Waldviertel-Landschaft: Traunfellnerweg und die Dichterin Auguste Binder-Zisch
11. Dezember 2008 von Bernhard Baumgartner
Vor der adventlichen Feierstunde im Schloß Pöggstall am vergangenen Sonntag machten wir noch eine kurze Erkundung am Traunfellnerweg. Wegen der knappen Zeit befuhren wir die Bergstraße über Gerersdorf nach Braunegg. Nach kurzen Zwischenstopps folgte auf der Plateauhöhe ein fast “polarer” Spaziergang über den asphaltierten Feldweg zur Wiegenhalt mit den Motivpunkten 3 und 4 (Markierungstafeln und Wegweiser im Gelände bestens vorhanden). Schneereste, dunkle Baumgestalten vor einem weiten Himmel mit rasch ziehenden Wolken und kurzen Sonnenblicken, dazu ein wahrhaft eisiger Wind – das waren nachhaltige Eindrücke! Die Bilder zeigen vielleicht, warum Franz Traunfellner den Holzschnitt als sein künstlerisches Medium bevorzugt hat, noch dazu in Schwarz-Weiß-Grau. Selbst bei meinen Bildern sind im Vergleich die Farbaufnahmen viel weniger aussagekräftig. Bei der Talfahrt erwischten wir zwei Motivpunkte fast im Original – das Gehöft mit dem hohen Rauchfang in Oed mit Nr. 6 und die Kapelle in Gerersdorf mit Nr. 8.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich über den Künstler Franz Traunfellner und sein Leben nicht näher berichten. Die in der Sonderausstellung im Schloß Pöggstall (im Frühjahr wieder geöffnet; sowie voraussichtlich im Waldviertler Schloß Riegersburg parallel zur NÖ Landesausstellung 2009) aufliegenden Bücher und Infofolder sind ausführlicher, als ich hier dafür Platz fände.
Über eine “schicksalhafte Persönlichkeit” (ich hoffe, diesen Ausdruck richtig zu wählen, weil ein typisches Waldviertel-Schicksal dahinter steckt) will ich aber genauere Informationen vermitteln. Es ist die ins Waldviertel zugewanderte Dichterin, deren Werke Frau Gisela Salcher als “Woldviertler Adventsträußerl” bei ihrer einfühlsamen Lesung so eindringlich vermittelt hat:
Auguste Binder-Zisch wurde als erste Tochter des Peitschenmachers Johann Zisch und seiner Ehefrau Josefa 1914 in Wien geboren. In der Notzeit gegen Ende des 1. Weltkrieges verpflanzte der Vater die Familie in die Einschicht eines Waldviertler Dorfes. Er vermutete dort – irrtümlicherweise, wie sich bald herausstellte – bessere Möglichkeiten für sein Gewerbe. Die widerspruchsreiche Situation der Familie in der neuen Umgebung – ärmer als die Ärmsten und zugleich “etwas Besseres” in den Augen der Dorfbewohner – schenkte der späteren Dichterin die Erfahrung einer radikalen Distanz, eine Grundvoraussetzung für die hellhörige Aneignung eines neuen Idioms.
Um nach dem Tod ihres Mannes und angesichts der grauenvollen Ereignisse im Waldviertel 1945 nicht völlig verstummen zu müssen, suchte und fand Auguste Binder-Zisch Zuflucht in dichterischer Rede. Hilfreich in dieser Zeit war für sie auch die tiefe Freundschaft, die sie mit Franz Traunfellner verband. “Der Regenbogen” (Gedichte in Waldviertler Mundart, Wien 1951) hat sie als die herausragende Mundartdichterin ihrer Generation etabliert. Ihr weiterer Lebensweg war von reichem dichterischen Schaffen begleitet, einen Überblick bietet das Werk “Der Földweg”. Anmerkung: Text zusammengestellt nach dem bei der Adventstunde aufgelegten Infoblatt.
7 Reaktionen zu “Waldviertel-Landschaft: Traunfellnerweg und die Dichterin Auguste Binder-Zisch”
Beim ersten Bild gefällt mir schon die Sonne-Schatten-Variation sehr gut, besonders mit den leuchtenden Farben, aber ab dem 3. Foto muß ich dir recht geben, ist Schwarz/Weiß die bessere Wahl.
Daß ich eine Zeitlang viel im Dunkeln gepritschelt und damals noch analoge SW-Abzüge gemacht hab, das weißt du ja.
Heute geht das alles viel einfacher und die neue D300 liefert sogar wieder eine SW/monochrome-Einstellung – hatte die D70 nicht…
Ich finde SW manchmal viel interessanter, weil es die Fantasie anregt und bei manchen Motiven hilft das Wesentliche rauszubringen.
Vielleicht schaffen wir Zwettler es auch mal so weit in den Süden
naja zwettl ist nicht gerade für seine zentrale lage bekannt, mein freund war mal in gmünd im kh zur turnusausbildung – wenn er in palästina gewesen wäre hätte ich ihn auch nicht öfter zu sehen bekommen !!
Der Winter-Wanderspiegel der Destination Waldviertel ist nun direkt von meinem Beitrag aus abrufbar – was es da alles gibt! – wie wäre es etwa mit einer Silvesterwanderung?
weihnachtswanderungen machen wir jedes jahr ( gießhübl- kugelwiese oder seewiese – waldandacht und retour . von silvester halte ich persönlich relativ wenig – das feier ich halt weils alle anderen auch machen – schlafen kannst meistens eh net (außer in baden )
Unser seit einigen Jahren übliches “Silvesterprogramm”: Am späteren Nachmittag zu einer Schutzhütte (Annaberger Haus, Billensteiner am Lilienfelder Gschwendt u.a.), dort gemütlich einkehren (zuletzt mit Familie Oswald und den Eltern von Schwiegersohn Walter), dann im Finstern (mit Stirn- oder Taschenlampe, dazu muss der Weg natürlich passen) absteigen > Heimfahrt und ab in die Badewanne, dann bleibt nach einígen appetitlichen Happen und dem Sekt ohnehin kaum mehr Zeit für das wie immer hatscherte Fernsehprogramm…
Aber vielleicht besuchen wir heuer die Silvestervorstellung im Landestheater St. Pölten, da haben wir dann nicht weit heim, wir beiden “häuslichen Genießer”!
Danke für den Link zum Winterwanderspiegel WV! Hab ich mir gleich runtergeladen. Da mach ich sicher was diesen Winter. Mal sehen, ob ich im Jänner wegkann. Oder viell. Anfang Februar, weil in den Ferien wirds dort auch nicht überlaufen sein und in die Ramsau können wir eh erst ab Mitte Februar (mein Mann und ich).