Wanderreise nach Slowenien, Tag 4 (31.05.2011)
5. Juni 2011 von Eli
Auch heute müssen wir zeitig raus aus den Federn – um 8 Uhr startet der Bus und bringt uns am Südufer des Bohinjer Sees entlang nach Ukanc (bedeutet „Ende“ – dort geht’s wirklich nicht mehr weiter). Von dort geht eine moderne Seilbahn ca. 1000 hm hinauf ins Schigebiet Vogel (der eigentliche Gipfel wäre von der Bergstation noch ca. 2 ½ Std. zum Gehen).
Zum Wandern ist es hier nicht besonders schön, wie das halt Schigebiete oft so an sich haben – Schotterwege. Die Aussicht ist aber so wunderbar, daß es sich allemal lohnt, hier heraufzufahren. Wieder erklärt und erzählt uns Rado sehr ausführlich, einerseits was wir hier alles sehen, andererseits viel Geschichtliches. Und heute zeigt sich uns der Triglav zwar etwas weiter weg – aber davor ohne jedes Wölkchen!
Z.B. ist von hier im Westen im 1. Weltkrieg die berüchtigte Isonzo-Front verlaufen. Es gab oben auf der Hochfläche ein Lazarett, der Nachschub auch für die Truppen wurde zunächst per Pferdewagen, dann per Pferdeeisenbahn bewältigt. Heute geht die Bahn nicht mehr bis zum Bohinjer See. Wir halten uns hier eine gute Stunde auf, spazieren ein bissl herum oder sitzen in der Sonne, je nach Belieben. Ein bissl Blumen-Fotografieren lohnt sich auch. Ich empfinde es als sehr entspannend hier heroben!
Dann fahren wir mit der Seilbahn wieder hinunter und gehen zu Fuß zunächst durch den Soldaten-Friedhof (1. Weltkrieg) – auch hier hat Rado wieder viel Interessantes zu erzählen. Es liegen hauptsächlich ungarische Soldaten hier begraben und der Friedhof wird auch vom ungarischen Staat unterstützt.
Weiter gehen wir dann durch das kleine Dörfchen Ukanc, vorbei am Hotel Zlatorog (goldener Bock), dem Schwesterbetrieb von unserem Hotel, von dem wir auch unser Essen bekommen.
Bald danach verlassen wir den Asphalt, es geht jetzt auf einer Schotterstraße leicht bergauf in Richtung Talschluß. Heute ist der wärmste Tag, und ich plage mich schon ein bissl. Bin diesmal die letzte (macht mir aber nichts, einer muß es ja sein). Irgendwann hört man schon das Rauschen des Flußes – ein Versprechen? Ja, doch! Eine Brücke über den Fluß, dann kommt links das Gasthaus (Koča pri Savici), wo wir nach dem Besuch des Wasserfalls essen werden.
Das Essen müssen wir uns aber erst „mühsam“ verdienen! Denn jetzt warten über 500 Stufen auf uns! Nach dem Kiosk beim Eintritt geht es los. Immer drei oder vier Stufen, dann wieder ein paar Meter flach, wieder Stufen, usw. Nach ca. 2/3 gibt es einen kleinen Platz nebenan, wo man schon ein bissl was sieht. Aber wir steigen weiter hinauf, die Gruppe zieht sich auseinander, was gut ist, weil oben in der Aussichtsplattform ist nicht Platz für so viele Leute.
Und dann haben wir den Endpunkt erreicht – eine überdachte „Kanzel“, von der man einen wunderbaren Blick auf den Savica-Wasserfall – eigentlich sind’s zwei – hat. Man kann doch noch ein paar Meter leicht bergab weitergehen, um noch näher heranzukommen.
Der Wasserfall fließt 38 Meter über Felsen in einem Winkel von 50 Grad abwärts und fällt dann 51 Meter hinab in den Stausee des Ukanc Kraftwerkes und über die Staumauer hinweg hinunter in den zweiten Stausee des Ukanc Kraftwerkes im Flusstal der Velika Savica. Ein zweiter Wasserfall stürzt 25 Meter in den Stausee hinab.
Die Velika Savica vereint sich mit dem zweiten Quellfluss Mala Savica zur Savica (“kleine Save”). Die Savica durchfließt den Bohinjsee, verlässt ihn als Sava Bohinjka und vereinigt sich bei Radovljica mit der Sava Dolinka zur Save. Die Savica wurde im Gedicht “Krst pri Savici” (dt. “Die Taufe an der Savica”) des slowenischen Nationaldichters France Prešeren (1800-1849) verewigt. Der Erzherzog Johann von Österreich besichtigte den Savica-Wasserfall im Jahr 1807. Ein Denkmal erinnert an seinen Besuch. (Quelle: Wikipedia)
Nach ausgiebigem Schauen und Fotografieren machen wir uns an den Abstieg, Stufe für Stufe – ich achte darauf, immer abwechselnd einmal mit dem linken und einmal mit dem rechten Bein hinunterzusteigen, um beide Knie gleichmäßig zu belasten. Runter geht’s ein bißchen schneller und bald ist das Gasthaus erreicht. Für uns wurde im Freien bereits gedeckt, und zuerst gibt’s einmal etwas zum Durstlöschen.
Es dauert dann ein bißchen, so viele Leute auf einmal zu versorgen geht nicht so schnell, v.a. außerhalb der Saison, wo nicht viel Personal da ist. Es ist aber so angenehm, hier im Schatten zu sitzen und auszuruhen, da macht das nicht. Und dann kommt sie, die versprochene Sauerkrautsuppe mit (oder ohne, je nach Wunsch) Krainer Wurst! Solche Würste esse ich daheim ja nicht, aber im Urlaub sind solche „Sünden“ gestattet –und die Suppe samt Wurst schmeckt herrlich!
Als Nachtisch gibt’s eine „Nationalspeise“ von Slowenien: Gibanica (Schichtkuchen). Apfel-, Topfen-, Nuss- und Mohnfülle wird jeweils von einem Strudelblatt getrennt, eine Sauerrahm-Eier-Mischung kommt auch noch hinein – eine richtige Kalorienbombe. Ich hab leider nicht gekostet, eine ganze wäre mir zuviel gewesen und zum Teilen hab ich niemanden gefunden. Aber ausgesehen hat sie köstlich!
Nach der Mittagspause machen wir uns an den Rückweg – zunächst wieder den Schotterweg Richtung Ukanc, dann links weg und auf einem hübschen Waldweg immer fast am nördlichen Seeufer entlang. Immer wieder einmal gibt es einen Zugang zum See – langsam aber doch kommt unser Ziel näher. Da der See gut 4 km lang ist, dauert es doch recht lange, bis man ganz durch ist. Da ich ja am 1. Tag ein Stück am See entlang spaziert bin, kenne ich dieses schon – fein, nicht mehr weit. Die Sonne meint es sehr gut mit uns, und ich sehne mich schon nach der Dusche!
Heute kommen wir deutlich früher nach Hause, und so geht sich auch noch eine Stunde neben dem Schwimmbad liegen und lesen aus – hinein gehe ich nicht, dafür ist es mir zu kalt, aber die Beine reinhängen ist recht erfrischend. Nach drei Tagen Wandern bin ich richtig müde, und froh, daß wir morgen nur noch einen Spaziergang geplant haben, rund um den Bleder See. Mehr als diese drei Tage wäre mir doch zu viel gewesen. So aber hats gut gepaßt – und ich weiß jetzt genau, wo ich konditionell steh – gar nicht so übel für das wenige, das ich bisher heuer tun konnte!
Unterwegs war ich heute ca. 4 Std., immerhin 250 hm sind zusammengekommen, und ca. 15 km (hier gehen die Meinungen auseinander, GPS meinte 17 km, aber irgendwie kann ich mir das nicht recht vorstellen, angesichts der Gehzeit. Also Kompromiss und ein bissl weniger).
Viele weitere Fotos gibt es HIER!
So viele “suprige” Erinnerungen sind dabei – und jetzt gerade vor dem Nachtmahl die appetitliche Bildanimation (mir rinnt das Wasser schon zusammen d.h. intensive Erwartungshaltung mit exzessivem Speichelfluss… so kann man´s auch sagen!).
Also mit deinem Urlaubsbericht haben wir besonders viel Freude!
Grüße! BB
Vielen Dank, das freut mich wirklich sehr!!