Weinviertel – mein Viertel!
Vorausgestellt sei die Bemerkung, dass es sich beim Autor dieser Zeilen um einen echten Weinviertler handelt, also jemand, der im Weinviertel geboren wurde und seither dort lebt. Das heißt nicht, dass er sonst nichts gesehen hat auf dieser Welt.
Warum soll jetzt jemand überhaupt zu uns kommen? In eine Ecke Österreichs, wo es nichts gibt. Denkt man. Womit kann das Weinviertel aufwarten? Einige Gedanken:
Mit Weingärten – eh klar, sonst würde es nicht so heißen. Mit Kellergassen und Kellerbergen. Aha! Da haben wir eine Besonderheit, die es außer bei uns (und einigen angrenzenden Gebieten) nirgends gibt. Jene Kellergassen, wo sich ein Presshaus an das andere reiht, oft fernab der eigentlichen Ortschaft und wo sich (leider heute nicht mehr) die Köllamauna auf ein Achterl trafen. Abends zogen sie dann mit umgehängtem Köllazega wieder heimwärts. Heute sind leider einige Keller verfallen, andere wurden zu seelenlosen Gebäuden umgebaut, aber die meisten stehen noch da – fast wie früher.
Mit Bergen! Ich höre förmlich das Gelächter. Das wollen Berge sein? Stimmt ja eigentlich. Mit dem Schneeberg oder dem Großglockner können sie nicht mithalten. Aber was ist der Unterschied? Wenn ich oben stehe, sehe ich weit über das Land, egal, ob der Hügel jetzt 300 oder 3000 Meter hoch ist. Ich sehe halt nur etwas anderes. Keine imposanten Felswände, keine schroffen Gipfel, sondern sanft gewelltes Land. In den weiten Tälern liegen die Orte, fast überall ragt ein Kirchturm hervor. Und ob man es glaubt oder nicht, Aussichtspunkte und auch Aussichtswarten gibt es hierzulande genug!
Jede Jahreszeit präsentiert sich anders: Im Winter ist alles weiß überzogen, auch der Raureif hat schon so manchen Baum zu einem Kunstwerk werden lassen. Dann zeigt sich der Frühling in seinen verschiedenen Grüntönen und den zahlreichen blühenden Bäumen und Wiesen. Im Sommer, wenn das Korn hoch steht, sieht es fast aus wie ein Meer, wenn der Wind durchstreift. Den farbenprächtigen Herbst kennt ohnehin jeder, eine Farbenpracht, diese Mischwälder oder auch die Weingärten.
Und wie kann man all das verbinden? Ganz einfach – mit einem Spaziergang oder einer Wanderung. Unsere Wanderungen beginnen in den kleinen (oder auch größeren) Ortschaften, führen durch die jahreszeitlich geprägte Landschaft zu einem Aussichtspunkt und auf der anderen Seite kommt man durch die Kellergasse wieder zurück. Das Schöne an der Sache: Man ist nicht stundenlang unterwegs, sondern oft nur 2 oder 3 Stunden, aber man kann so vielfältige Eindrücke mitnehmen. Es liegt dann nur mehr an der Sichtweite des Betrachters, sich die positiven Elemente rauszufiltern. Und: Die Wanderungen kann jeder gehen, vom Kind bis zum Greis.
Hier in meinem Blog werde ich in loser Folge Bericht geben von meinen Wanderungen – den “Streifzügen durchs Weinviertel”. Da ich auch gerne fotografiere, zeige ich natürlich auch die schönsten Bilder. Die Leser sind herzlich eingeladen, meinen Spuren zu folgen, vielleicht eigene Streifzüge durchs Weinviertel zu machen und die Vielfältigkeit des Weinviertels kennenzulernen. Vielleicht sagt dann der Eine oder Andere auch:
Weinviertel – mein Viertel!
Mittwoch, 14. Januar 2009 um 18:27
Auf die Beiträge vom Weinviertel freue ich mich wirklich schon sehr denn: Ich wandere wirklich sehr gerne. Was ich aber nicht so gerne mag ist das sehr steile hinaufgehen auf einen Berg. Das strengt mich meistens irrsinnig an. Meist lässt sich mein 4 1/2 jähriger dann auch recht widerwillig ziehen. Also wenn ich da von 2 bis dreistündigen Wanderungen/Spaziergängen lese, die dann auch durch die Kellergassen führen die mir sehr sehr gut gefallen dann ist das genau meines.
Donnerstag, 15. Januar 2009 um 05:58
Wolfgang, daß du dich hier auf wandertipp.at einbringen willst freut mich sehr und ich bin schon sehr gespannt auf den nächsten Weinviertel-Bericht!
Die Begeisterung für das Weinviertel als deine Heimat ist deinen Zeilen deutlich abzuspüren.
Mit Astrid hast du da gleich einen Fan gewonnen. Jetzt werde ich jedesmal hören, warum wir schon wieder so steil raufgehen müssen
Ich finde, gerade wenn´s um Landschaften geht, liegt viel im Auge des Betrachters und jede Naturlandschaft hat ihre Reize.
Ist “Köllazega” der umgehängte riesige Schlüssel zum angewitterten, schiefen Holztürl ?
Übrigens, am 24.1.2008 wird ganz bestimmt etwas aus unserer Wer-geht-mit-Wanderung im Weinviertel und wer Lust hat, ist herzlich eingeladen !
Zum Wochenende werde ich noch die Details (Verkehrsmittel, Einkehr) zusammensuchen und dann gibt´s nochmal mehr darüber (hier, im WV-Forum und auf GT).
Wir werden ein Stück vom Weinviertel-Rundwanderweg gehen:
Weinsteig – Karnabrunn – Goldenes Bründl – Leobendorf (Teilstück Weinviertel-Rundwanderweg), Details folgen noch.
Schöne Grüße ins Weinviertel !
Andreas
Donnerstag, 15. Januar 2009 um 06:12
[...] dieser Zeilen und der gestrigen Zeilen von Wolfgang fühle ich mich sehr bestätigt, daß das Weinviertel als Wanderregion durchaus ernstzunehmen ist. [...]
Donnerstag, 15. Januar 2009 um 06:19
Ich hab dir noch kurz die Kategorie Weinviertel ergänzt, damit dein Artikel auch beim Themen-Link zum Weinviertel kommt:
http://wandertipp.at/blog/themen/weinviertel/
Freitag, 16. Januar 2009 um 18:54
Danke für das Interesse. Es freut mich natürlich, wenn ich mit meinen Worten jemanden fürs Weinviertel begeistern kann. Es ist halt nicht leicht. Für viele sind die Schönheiten meiner Heimat erst auf den 2. Blick erkennbar. Aber ich arbeite mit Wort und Bild daran.
Der Schlüssel ist natürlich ein wichtiges Requisit der alten Köllamauna und wurde grundsätzlich nie aus der Hand gegeben. Der Köllazega aber ist eine Art Tragtasche aus Leder, rund oder oval, mit Deckel und Trageriemen und genau so hoch, dass ein oder zwei Doppla (2-Liter-Flaschen) darin Platz fanden. Der Winzer wollte schließlich auch zu Hause etwas trinken und Wasser war eigentlich nur zum Waschen und fürs Vieh.
Freitag, 16. Januar 2009 um 21:49
Ich hab auch schon gehört, daß die Winzer Wein trinken können wie Wasser, bzw a G´spritza da, a G´spritza dort – ist da was dran ?
Bei mir ist´s nach einem gepflegten Achterl immer schon genug. Aber beim Biertrinken häng´ ich derzeit am Abendflascherl. Ob das allerdings gescheit / noch gesund ist ? Vielleicht sollte ich auf Wein umsteigen…
Dienstag, 20. Januar 2009 um 21:30
Indem ich NÖ systematisch nach Wandermöglichkeiten durchforscht – und überall ganz außerordentlich “fündig” wurde – kann ich dir bestätigen: Das Weinviertel ist ebenso ein tolles Wandergebiet wie die übrigen Viertel von NÖ! Jede Landschaft in ihrer eigenen typischen Art, und da hat das Weinviertel vor allem in den Feinheiten viel aufzuweisen. Das sollte viel mehr ins Bewusstsein der am Wandern (und Tourismus, dem kommerziellen Aspekt dazu) interessierten Öffentlichkeit bewusst gemacht werden. Meine Schlagworte dazu – pannonisches Klima und pannonische Flora, einzigartig für Mitteleuropa im Weinviertel und den anschließenden Randgebieten, Erdgeschichte mit fantastischem Fossilreichtum, Sonderstandorte der Flora mit den westlichsten Vorkommen asiatischer Spezies… Wein und Kellergassen, Salzböden, Auwälder, Sanddünen…. Erdställe und Hausberge…
Am liebsten würde ich gleich hinfahren – “in die weite Welt vor der Haustür”!
Bin schon gespannt auf deine Tourenvorschläge! Fangfrage – Hendlfutterberg, Bockstallberg?
Donnerstag, 22. Januar 2009 um 11:28
Ich habe das Glück, die weite Welt direkt vor meiner Haustür zu haben. Deine Schlagworte kann ich nur bestätigen. Ich muss immer wieder im Zuge meiner Nachforschungen feststellen, was es bei uns alles gibt, das ich noch nicht kannte. Allein die vielen Hausberge.
Bockstall (oder Burgstall) ist ein alter Flurname, der speziell in unserer Gegend oft vorkommt. Den Bockstallberg in der Hollabrunner Gegend kenne ich nicht persönlich. An den Hendlfutterberg kann ich mich auch nur sehr vage erinnern, vor vielen Jahren haben wir einmal eine Naturfreunde-Wanderung dorthin unternommen. Da es in Sulz aber zwei neue Nordic Walking Routen gibt, wird es mich demnächst sicher in diese Gegend verschlagen.