von der Schloßalm.
Aber, derzeit scheint die Hochsaison bei den Herren Pilzen zu beginnen, jedenfalls in den höheren Lagen!
Liebe Grüße und schönes Wochenende! ABB
Gastein ist halt “universal” – Kurort, Thermalbad, Stadt in den Bergen, Wandergebiet, viel Natur mühelos erleben… damit meine ich Bad Hofgastein! Wir werden sicher wieder einmal dorthin fahren, vielleicht im späteren Herbst, wenn die Lärchen goldig werden, davon träum ich immer. Aber es sollte doch einmal auch eine andere Gegend sein. Ebenso wie beim Strandurlaub hängen wir zu sehr am Gewohnten. Vor allem aber – nach zehn guten Reisetagen ist es zuhause auch wieder wunderbar, mit Arbeit verbunden natürlich…
Grüße! BB